Es ist der Neujahrsmorgen 2018 auf Lanzarote: Henning sitzt auf dem Fahrrad und kämpft sich gegen den Wind über den Steilaufstieg nach Femés. Sein Fahrradausflug gleicht einer Flucht ¿ eigentlich hatte er nur die Weihnachtsferien mit seiner Frau und den beiden Kindern auf der Insel verbringen wollen, ein bisschen ausspannen, mal was anderes sehen. Doch nun ist ¿Es¿ wieder da. Seit Jahren suchen in immer wieder Panikattacken heim, so schlimm wie jetzt war es aber noch nie. Während Hennig sich der Erschöpfung nahe den Pass hinaufkämpft, lässt er sein Leben Revue passieren. Eigentlich hat er ein ganz normales Leben: er hat einen passablen Job, lebt mit seiner Frau in einer gleichberechtigten Beziehung und hat zwei gesunde Kinder. Er könnte glücklich sein und trotzdem verfolgen ihn seine Angstzustände wie Dämonen. Als er endlich Femés ankommt, kommt auch die Erinnerung wieder hoch: Er war als Kind schon mal hier und damals hat sich hier etwas Schreckliches zugetragen.Schon mal vorweg: Die Geschichte war schön zu lesen und streckenweise echt spannend ¿ in der Summe hat Juli Zeh aber bessere Bücher geschrieben.Wie immer hat mich Juli Zehs Schreibstil sofort gepackt und in die Geschichte hineingezogen. Man taucht sofort in Hennings Gedankenkarussell ein, spürt das Düstere, das über der ganzen Szenerie schwebt und möchte herausfinden, warum Henning solche Panikattacken hat. Der erste Teil der Geschichte ist recht nebulös erzählt und macht die Handlung dadurch sehr spannend. Man weiß noch nicht so genau, was mit Henning los ist, nur dass ¿Es¿ wieder da ist. Gedanklich reist Henning in die Vergangenheit und man erfährt auch ein bisschen etwas aus seiner Kindheit und Jugend. Als Henning dann auf dem Pass ankommt und dort an einem alleinstehenden Haus anklopft, um nach etwas zu trinken zu fragen, wird die Geschichte dann sehr rasant und intensiv. Henning erkennt: er war als Kind schon mal hier und jetzt erkennt er auch die Dämonen, die ihn verfolgen. Bis dahin hat mir die Geschichte wirklich gut gefallen ¿ nachdem Henning aber herausgefunden hat, woher seine Panikattacken kommen, bricht die Geschichte irgendwie sehr überhastet ab. Letztendlich geht es in dem Roman ja um Kindheitstraumata, aber irgendwie hat mir da gerade zum Schluss die psychologische Tiefe gefehlt. Henning kann sich jetzt wieder daran erinnern was damals war und damit stehen jetzt er und die Leser einsam da.Gute Idee, gut zu lesen, aber mit Schwächen.