Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt, und immer wieder überrascht. Zwei Themen werden hier spielerisch miteinander verwoben: wie es weitergehen kann mit der Menschheit im Zeichen von Klima- und anderen Krisen, und das große Thema Begegnung. In einem dystopischen Zukunftsszenario, in dem sich die Gesellschaft in zwei verfeindete Lager gepalten hat, entdeckt der junge Protagonist Marian seine Sexualität, und zwar in einer Fülle möglicher Spielarten. Aus der spießigen Enge seiner von einer hohen Mauer umgebenen Heimatstadt flieht er in die ländliche Weite und stößt dort auf eine friedliche, spielfreudige Gesellschaft, in der er Shibari und andere Praktiken kennenlernt, dabei sich selbst in aller Tiefe neu entdeckt. Dieser bukolische Friede kontratsiert scharf mit den nach und nach immer dichter eingstreuten Szenen aus der Gesellschaft hinter der Mauer, die als sinnfällige Metapher auftritt für eine überfütterte Industriegesellschaft, die alle "Loser" ausgrenzt. Aus diesem Kontrast entwickelt sich ein fulminantes Finale, in dem sich die ganze monströse Gewaltbereitschaft der Städter offenbart. Dabei vermeidet der Autor futuristische Sci-Fi-Träumereien, das wirkt alles irritierend realistisch, als ob es wirklich so kommen könnte. Bei aller Schwere der verhandelten Themen durchwebt den Text ein fast allgegenwärtiger Sinn für Humor, der maßgeblich zum Lesespaß beiträgt.