Die Agenten der Triaden Nase, Ohr und Faust werden wie die Söldnerin Flaka ausgesandt, Kontakte herzustellen, um die geplante Zerstörung der Finsteren Stadt vor den Toren Hongkongs zu verhindern. In Dubai trifft Flaka auf MOTHER, eine wilde KI, während die Agenten sich in die ehemaligen USA begeben, um in New Orleans und Las Vegas nach Verbündeten gegen die THC zu suchen. Werden sie Verbündete im Kampf finden?
Korb setzt kurz nach dem Ende des ersten Teils Sourcecode an und schickt seine Leser auf die Reise nach Dubai, New Orleans und Las Vegas. Während Flaka kaum auf Widerstände stößt in der Wüste, sieht es für Nase, Faust und Ohr ein wenig anders aus. Vor allem New Orleans erweist sich als zweischneidiges Schwert für den Widerstand.
Womit wir gleich bei dem größten Problems des Romans sind. Gerade die Episode in Dubai liest sich als viel zu glatt. Die Feuerkraft von Flaka und ihrer Einheit scheint so überwältigend, dass man sich als Leser beinahe wie in einem YouTube-Video über ein PC-Game fühlt. Dabei werden allerdings körperliche Eindrücke so gut wie ausgelassen. Korb, der sonst ein Meister in Beschreibungen und Einsichten in seine Protagonisten ist, entlässt den Leser hier geradezu darum bettelnd. Kein Wort über die Hitze (die Rezensentin WAR zweimal in Dubai, einmal davon am frühen Morgen, an dem bereits Temperaturen über 30°C herrschten), nichts über den allgegenwärtigen Sand, der aber doch bereits den Großteil der Stadt zurück erobert hat. Die Episode um die Wissenschaftler, die sich um MOTHER gescharrt haben, als seien sie ihre Kinder oder Familie, fühlt sich falsch an. Mag sein, dass Korb genau diese Gefühle hat auslösen wollen. Wenn dem so ist, dann hat er seine Arbeit verdammt gut gemacht, denn als Leser fühlt man sich wie auf einen Bildschirm beschränkt anstatt mittendrin zu sein.
Dies ändert sich, wenn die Handlung nach Nordamerika wechselt. Immer noch Action geladen erweist sich gerade New (Hope) Orleans als faszinierend. Und da zeigt Korb seine Stärke, gerade in den Action-Szenen, bei denen der Leser atemlos mit verfolgt, was vor sich geht, man das Buch gar nicht mehr zur Seite legen mag, sondern unbedingt wissen will, ob es der Gruppe gelingt, die ihr gestellte Aufgabe zu erfüllen. Hier möchte ich gerade die Szene um den Schaufelraddampfer hervorheben, in der einer der Protags gegen einen Alligator zu kämpfen hat. Kurze, abgehackte Bilder, doch das ist mehr als genug, um das Kopfkino in Gang zu bringen. Wirklich hervorragend be- und geschrieben.
In Las Vegas dagegen geht es dann ruhiger vor, aber nicht weniger traumatischer. Wer sich an einer Stelle nicht zumindest die Augen reibt, hat offensichtlich die Seiten vorher nicht gelesen. Eine wirklich herzzerreißende Geschichte, die dort erzählt wird. Und als Leser begegnet man etwas neuem und einer anderen Firma, die offensichtlich mit der THC zusammenarbeitet: der MDMA. Mit beiden Firmen zusammengenommen wird ganz offensichtlich die Gefahr größer.
Zurück in der Finsteren Stadt wird letztendlich ein Plan in die Tat umgesetzt, der so gut wie unmöglich scheint: die Infiltration und Extraktion von Daten aus den Speichern der THC. Dass es sich dabei um alles andere als einen Sonntagsspaziergang handelt wird jedem Leser sehr schnell klar, auch wenn eine der Gruppen mit einem Aussichts-U-Boot unterwegs ist.
Im großen und ganzen schließt sich Mainframe geradezu nahtlos an Sourcecode an. Es sind anfangs nur wenige Stunden oder vielleicht ein, zwei Tage vergangen seit den Ereignissen im ersten Band. Dennoch ist es nicht unbedingt vonnöten, Sourcecode gelesen zu haben, um Mainframe zu verstehen. Es ist nützlich, ja, aber es werden genug Informationen aus Sourcecode zur Verfügung gestellt im zweiten Band, dass die Handlung auch ohne Vorkenntnis verständlich ist. Wer natürlich die ganze Geschichte lesen möchte, ich bin sicher, der Verlag freut sich über jedes verkaufte Buch.
Meiner persönlichen Meinung nach war Sourcecode besser als sein Nachfolger, nicht viel, aber ein wenig. Wo der erste Band tiefgründiger war ist Mainframe um einiges actionreicher. Die Caberpunk-Welt wird größer und dementsprechend werden neue Figuren eingeführt und die alten tiefer beleuchtet, zumindest zum Teil. Handlungen und Planungen werden klarer, und der große Plan der TH am Ende enthüllt. Nun ist es an den Verbündeten, wie und ob sie das ganze noch stoppen können.
Ein solider Roman. Wie gesagt, die einzige Schwäche, die ich gefunden habe, war das erste Kapitel. Wobei, wenn ich mir das Ende überlege, das ganze auch von Korb geplant sein könnte, um seine Leser in Sicherheit zu wiegen.