Es wurde eigentlich schon alles über dieses Buch gesagt und geschrieben. Mich hat der poetische Stil in dem dieses Werk (von solch einem Inhalt) gehalten ist sehr beeindruckt - so viele Wörter überliest man im ersten Rutsch beiläufig, aber ihnen wohnt eine tiefe Bedeutung inne - Aufmerksames Lesen ist hier also unerlässlich, will man das Werk voll zur Geltung kommen lassen.Was mich überrascht hat: selten habe ich so gewissenhaft mehrere Nachworte zu einem Roman berücksichtigt - Nabokov zählte sich nicht zu den Moralisten, er hat dieses Werk nicht mit der hauptsächlichen Absicht geschrieben eine Moral zu verkünden, dass diese Moral aber implizit mit dem Werk mitschwingt hat er nicht dementiert. Auf eine Nachfrage einer Journalistin, ob Lolita ein unmoralisches Buch sei antwortete er wie oben angedeutet, er sei kein Moralist und halte nichts von moralistischer Literatur,"Es [das Buch] hat aber doch eine sehr moralische Moral:Tu Kindern nichts zuleide.Humbert tut einem etwas zuleide. Sein Gefühl gegenüber Lolita lässt sich rechtfertigen, aber nicht seine Perversität."(Entnommen aus dem Nachwort des Herausgebers).Humbert Humbert, ein Pädophiler, setzt im Egoismus seiner "Liebe" Lolita, ein junges Mädchen, gefangen und stiehlt ihr ihre Jugend und versucht über den ganzen Verlauf der Geschichte hinweg, die Lesenden zu täuschen.Ein Zitat aus dem letzten Kapitel -Spoilerwarnung!: "Leser! Was ich hörte, war einzig die Melodie spielender Kinder, nichts als das, und so klar war die Luft, dass das Gehör in diesem dünnen Dunst sich mischender Stimmen - majestätisch und präzis, fern und zauberhaft nah, freimütig und himmlisch rätselhaft - dann und wann, als würde er freigegeben, einen fast artikulierten Ausbruch hellen Gelächters unterscheiden konnte oder den Schlag einer Baseballkeule oder das Geklapper eines Spielzeugwagens, aber alles war viel zu weit entfernt, als dass das Auge in den leicht eingravierten Straßen irgendeine Lebensregung hätte erkennen können. Ich stand in meiner luftigen Höhe und konnte mich an diesem musikalischen Vibrieren nicht satthören, an diesen einzelnen Rufen, die auf dem Hintergrund verhaltenen Gemurmels aufblitzten, und dann wusste ich, dass es nicht das Fehlen Lolitas an meiner Seite war, was diesen hoffnungslosen Schmerz verursachte, sondern das Fehlen ihrer Stimme in diesem Chor."Was für eine schöne Sprache für eine furchtbare Tatsache..."...das Fehlen ihrer Stimme in diesem Chor."Er nahm Lolita ihre Kindheit, weshalb sie nicht Teil dieses Chors sein konnte.