Ein Bauer findet eines Abends am Rand des Waldes ein Seil liegen. Er wundert sich und folgt ihm in den Wald hinein, kann sein Ende aber nicht findet. Es dauert nicht lange, da entdecken auch die anderen Dorfbewohner es. Niemand kann sich erklären, wo dieses Seil herkommt oder wohin es führt. Also beschließen die Männer, sich auf eine Erkundungstour zu begeben und es herauszufinden. Ihre Frauen und Kinder lassen sie zurück. Ihnen bleibt nichts anderes, als auf ihre Männer zu warten, doch der Zeitraum ihres Fernbleibens wird größer und größer und mit der Zeit steht die Existenz des gesamten Dorfes auf dem Spiel.Als ich das erste Mal von diesem Buch gehört habe, war ich neugierig, was dieses Buch zu bieten hat. Eigentlich ist die Situation, aus der die Geschichte entsteht, mehr als unspektakulär. Würde sich daraus eine interessante Handlung ergeben? Trotz allem wollte ich wissen, was es mit diesem Seil auf sich haben könnte und ich habe es nicht bereut, das Buch gelesen zu haben. Sicherlich findet man in ihm keine spannenden Szenen, auch wenn es mitunter recht brutal und blutig vor sich geht. Diese Situationen erzählt der Autor aber so neutral und sachlich, dass Spannung hier nicht aufkommt.Was das Lesen aber trotzdem so interessant gemacht hat war, zu beobachten wie sich das Verhalten der Menschen verändern kann. Aus Bauern, die in einem abgelegen Dorf leben, die einen tristen Alltag haben und die auf den Zusammenhalt angewiesen sind, werden Abenteurer, die sich zur Aufgabe gemacht haben, das Rätsel des Seils zu lösen. Sie bemerken sehr schnell, dass sich diese selbst auferlegte Aufgabe als schwieriger entpuppt als zuvor angenommen. Doch sie nehmen alle Strapazen auf sich, um es dennoch zu schaffen. Mit der Zeit entwickeln sie sich aber immer mehr zu Plünderern, Egoisten und schlussendlich Mördern. Ihre Frauen und Kinder geraten immer mehr ins Hinterstübchen und spielen in ihren Gedanken kaum noch eine Rolle. Was ihre Anwesenheit für sie und das Dorf bedeutet, bedenken sie nicht. Je näher ich dem Ende kam, desto weniger konnte ich erwarten, herauszufinden, wie das Geheimnis um das Seil aufgelöst wird. Ich muss allerdings sagen, dass es mich eher ratlos zurückgelassen hat. Ich glaube zwar, dass ich verstanden habe, was der Autor über das menschliche Wesen ausdrücken wollte, trotzdem kann ich nicht sagen, was das Ende dem Leser mitgeben soll. Ich denke noch immer darüber nach und kann es einfach nicht greifen. Vielleicht wollte Stefan aus dem Siepen aber auch genau das erreichen.Alles in allem ist es ein lesenswerter Roman, der ohne viel Spannung auskommt, aber durch die Erzählweise immer interessant bleibt. Das Ende hat mich aber etwas irritiert zurück gelassen.