Eine feinfühlige, tiefgründige Erzählung über Glaubensverlust, Selbstfindung und die Suche nach Sinn in einer Welt voller Erwartungen
Tamar Noorts Debütroman "Die Ewigkeit ist ein guter Ort" ist eine feinfühlige, tiefgründige Erzählung über Glaubensverlust, Selbstfindung und die Suche nach Sinn in einer Welt voller Erwartungen.Im Zentrum der Erzählung steht Elke. Sie hat gerade ihr Thelogiestudium beendet und arbeitet als Seelsorgerin ehrenamtlich in einem Altenheim, bis sie für sich weiß, wohin ihr Weg sie führen soll. Am Sterbebett einer alten Dame soll sie das Vaterunser sprechen- und plötzlich kommt kein Wort mehr heraus. Sie leidet unter dem, was sie selbst als "Gott-Demenz" bezeichnet: eine plötzliche Entfremdung von ihrer ritualisierten Sprachen und vor allem ihrem Glauben. Als ihr Vater erkrankt lässt sie sich dazu überreden, ihn in seiner Pfarrstelle zu vertreten und zieht sich in die norddeutsche Provinz zurück, an den Ort ihrer Kindheit. Dort begegnet sie alten Erinnerungen, muss ich dem Verlust ihres Bruders stellen, und beginnt, sich mit ihrer inneren Leere auseinanderzusetzen1.Lange habe ich mich nicht an das Buch herangetraut, auch wenn mich sowohl der Titel als auch der Klappentext direkt angesprochen haben. Ich wusste nicht, ob ich mit der Thematik "klarkomme" oder ob sie Wunden aufreisst. Doch die Sorge war unbegründet! Noorts Schreibstil ist wortgewandt, leicht und dennoch tiefgründig. Sie schafft es, schwere Themen wie Trauer, Glaubenskrisen und familiäre Erwartungen mit einer gewissen Leichtigkeit und sogar Humor zu erzählen. Die Sprache ist poetisch, ohne überladen zu wirken, und lädt zum Nachdenken ein.Mit der Protagonistin Elke bin ich allerdings bis zum Ende nicht ganz warm geworden. Es ist eine komplexe Figur - verletzlich, suchend, manchmal zu unbeholfen, und eine Frau die (zunächst) nicht wirklich zu sich steht. Ihre Entwicklung im Laufe des Romans ist nachvollziehbar und hat mich am Ende auch mit der Figur etwas mehr zusammengebracht. Die Nebenfiguren, wie ihre Eltern oder ihr Freund Jan, sind liebevoll gezeichnet und spiegeln die Spannungen zwischen Fürsorge und Fremdbestimmung wider. Besonders Jan fand ich als Kontrapunkt für Elkes Suche wunderbar aufgebaut.Elkes Begegnung mit einer Gruppe von Motorrad-Steilwandfahrern ist sicher ein zentraler Aspekt der Geschichte, denn die Gruppe bildet eine Art Ersatzgemeinde, die auf Vertrauen und Zusammenhalt setzt. Allerdings begreift Elke nicht, wie wichtig gewissen Regeln in dieser Gemeinschaft sind und ist am Ende für eine verhehrende Situation verantwortlich.Mich hat "Die Ewigkeit ist ein guter Ort" berührt, auch wenn ich mit der Protagonistin auch am Ende nicht ganz warm geworden bin. Noort hat ein Plädoyer geschaffen für das Leben im Augenblick, das Loslassen alter Gewohnheiten und das Finden neuer Wege.