»Ich mochte Thomas Mann eigentlich gar nicht.«
Mit diesen Satz beginnt sogleich der erste Beitrag, der sich für eine Spurensuche nach Brasilien begibt und sich dabei insbesondere mit der Mutter Thomas Manns Julia da Silva-Bruhns beschäftigt.
Nachfolgend gehts über die Buddenbrooks und die politischen Seiten jeglicher Familiengeschichten, um Werke wie Doktor Faustus sowie Der Erwählte und anschließend über Nidden bis Amerika. Aber auch die eigene Wiedererkennbarkeit in der Erzählung Tonio Kröger findet Erwähnung, da sie auch diejenigen, die selbst nie Außenseiter waren, sich als solche fühlen lassen, auch wenn dies paradox zu sein scheint.
Der Verlust des gewohnten Zuhauses, den Thomas Mann mit vielen anderen Menschen verbindet, ganz egal inwiefern sich dieser unfreiwillige Verlust ausprägen mag, bestimmt jeden dieser Aufsätze.
Die Autor*innen machen deutlich, inwiefern Manns Exilerfahrungen sein Leben und sein literarisches Schaffen, sei es hinsichtlich des Inhalts oder sogar sprachlicher Einflüsse, geprägt haben.
Drei Texte, von Annette Kolb, Hedwig Fischer und Agnes E. Meyer, die bereits in der Neuen Rundschau zu Thomas Manns 70. Geburtstag gedruckt wurden, erscheinen hier nochmal, erinnern an den wohl bedeutendsten deutschen Schriftsteller des letzten Jahrhunderts und runden die Sammlung thematisch ab.
So ist die Neue Rundschau zum 150. Geburtstag eine würdige, sehr lesenswerte, jedoch eher zum Nachdenken anregende Ausgabe, die, mit Ausnahme, dass die Werke Thomas Manns und das Interesse daran immer noch Bestand haben, weniger Anlass zum Feiern bietet.