Bucheindruck: Die Frauen von Skagen von Stina Lund
Stina Lund erzählt in diesem Roman die Geschichte der Künstlerkolonie von Skagen auf zwei Zeitebenen: Ende des 19. Jahrhunderts begleitet der Leser die junge Asta, die als Gesellschafterin für Marie angestellt wird. Marie träumt davon, Malerin zu werden doch der berühmte Maler Peder Severin Krøyer (genannt Sören), mit dem sie eine schwierige Beziehung verbindet, raubt ihr zunehmend die Freude an der Kunst. Asta hingegen versucht, sowohl der Malerei als auch ihren Gefühlen für Sören Raum zu geben.
Parallel dazu erleben wir in der Gegenwart die Geschichte von Vibeke, die ebenfalls Malerin werden möchte, sich jedoch mit dem Erbe ihres verstorbenen Vaters einer Farbenfabrik auseinandersetzen muss. Auch sie steht vor der Entscheidung zwischen Berufung und Verantwortung, Kunst und Realität.
Die Autorin versteht es, ein atmosphärisch dichtes Bild zu zeichnen: Ich konnte das Licht Skagens sehen, das Meer riechen, die Ambivalenz der Gefühle spüren.
Die Figuren sind vielschichtig und überzeugend beschrieben, besonders der psychische Verfall Krøyers wird eindringlich dargestellt.
Die historische Recherche ist fundiert und fließt unaufdringlich in die Handlung ein.
Auf dieser Basis ist ein Roman entstanden, der sowohl kunst- als auch zeitgeschichtlich interessiertes Publikum anspricht.
Das Titelbild ein Ausschnitt aus dem Gemälde Am Strand von Skagen von Michael Ancher ist passend gewählt.
Es ergänzt die Stimmung des Buches hervorragend. Beim Lesen habe ich es mehrfach betrachtet und als visuelle Ergänzung sehr geschätzt.
Einziger Kritikpunkt: Die Liebesgeschichte zwischen Vibeke und Thore wirkt stellenweise etwas zu romantisiert.
Dennoch bleibt Die Frauen von Skagen ein facettenreicher, farbenreicher und emotional stimmiger Roman.
Er zeigt eindrucksvoll, wie schwer es Frauen früher hatten, ihren künstlerischen Weg zu gehen und macht zugleich deutlich, wie sehr sich die Möglichkeiten heute verändert haben.
Bewertung: 4 von 5 Sternen
Ein empfehlenswertes Buch nicht nur für Liebhaberinnen der Malerei oder historischer Romane.