"Mein Bruder war ein zartes, rastloses, wie aus Gold gesponnenes Geschöpf. Er hatte die großen, grünblauen Augen unserer Mutter. Auf seinem blonden Haar glänzte ein rötlicher Schimmer, und er trug es länger als wir übrigen Jungen mit unserem Kahlschnitt, den uns der Dorffriseur alle vier Wochen verpasste. [...] Er hielt sich an keines der Gesetze der Kinderwelt, die von den Erwachsenen völlig abgeschlossen war, oder er kannte sie einfach nicht und niemand versuchte je, sie ihm nahezubringen." (S. 11-12)Zum Inhalt:Max und sein jüngerer Bruder wachsen als zugezogene in einem kleinen bayrischen Dorf im Nachkriegsdeutschland auf. Das Leben ist hart, doch noch viel härter für die beiden Jungen, die kaum Anschluss an die alt eingesessenen Familien finden und so leicht zum Opfer der Bande der Dorfkindern werden. Besonders auf Maxs jüngeren Bruder, der die Welt mit seinem ganz eigenen Blick betrachtet, haben sie es abgesehen. Als dieser bei einer Jagd auf ihn in die Enge getrieben wird sieht Max Hilflos dabei zu, wie sein kleiner Bruder umkommt. In der Welt der Erwachsenen, die nach völlig anderen Regeln verläuft, wird schnell ein Unfall als Erklärung gefunden. Max muss ab da mit der Schuld leben, nicht für seinen Bruder eingetreten zu sein, ihm nicht geholfen, ihn nicht beschützt zu haben. Während Max zu Beginn sehr stark eine Beobachterrolle einnimmt, entwickelt er sich im Verlauf der Handlung immer stärker und beginnt, Freunde zu finden und gegen die Jungenbande aufzubegehren.Meine Meinung:Dieser unglaublich poetisch geschriebene Entwicklungsroman hat es wirklich in sich! Die stark metaphorische Sprache entführt immer wieder fort von der oft bedrückenden Handlung hin zu wunderschönen Landschaftsbeschreibungen und Szenen voller Wärme und Freundschaft. Max innerer Konflikt zwischen den Problemen des Erwachsenwerdens und die ihn immer wieder begleitende Schuld werden dabei sowohl eindringlich wie auch feinsinnig beschrieben und stehen doch nicht im Vordergrund der Handlung.Fazit:Eine herzzerreißend tiefsinnige Geschichte über Trauer und Schuld, Schmerz und Sehnsucht.