"Politisch (in-)korrekt" liest und hört man derzeit vor allem im negativen Kontext à la "Man wird ja wohl noch sagen dürfen" und ähnlichen Totschlagargumenten.Im Falle des vorliegenden Romans wird mit sämtlichen Klischees rund um das Thema Flüchtlinge, Ausländer, "Gutmenschen", Männer, Frauen und Co um sich geschlagen. Prinzipiell dürfte sich wahrscheinlich jeder bei dem ein oder anderen Gedanken heimlich ertappt fühlen, egal in welche Richtung, da hier wirklich jeder einen auf den Deckel bekommt.Oberflächlich zusammengefasster Inhalt:Im Wiener Umland werden kurz hintereinander Leichen von jungen schwarzhäutigen Männern aufgefunden. Da sich im Tatort jeweils ein Schweinchen finden lässt, ist der Gedanke an eine komplette Mordserie nicht fern.Der Fall wird dem gerade frisch ernannten Ermittlerduo Kitty Muhr und Ali Khan Kurtulan aufgetischt, die sich neben den Ermittlungen im Flüchtlingsheim vor allem erstmal zusammenfinden müssen, was aufgrund ihrer völlig unterschiedlichen Lebenswelten nicht ganz so einfach, aber sehr humorvoll geschildert ist.Charaktere:Egal ob es sich um die beiden Protagonisten oder um mal wichtigere, mal weniger wichtige Nebencharaktere handelt - sämtliche Figuren treten bis ins kleinste Detail vollkommen überzeichnet auf, was neben der im Gegensatz dazu sehr feinen Kritik für sehr erheiternde Lesestunden sorgt.Protagonistin Kitty Muhr stellt mit ihrer plumpen, bequemlichen und ausländer-"kritischen" Art einen harten Kontrast zum besonnenen, kurdischen und positiv eingestellten Ali dar. Akzentuiert wird dieser Punkt vom verschieden ausgelebten Sexleben der beiden. Wie bei diesem verrückten Roman gar nicht mehr anders zu erwarten, werden hier die gesellschaftlich erwarteten Rollen komplett vertauscht: Denn hier ist die weibliche Ermittlerin die Sexbesessene, während der männliche Gegenpart auf Vernunft plädiert.So herrlich treffend die meisten Klischees auf die Schippe genommen werden, so wenig Entwicklung findet bei den Protagonisten insgesamt statt. Das Ermittlerduo findet sich zwar als Team, aber deutliche Veränderungen im Denken und Handeln werden nicht sichtbar. Das hinterlässt leider einen etwas fahlen Beigeschmack neben den sonst so genialen Charakterzeichnungen.Aufbau, Sprache, Genre:Der Schreibstil ist, passend zum gesamten Kontext (s. Charaktere), ziemlich vulgär. Das passt aber zur skurrilen Aufarbeitung des Themas und sorgt für erheiternde kurzweilige Lesestunden.Nach den Mordfunden und den ersten Ermittlungen folgt gar kein allzu großer Spannungsbogen. Vor weiteren Morden oder gar Bedrohungen fürchtet sich der Leser nicht, dazu fehlt jeglicher morbide Anteil, der das Buch womöglich noch etwas facettenreicher hätte gestalten können.Allgemein finden sich hier wenige Krimi-Elemente. Die Ermittlungen sind bisweilen komisch, könnten aber auch ganz zufällig als "Happenings" stattfinden. Das ändert sich auch kaum gegen Ende des Buchs, obwohl die Auflösung des Falls dennoch spannend und nicht zu 100% vorhersagbar ist.Faszinierenderweise störte ich mich allerdings gar nicht großartig an den beiden Punkten.Fazit:Der Roman mit Krimi-Elementen stellt eine erfrischend-erheiternde Abwechslung zum sonst so einheitlichen Krimi-Trott und den sonst - natürlich auch mindestens genauso berechtigten und vor allem wichtigen - ernsten Abhandlungen zum Thema Flüchtlinge dar.Insgesamt 3,5 Punkte