Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ä sthetik, Kultur, Natur, Recht, . . .), Note: 6 (=1 im deutschen Notensystem), Universitä t Luzern (Philosophisches Seminar), Veranstaltung: Klassiker der praktischen Philosophie, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit untersucht der Autor die Willensfreiheit in der Philosophie Wilhelm von Ockhams und vergleicht diese mit Gerhard Roths deterministischer Sichtweise. Dabei nimmt der Autor eine Position ein, die Ockhams Konzept des freien Willens kritisch unterstü tzt und dessen dualistisches Verstä ndnis gegen moderne, neurodeterministische Ansichten verteidigt.
Die Arbeit beginnt mit einer Analyse von Ockhams Seelenlehre, die die Grundlage seiner Willenskonzeption bildet. Der Mensch kö nne sittlich gute Handlungen frei wä hlen, ohne wie bei Aristoteles durch einen natü rlichen Antrieb vorgeprä gt zu sein. Der Wille ist ein kontingentes, vom Verstand unabhä ngiges Vermö gen, das eigene Ziele setzen kann.
In der praktischen Philosophie Ockhams ist die Willensfreiheit die Grundlage ethischer und politischer Entscheidungen. In der Ethik verknü pft Ockham den freien Willen mit dem gö ttlichen Willen, der als Maß stab fü r das sittlich Gute dient. In der Politik definiert Ockham die Tyrannis als Herrschaft ohne Einwilligung der Untergebenen, wä hrend die Despotie eine Herrschaft ü ber Sklaven darstellt, die einwilligen. Diese Einwilligung ist fü r die ethische Bewertung einer Herrschaftsform zentral.
Im dritten Teil fü hrt der Autor einen Vergleich mit Roths neurodeterministischer Theorie durch. Roth geht davon aus, dass alle geistigen Prozesse, inklusive des Willens, notwendigerweise durch physische Prozesse im Gehirn entstehen. Das Bewusstsein sei demnach vollstä ndig determiniert und lasse keinen Raum fü r freie Entscheidungen. Der Autor verdeutlicht hier den Konflikt zwischen dem dualistischen Verstä ndnis Ockhams und dem reduktionistischen Ansatz Roths.
Im Fazit betont der Autor, dass Ockhams Konzept der Willensfreiheit trotz moderner Einwä nde verteidigt werden kann, solange der Dualismus nicht widerlegt ist. Den Dualismus sieht er trotz der Erklä rungslü cken als unwiderlegt, denn auch der Materialismus hat Erklä rungslü cken, wird aber deswegen nicht als unwiderlegt verstanden. Zudem entspricht der Dualismus mehr der Intuition, dass der Geist vom Physischen unabhä ngig ist.