Dr. Claude "Luke" Lucas erwacht eines Morgens ohne Erinnerung auf der Herrentoilette des Union Station Bahnhofs in Washington D.C. Mit nichts in der Tasche und keiner Ahnung, wer er ist, beginnt er verzweifelt, seine Identität zu rekonstruieren. Stück für Stück erinnert er sich - er ist Teil des US-Raumfahrtprogramms rund um die entscheidende Explorer-Rakete. Doch je mehr er über sein vergangenes Leben herausfindet, desto klarer wird: Seine Amnesie ist kein Unfall...Ken Follet geht mit "Das zweite Gedächtnis " für ihn durchaus ungewohnte Wege und präsentiert einen als packenden Agententhriller, dessen Tempo spätestens ab dem ersten Kapitel spürbar zieht. Die Entscheidung, die Geschichte strikt chronologisch über nur drei Tage hinweg zu erzählen, gibt der Erzählung eine intensive Dringlichkeit - jedes Kapitel ist mit Uhrzeit überschrieben und schärft das Gefühl des Countdowns. Ich habe es als besonders gelungen empfunden, wie Follett die Erinnerungen des Protagonisten langsam enthüllt und durch Rückblenden in die Harvard-Zeit spannende Verbindungen zwischen den Figuren aufbaut. Die Verbindung zur realen Raumfahrtgeschichte und der Wettlauf um den Explorer-I-Start verleiht der Story zusätzlich historische Relevanz und Spannung. Die Kapitelanfänge mit Raketeninfos und visuelle Gestaltungselemente wirken dabei nicht überladen, sondern verstärken meine Faszination und das Eintauchen in diese Ära. Luke ist ein überzeugender Protagonist- ein Mann, der buchstäblich gegen sich selbst kämpft, während seine Erinnerungsfetzen auftauchen und die Wahrheit skizzieren. Seine Fähigkeit, trotz amnestischer Blockade komplexe Kreuzworträtsel zu lösen, wirkt als starker Hinweis auf seine frühere Kompetenz und gibt Orientierung. Die Nebenfiguren - insbesondere Anthony, Elspeth, Billie und Bern - waren faszinierend. Ihre gemeinsame Vergangenheit in Harvard und späteren Rollen (geheimer Dienst, Forschung, Schriftstellerei) ergeben ein dichtes Netz aus Loyalitäten und Verrat. Ich empfand die Figurenbeziehungen als realistisch und vielschichtig, nicht bloß funktional. Der Spannungsbogen bleibt konstant hoch - die Zeitanzeige, die ständige Verfolgung und die Frage "Wer ist Freund, wer Feind?" halten mich aufmerksam. Der historische Kontext - der Wettlauf mit der Sowjetunion um den ersten Satellitenstart - verstärkt die Spannung um Bedeutung und Konsequenzen der Handlung. Insgesamt habe ich die Dynamik aus persönlichem Drama, Spionage und Weltraumgeschichte als äußerst gelungen empfunden."Das zweite Gedächtnis" ist ein spannungsgeladenee Agententhriller mit starker historischer Verankerung. Die konsequente Struktur erzeugt unbarmherzigen Druck - das hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Die Entfaltung der Figurenbeziehungen über Rückblenden wirkt organisch und in Verbindung mit dem Wettlauf um die Explorer-Rakete belebend. Die Balance zwischen persönlichem Identitätsdrama und politisch-historischer Brisanz hat mir sehr gefallen. Kein gewöhnlicher Follett, sondern ein konzentriertes und präzise konstruiertes Werk.