Inhalt:Als ihre Großmutter stirbt reist Harriet in die Hamptons um ihrem Großvater in dieser schweren Zeit beizustehen. In dem kleinen Küstenort kommt es zu einem überraschenden und emotional aufwühlenden Wiedersehen: Harriet trifft auf ihre einstige große Liebe Mac, der vor einigen Jahren einfach aus ihrem Leben verschwand. Mac hat Harriet nie gesagt, wieso er damals den Kontakt zu ihr abbrach und macht sich deswegen große Vorwürfe. Er liebt Harriet immer noch, aber er ist nicht mehr derselbe, der er früher gewesen ist, denn er musste einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Hat Mac Harriet für immer verloren oder lohnt es sich zu kämpfen?"In seinem Gesicht spiegelten sich tiefe Emotionen. Da war immer noch Liebe, Harriet konnte es deutlich sehen. Im Lauf der Jahre hatte sie Knicke und Dellen bekommen, aber sie war vorhanden." (S. 354)Meine Meinung: Ehrlich gesagt, hatte ich keine allzu großen Erwartungen an das Buch. Es war mein erstes Buch von der Autorin. Ich hatte ein nett zu lesendes Buch erwartet, dass eventuell etwas langweilig und oberflächlich sein könnte. Umso mehr hat es mich gefreut, dass ich die Geschichte dann doch so sehr gemocht habe. Es handelt sich um eine bewegende und ergreifende Geschichte, deren Charaktere Tiefgang haben.Obwohl es einige sehr traurig, dramatische und nachdenklich stimmende Momente gibt, wird die Geschichte nie zu schwermütig. Es gibt auch auflockernde, lustige Begebenheiten und es überwiegen insgesamt die schönen und hoffnungsvollen Momente. Das gelingt auch dadurch, dass es nach der Nachricht vom Tod der Großmutter direkt einen einwöchigen Zeitsprung gibt und Harriet sich verstärkt an schöne gemeinsamen Erlebnisse zurückerinnert. Mac wiederum hatte viel Schlimmes durchzustehen, hat sich aber inzwischen wieder weitgehend gefangen und gelernt sich mit der Situation zu arrangieren. Er schöpft durch die zweite Chance, die ihm Harriet zugesteht neuen Mut und beginnt wieder auf eine gemeinsame Zukunft zu hoffen. Es ist sehr bewegend wie sich Harriet und Mac in der Gegenwart des anderen aufblühen. Es hat mich auch gefreut, dass darauf verzichtet wird durch ein "Beziehungsdreieck" unnötiges Drama in die Geschichte zu bringen. Mac und Harriet sind liebeswerte Hauptpersonen, die einem mit all ihren Stärken und auch Schwächen nahegebracht werden. Ich konnte mich richtig gut in sie hineinversetzten, habe sehr mit ihnen mitgefiebert und ihre Geschichte ging mir sehr zu Herzen. Die Charaktere haben Tiefgang und die Gedanken und Gefühle von Harriet und Mac kann man sehr gut nachvollziehen. Man kann Verständnis für Macs Kontaktabbruch aufbringen, weil einem begreiflich gemacht wird in welch schwieriger und psychisch belastender Situation er sich damals befand, obgleich Harriet es natürlich verdient gehabt hätte, dass er ihr das persönlich sagt und ihr die Gründe auseinandersetzt. Die (erneute) Annäherung zwischen den beiden wird sehr schön und vor allem glaubwürdig beschrieben. Harriet ist verständlicherweise zunächst etwas überfordert, verunsichert und verhält sich abweisend als sie Mac nach all der Zeit so unvermittelt gegenübersteht. Sie ist zunächst vorsichtig und braucht Zeit, weil sie nicht ein weiteres Mal verletzt werden will. Auch Mac ist verunsichert und das plötzliche Wiedersehen bewegt ihn sehr. Es plagen ihn Selbstzweifel und er macht sich wegen seines Verhaltens Harriet gegenüber große Vorwürfe. Er steht zu seinem Fehlverhalten und entschuldigt sich bei Harriet. Vor allem aber gibt er Harriet die Zeit, die sie braucht und erzwingt nichts. Ein besonders rührendes Zeichen seiner Zuneigung ist es, dass ihm Harriets Glück genügend am Herzen liegt, dass er bereit ist ihr zuliebe seine eigenen Bedürfnisse erst einmal zurückzustellen und abzuwarten. Außerdem hat das Buch auch tolle Nebenfiguren (z.B. die etwas exzentrische Madame Scarlet) bieten und auch Macs Hund und der Papagei Meryl Cheep sind eine Bereicherung für die Geschichte.Mac hat bei seinem Kriegseinsatz Schlimmes erlebt und musste lernen den Verlust seines Beines zu akzeptieren. Mit dieser Problematik wird auf eine sehr behutsame und unaufdringliche Art umgegangen: Das Thema rückt nie zu sehr in den Mittelpunkt, gerät aber auch nicht völlig in den Hintergrund. Es wird deutlich, dass Mac seinen Alltag gut meistert, er aber trotzdem zuweilen mit seinen traumatischen Erfahrungen zu kämpfen hat und er im Alltag in speziellen Situationen (z.B. Treppensteigen) ein wenig eingeschränkt ist. Auch Harriets unkomplizierter und natürlicher Umgang mit Macs Einschränkung hat mir gefallen.Ich fühlte mich beim Lesen an die SerieGilmore Girlserinnert. In dem kleinen Küstenörtchen werden passend zur Jahreszeit verschiedene Veranstaltungen organisiert. Zum Beispiel ein Weihnachtsbaum-Wettschmücken, der Cocktail-Mix-Wettbewerb, ein Bootsausflug etc. Das was in der SerieGilmore Girls 'Lukes Diner'ist, ist hier die Tikibar von Harriets Großeltern: Ein Ort, an dem man zusammenkommt.Das Buch hat ein wunderschönes, tränenreiches und emotionales Happy End. Zwar ist es vorhersehbar wie alles endet und ein Nebenhandlungsstrang hat dank eines sehr großen Zufalls ein versöhnliches Ende, aber das verzeiht man gerne, wenn einem ein Buch so schöne Lesestunden beschert. Manchmal braucht es einfach etwas fürs Herz bei dem man die Gewissheit hat, dass am Ende alles gut wird. Fazit:Eine unglaublich rührendes und zu Herzen gehendes Buch. Trotz dramatischer und trauriger Momente nimmt der Schwermut nie überhand. Es ist eine hoffnungsvolle Geschichte: Manchmal kann es einem gelingen die eigenen Fehler wieder gut zu machen und manchmal ist es den Versuch wert jemandem eine zweite Chance zu gewähren.Zum Schluss noch zwei besonders schöne Zitate aus dem Buch:"In guten wie in schlechten Zeiten" bezieht sich meiner Ansicht nach nicht nur auf Situationen oder Handlungsweisen, sondern bedeutet vielmehr, die Person als Ganzes zu akzeptieren. Wir verlieben uns, weil wir bestimmte Eigenschaften am anderen bewundern. Aber wir bleiben, weil wir die Fehler und Schwächen des anderen annehmen und ihn gerade deshalb lieben. Deshalb. Nicht trotzdem. Man sucht nicht das Perfekte im Leben [...]. Sondern das Unperfekte... (S. 405)"Jeder von uns hat zu kämpfen, Mackenzie. Aber gewinnen wird nur, wer niemals aufgibt." (S. 338)