INHALTHerzog Richard Neville, Vater der jungen Schwestern Anne und Isabel, ist außer sich. All seine Bemühungen um eine wichtige Verbindung mit Frankreich sind zunichte gemacht, denn König Edward IV. hat weit unter seinem Stand geheiratet - die wunderschöne Elizabeth Woodville. Und das, obwohl Edward ihm, dem "Königsmacher", alles zu verdanken hat.Deshalb verheiratet der Earl of Warwick seine beiden Töchter heimlich mit den nächsten Thronanwärtern. Er intrigiert gegen das Königshaus, für das er so erbittert gekämpft hat und Anne Neville, seine Tochter, steckt inmitten diesen Kämpfen. Durch die Machtgier ihres Vaters wird sie, gemeinsam mit ihrer Schwester, wie ein Spielball hin und her geschoben und dabei scheint ihrem Vater völlig egal zu sein, dass er sie mit jedem neuen Schritt entweder als Thronanwärterinnen in die höchsten Höhen erheben kann oder als Landesverräterinnen in die Tiefe.Nachdem ich "Die Mutter der Königin" mit so viel Begeisterung verschlungen habe, stand mein Entschluss fest: ich werde alle Bücher von Philippa Gregory, die noch auf meinem SuB liegen, endlich lesen. Est hat mir auf der einen Seite sehr leid getan, denn ich liebe diese Bücher und wollte nicht, dass es endet, doch meinen SuB abzubauen gehört halt irgendwie doch zu meinem Leseleben dazu, deshalb habe ich mir als nächstes "Dornenschwestern" geschnappt.Das Buch ist aus der Sicht von Anne Neville geschrieben, der jüngsten Tochter von Richard Neville, dem Earl of Warwick, auch "Königsmacher" genannt. Er hat König Edward IV. zu dem gemacht, was er ist: König. Doch anstatt ihm das zu danken, heiratet der junge König blind vor Liebe die verwitwete Elizabeth Woodville. Damit riskiert er eine erneute Auseinandersetzung mit Frankreich und gleichzeitig verliert er seinen größten Unterstützer: Richard Neville. Der fühlt sich nämlich hintergangen und möchte irgendwie versuchen seiner Familie eine gute Stellung zu bringen, schließlich wird er der "Königsmacher" genannt und möchte deshalb gewürdigt werden. Doch Elizabeth Woodville hat eine sehr große Familie und plötzlich werden die Nevilles außen vor gelassen. Warwick schmiedet deshalb intrigante und gefährliche Pläne, in denen vor allem seine beiden Töchter eine große Rolle spielen.Anne Neville ist noch ein junges Mädchen, als Elizabeth Woodville Königin wird. Sie versteht noch nicht sehr viel von den Ränken am Hof. Nur eines weiß sie: die Königin ist eine böse Frau, eine Hexe, die sie und ihre Familie hasst und ihr nichts Gutes will. In dieser Überzeugung wächst sie auf und verliert diese Haltung auch nie. In meinen Augen wird Anne in diesem Buch als ein naives Mädchen dargestellt, das nie hinterfragt, was ihr aufgetragen wird. Sie tut, wie geheißen, lässt sich herumschubsen und letztlich redet sie sich selbst ein, dass ihr Unrecht angetan wurde. Natürlich hatten Frauen zu Zeiten der Rosenkriege nichts zu sagen. Sie wurden herumgeschubst und als Schachfiguren hin und her geschoben, wie es ihre Familien gerade brauchten. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass auch Anne und ihre Schwester Isabel davor nicht sicher sind. Vor allem, weil ihr Vater nach großer Macht strebt. Er will einen Erben von sich auf dem englischen Thron sehen und das wird ihm nur gelingen, wenn eine seiner Töchter Königin wird.Für Anne bedeutet dies, in eine Ehe gedrängt zu werden, die sie nicht nur unglücklich macht, sondern auch sehr hart. Sie lernt dort, was es heißt eine Frau zu sein. Sie lernt dort, stark und unnachgiebig zu werden und sie lernt dort, dass es keinen ruhmvollen Prinzen gibt, der sie rettet. Zumindest hat es zeitweise so gewirkt. Doch kaum wendet sich das Rad des Schicksals wieder gegen sie, verfällt sie erneut in die Muster der naiven kleinen Anne, die nur darauf wartet, dass ihr Leben eine bessere Wendung nimmt. Letztlich riskiert ihr Vater alles und das im vollen Bewusstsein, dass er, wenn er scheitert, seine Töchter gleich mit in den Abgrund zieht.Der Spannungsbogen in diesem Buch ist unglaublich gut gelungen. Die Rosenkriege geben so vieles her, denn sie sind unfassbar spannend und aufregend. Ich wusste natürlich über das Schicksal von Anne und Isabel Neville bescheid. Mir war von Anfang an klar, wohin die Reise gehen würde, doch es noch einmal zu lesen war einfach großartig. Auch wenn ich wohl nie ein großer Fan von Anne Neville sein werde, so hat sie mir doch sehr Leid getan. Sie ist in so unsicheren Zeiten aufgewachsen, wurde immer und immer wieder als Spielball missbraucht und da ist es nicht verwunderlich, dass sie eine ängstliche, fast schon paranoide Frau geworden ist. Sie sieht hinter jeder Ecke Intrigen, Mordanschläge und Verrat. Sie hat keine Freunde, niemandem, dem sie wirklich bedingungslos vertrauen kann und das lässt sie sehr jung, sehr alt erscheinen. Die Umstände, in denen sie groß wurde, haben sie zu der Frau gemacht, die sie war. Sie hat nie das unbeschwerte Leben kennen gelernt, denn ihr Vater wollte so viel mehr für sie. Philippa Gregory hat das in diesem Buch wirklich sehr gut herausgestellt. Anne hatte nie eine Wahl und deshalb verwundert es auch nicht, was sie für eine Frau geworden ist. Es ist tragisch und traurig, doch letztlich nicht überraschend. Die Autorin hat es geschafft mir diese junge Frau näher zu bringen, ihre Geschichte lesen zu wollen und mich erneut mitten in die Irrungen und Wirrungen der Rosenkriege einzulassen. Und das, von einer ganz anderen Seite her, denn tief in meinem Inneren bin ich eben doch unbestreitbar ein Fan von Elizabeth Woodville.FAZIT"Dornenschwestern" erzählt die dramatische und traurige Geschichte von Anne Neville, die durch ihren Vater Richard, den "Königsmacher", immer und immer wieder in Intrigen und Verrat hineingezogen wird. Er schiebt sie, und auch ihre Schwester, hin und her, um sich selbst in eine bessere Machtposition zu bringen. Damit zerstört er Annes Unbeschwertheit, schürt Angst in ihr und diese verliert sie niemals. Das naive Mädchen, das sie einst war, wird ängstlich, verbittert und fast schon von Hass getrieben. Die Entwicklung dieser Frau, während der erbitterten Rosenkriege, mitzuerleben, war großartig. Der Spannungsbogen durchweg gehalten. Ich habe das Buch in wenigen Tagen gelesen, weil es mich einfach in seinen Bann gezogen hat. Wer historische Romane gerne liest, der kann und darf an Philippa Gregory nicht vorbei gehen.