4,5 Sterne Frau Komachi arbeitet als Bibliothekarin in einer kleinen Gemeinde Bibliothek in Tokio. In jedem Kapitel wird die Begegnung mit einer anderen Person beschrieben, die zum ersten Mal die Bibliothek entdeckt und ein Buch ausleihen möchte. Frau Komachi stellt jeweils nach einem kurzen Gespräch eine Liste mit vier Buchempfehlungen zusammen: drei Bücher beziehen sich auf die eigentliche Suchanfrage und das vierte Buch ist ihre persönliche Empfehlung für die Person, um dieser einen Denkanstoß mit auf den Weg zu geben, wodurch sich eine neue Ausrichtung ihres Lebens ergeben kann. Dazu gibt es von ihr noch eine Beigabe. Zuerst wirkt die Auswahl recht willkürlich und unpassend, doch schnell wird das Gegenteil offensichtlich.Die Kapitel handeln von: 1) Tomoka, 21 Jahre, die nach ihrem College Abschluss den einzigen Job angenommen hat, der sich ihr geboten hat und zwar als Verkäuferin. Doch sie ist unglücklich mit dieser Wahl und wünscht sich eine Veränderung. 2) Ryo, 35 Jahre, arbeitet als Buchhalter. Als er in einem Trödelladen einen besonderen Silberlöffel entdeckt, entsteht in ihm der Wunsch, auch einen Trödelladen zu eröffnen, doch ihm fehlt das Startkapital sowie die Erfahrung und der Mut dafür. 3) Natsumi, 40 Jahre, ist eine ehemalige Zeitschriftenredakteurin, die kurz vor einem Karrieresprung stand, als sie schwanger wurde. Obwohl sie bereits nach drei Monaten zurückkehrte, wurde sie in die Dokumentationsabteilung versetzt, da man ihr als Mutter die Redaktionsarbeit nicht mehr zutraut. 4) Hiroya, 30 Jahre, ist arbeitslos und fühlt sich dadurch in der Gesellschaft minderwertig. Er hat schon vieles ausprobiert, das nichts mit seinem Studium zu tun hat, aber er war für nichts davon geeignet und zu Hause kann er daher im Gegensatz zu seinem erfolgreichen Bruder keinen finanziellen Beitrag leisten. 5) Masao, 65 Jahre, ist gerade frisch in den Ruhestand gegangen und fühlt sich etwas verloren. Seine Frau ist noch jünger und sehr aktiv und versucht, ihm neue Hobbies ans Herz zu legen. Die Grundidee des Buches hat mir gut gefallen und ich mag sowohl die Denkanstöße der Geschichten als auch die ruhige japanische Erzählweise. Viele Fachbegriffe und Verweise kannte ich nicht, daher ist der volle Genuss der Geschichte vermutlich nur Japanfans vorbehalten, aber es stört grundsätzlich nicht beim Verstehen der Geschichte. Stattdessen bekommt man als Lesender einen authentischen Einblick in die japanische Lebensweise. Jede Person befindet sich an einem Punkt im Leben, wo sie feststeckt und Frau Komachi hilft ihnen mit einer Buchempfehlung, ihr Leben neu auszurichten. Dabei entdeckt man sich selbst in der ein oder anderen Geschichte selbst wieder und wird zum Nachdenken angeregt. Ich mag es auch, wie die fünf Geschichten locker miteinander verbunden sind und somit auch ein Ganzes ergeben. Was mich als Einziges an dem Buch gestört hat, war die optische Beschreibung von Frau Komachi, diese finde ich sehr diskriminierend. Hier einige Beispiele: "Ihr weißes, langärmliges Hemd hatte eine Konfektionsgröße, die man hierzulande schwerlich in normalen Bekleidungsgeschäften finden konnte." "Mit der elfenbeinfarbenen Schürze und ihrer makellos weißen Haut erinnerte sie mich an Disneys Baymax." "Sayuri Komachi war keine junge Frau, wie ich gehofft hatte, sondern eine beleibte Riesin"; "Dort saß ein Riesenweib. Die Knöpfe ihrer weißen Bluse, in die sie sich gezwängt hatte, drohten jeden Moment aufzuspringen." Die Personen reagieren bei ihrem Anblick entsetzt, was much sehr wütend gemacht hat. Auch wenn sie nicht dem japanischen Schönheitsideal entspricht, finde ich die abwertenden Beschreibungen übergriffig und unangebracht. Davon abgesehen hat mir das Buch gut gefallen.