Spannende Fortsetzung mit klitzekleinem Schönheitsfehler
Ich habe den Vorgänger "ohne ein Wort" seinerzeit geliebt und wusste gar nichts von einem Nachfolger. Erst vor ein paar Tagen, habe ich ihn entdeckt, da der Autor etwas aus meinem Blickfeld verschwunden war.Man muss den Vorgänger nicht unbedingt lesen, aber es ist in jedem Fall hilfreich um die Beziehungstiefen zwischen den Charakteren zu verstehen. Ich habe ebenfalls noch mal zwei Stunden Investiert um mich aufzufrischen.Der Schreibstil ist flüssig und flott, sodass man keine großen Phasen der Langeweile riskiert. Auch die Charaktere sind herrlich gezeichnet und mit den entsprechenden Verwebungen zu Teil 1 bestens in Szene gesetzt. Einzig - und hier kommen wir zu, Schönheitsfehler - Cynthias absolute Psychose und Kontrollwahn sind völlig überzogen. Das Drama um ihre Familie wurde aufgeklärt und es war offensichtlich das ein eigens durch den Vater ausgelöstes Familiendrama schuld an allem war. Keine äußeren Mächte, keine AlltagsSituation und doch ist Cynthia 7 Jahre nach den Ereignissen viel zu manisch im Bezug auf ihre Tochter. Auch wird die in der Inhaltsangabe verwendete Bezeichnung "Überfürsorglichkeit der Eltern" dem nicht wahrheitsgemäß gerecht, denn Terence hat keinerlei Interesse an diesem Wahn, trägt ihn aber seltsamerweise mit. Das wird mir hier zu wenig aufgegriffen. Cynthia ist eine psychotische und unberechenbare Frau, der man absolut nicht vertrauen kann. Sie sieht permanent Gespenster, erdrückt ihre Tochter jede Sekunde aufs Neue und wenn diese mal eine Wahrheit ausspricht, die der Mutter nicht gefällt, wird sie geschlagen und muss mit Verbrennungen ins Krankenhaus. Sie zieht aus, wann es ihr passt und lebt dann woanders. Dadurch wirkt Terry sehr unglaubwürdig. Welcher Mann kritisiert einen Anderen, dem er sein Leben und das seiner Familie verdankt, für kleinere und größere Gaunereien, oder missbilligt einen leicht ruppigen Teenager der schulisch gefloppt ist, aber bleibt tiefenentspannt wenn die Frau die Tochter schwer verletzt und diese dann den Arzt belügen muss. Er macht alles mit, was seine Frau veranstaltet und sieht nicht, dass die wahre und täglich präsente Gefahr für Grace, ausschließlich durch ihre Mutter existiert.Somit können wir die perspektivgebende Figur nicht ernst nehmen und auch nicht mit ihr sympathisieren. Er ist ein Fähnchen im Wind und wie Vince korrekt bemerkt, absolut kein Mann, sondern ein unfassbares Weichei. Er "spielt" den Vater sobald er mit Grace allein ist, aber ist nur ein jämmerlicher Mitläufer sobald Cynthia da ist.das schmälert das Buch doch etwas, aber da besonders Jane und Vince hier die Story tragen, kann man es so eben gelten lassen und der Plottwist (einer von vielen) am Ende macht 5 Sterne weiterhin möglich