Schwarzhumoriger Roman, der sich auf ungewöhnliche Weise mit Trauma auseinandersetzt.
Was gibt es schöneres als den Großteil des Tages zu verschlafen und damit den Problemen des Alltags zu entfliehen. Damit kann ich mich aktuell wieder sehr gut identifizieren. "Mein Jahr der Ruhe und Entspannung" klingt zwar nach einem Ratgeber, ist aber ein kurioser Roman über eine namenlose Protagonistin, die sich mit Hilfe verschiedener Pillen ein Jahr lang ins Delirium schlafen will.Ich weiß noch, dass dieses Buch derart abgefeiert wurde, dass es schon wieder uncool erscheint, es gut zu finden. Aber für mich war Jetzt genau der richtige Moment es zu lesen.Der Roman spielt im Jahr 2000 in New York. Unsere Protagonistin ist schön, jung und reich, aber auch allein und unglücklich. Von den bereits verstorbenen Eltern hat sie wenig Liebe erfahren, ihr Lover benutzt sie nur. Einzig ihre Freundin Reva schaut regelmäßig vorbei, von der sie jedoch zunehmend genervt ist. Ein Neuanfang muss her. Doch davor möchte sie sich ein Jahr lang, mit kurzen Unterbrechungen, ganz dem süßen Schlaf hingeben. Mit Hilfe der durchgeknallten Psychiaterin Dr. Tuttle und allerlei Tabletten gelingt dies zunächst auch ganz gut. Aber dann bringen ein paar neue Pillen alles durcheinander und das Experiment muss neu navigiert werden.Ich habe das Buch absolut gern gelesen. Ich konnte den Wunsch, sich in den Schlaf zu fliehen, sehr gut nachvollziehen. Manchmal ist der Wachzustand unerträglich.Warum unsere Protagonistin so fühlt, erfahren wir in von ihr wiedergegebenen Rückblenden. Das Muster, dass sich Frauen, die wenig familiäre Liebe erfahren haben, an schreckliche Beziehungen klammern, tritt auch hier auf. Mit dem Schlafexperiment will sie sich auch davon endgültig lösen.Die meiste Zeit ist unsere Protagonistin recht nüchtern und gefühllos. Das kommt besonders zum Ausdruck, wenn Reva sie besucht. Das ist gar nicht ungewöhnlich in Anbetracht der ganzen betäubenden Medikamente und Reva IST nervig. Doch so witzig das alles auch manchmal ist, leid tut Reva einem schon.Protagonistin's Gedankengänge sprühen nur so vor Zynismus und expliziten, sexuellen Absonderlichkeiten. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Leser schnell die Nase voll haben von ihrer Art. Aber ich denke man muss auch in der richtigen Stimmung für dieses Buch sein. Ist man gerade super happy im Leben, ist es wahrscheinlich keine gute Wahl.Der Roman ist die ungewöhnliche Aufarbeitung von Traumata einer jungen Frau, die wieder einen Sinn im Leben finden will. Mir gefiel der Weg dorthin und auch wenn das letzte Kapitel ein wenig kurz ausfiel, war es doch ein versöhnlicher Abschluss.Für mich ist das Buch wirklich etwas Besonderes, auch wenn ich es nicht auf ein so hohes Podest stellen würde, wie andere. Aber 5 Sterne kriegt es von mir in jedem Fall.