ATMOSPHÄRISCH, BEDROHLICH UND BEDRÜCKEND...Mitten in einer Winternacht in einer deutschen Großstadt. Die Straßen sind dunkel, kalt und einsam. Eine gefährliche Zeit für die seit kurzem wohnungslose Lou, die Hunger, Krankheiten und Kälte schutzlos ausgeliefert ist. Außerdem verschwinden immer wieder Frauen spurlos von der Straße, was die Situation für Lou noch gefährlicher macht. Als Lou an einem besonders eisigen Abend eine alte Jacke mitgehen lässt, ahnt sie nicht, dass ihre Verzweiflungstat die Pläne eines grausamen Mörders durchkreuzt. Denn die Frauen verschwinden nicht zufällig, und fortan steht Lou im Fadenkreuz des Killers. Doch auch Lou ist dem Mörder auf der Spur, und bald steht nur noch eine Frage im Raum: Wird Lou den Killer finden, bevor er sie tötet? (Verlagsbeschreibung)Etwas skurril ist es, im Hochsommer bei Temperaturen über 35° Celsius solch einen Thriller zu lesen, der im tiefsten Winter bei klirrender Kälte spielt. Aber diese Diskrepanz vergaß ich bald, denn schon nach wenigen Seiten war ich voll in der Geschichte drin.Ein ungewöhnliches Setting hat die Autorin gewählt - mit der ehemaligen Journalistin Lou bewegen sich die Geschehnisse konsequent im Obdachlosenmilieu einer deutschen Großstadt, das hier mit allen Problemen (Hunger, Schutzlosigkeit, Kälte, Krankheit, Kriminalität, Sucht) sehr eindringlich und plastisch dargestellt wird. Zu Beginn ist unklar, weshalb Lou abgestürzt und wohnungslos ist, Andeutungen machen aber neugierig und sind mit ein Grund dafür, dass man immer weiter lesen will. Lou ist sehr danach bestrebt für sich zu bleiben und niemanden an sich heranzulassen, sie wirkt wie eine einsame Wölfin. Doch an einem der bekannten Treffpunkte lernt sie die junge Jenny kennen, die sich ungewollt an sie klettet und für die Lou im Grunde gegen ihren eigenen Willen so etwas wie ein Verantwortungsgefühl entwickelt. Dabei hat sie genug damit zu tun, sich selbst am Leben zu erhalten.Als Lou an einem fürchterlich kalten Abend beschließt, eine herrenlose Jacke mitzunehmen, um nicht zu erfrieren, lenkt sie ohne es zu ahnen die Aufmerksamkeit eines Mörders auf sich. Eines Mörders, der zielstrebig seine Ziele verfolgt und dem schon einige Frauen aus dem Obdachlosenmilieu zum Opfer gefallen sind. Da es bisher meist so aussah, als seien die Frauen durch eigenes Verschulden ums Leben gekommen, ist die Polizei noch nicht wirklich aufmerksam geworden. Doch als noch mehr Leichen auftauchen und Lou immer wieder verfolgt wird, ahnt sie, dass sie es mit einem Serienmörder zu tun hat. Und obwohl sie nie wieder journalistisch arbeiten wollte, besinnt sie sich nun ihrer Stärken. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt...Dieser Thriller lebt in erster Linie von seiner bedrohlichen und bedrückenden Atmosphäre. Er ist durchaus spannend konzipiert, hat aber im Mittelteil kleine Längen. Gegen Ende ziehen Tempo und Spannung erwartetermaßen an, und es wird noch einmal richtig gefährlich. Im Verlauf erhält man immer wieder kleine Einblicke in das Denken des Mörders, der mir insgesamt allerdings zu klischeehaft charakterisiert wurde - ein Psychopath eben. Störender noch empfand ich allerdings eine Person aus dem Umkreis des Täters, die für mich so gar nicht vorstellbar war. Näheres kann ich hier nicht verraten ohne zu spoilern, aber dies kostete dann doch den fünften Stern.Das Ende liest sich für mich, als könnte eine Reihe geplant sein. Sollte dies so sein, würde ich gerne weiterlesen. In jedem Fall ist "Todschwarze Nacht" ein insgesamt gelungener Reihenauftakt. © Parden