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Produktbild: Der Kaiser der Freude | Ocean Vuong
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Der Kaiser der Freude

Roman

(108 Bewertungen)15
270 Lesepunkte
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Von der Kehrseite des amerikanischen Traums: Ocean Vuongs neuer, atemberaubender Roman nach dem Welterfolg von »Auf Erden sind wir kurz grandios«Der queere Hai, Sohn einer vietnamesischen Mutter, lebt in East Gladness, einem heruntergekommenen Kaff in New England. Auf den Straßen hängen noch die Schilder der Obama-Kampagne »Yes, we can«, doch Hai schluckt Pillen und denkt an Selbstmord. Bis er Grazina aus Litauen kennenlernt, eine Überlebende des Zweiten Weltkriegs, in deren Kopf die unerlösten Geister ihres Lebens schwirren. Hai wird ihr Pfleger und fängt an, in einem Diner zu arbeiten, dessen Belegschaft alles Underdogs sind wie er, die »in dieser angeblich freien Welt aus Arbeit, Schlaf und beschissenen Kuchen gefangen sind. « Poetisch und komisch, eindringlich und mit außergewöhnlicher Intimität erzählt Ocean Vuong von der Freundschaft jenseits aller Grenzen von Identität und Familie.»'Der Kaiser der Freude' gibt den USA ihre schillernde Vielfalt zurück. « Deutschlandfunk

Produktdetails

Erscheinungsdatum
12. Mai 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
525
Autor/Autorin
Ocean Vuong
Übersetzung
Nikolaus Stingl, Anne-Kristin Mittag
Verlag/Hersteller
Originalsprache
englisch
Produktart
gebunden
Gewicht
630 g
Größe (L/B/H)
205/133/45 mm
ISBN
9783446282742

Portrait

Ocean Vuong

Ocean Vuong wurde 1988 in Saigon, Vietnam, geboren und zog im Alter von zwei Jahren mit seiner Familie nach Amerika, wo er heute lebt. Für seine Lyrik wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Whiting Award for Poetry (2016) und dem T. S. Eliot Prize (2017). Bei Hanser erschienen zuletzt sein Debütroman »Auf Erden sind wir kurz grandios« (2019), für den er mit dem American Book Award ausgezeichnet wurde, und die Gedichtbände »Nachthimmel mit Austrittswunden« (2020) und »Zeit ist eine Mutter« (2022).

Pressestimmen

»Der zweite Roman des Shootingstars Ocean Vuong findet Hoffnung an den Rändern der amerikanischen Gesellschaft. Es sind Momente voller Herz, voller Empathie, die das Buch zu dem machen, was es ist: ein großer Familienroman. « Enrico Ipolitto, Der Spiegel, 10. 05. 24

»Vuongs Text ist schwermütig, durchwoben von synästhetischer Bildsprache, ohne pathetisch abzugleiten und zugleich humorvoll, was ihn wie eine letztlich sauber genähte Wunde wirken lässt. « Cynthia Cornelius, Welt am Sonntag, 08. 06. 25

»Ocean Vuong erzählt von Existenznot in Amerika. Ein leiser, poetischer Roman. « Michelle Schleimer, Zeit Online, 21. 05. 25

»Ocean Vuongs zweiter Roman berührt als Feier des Außenseitertums. Eine umwerfende, im traurigsten Sinne amerikanische Geschichte. « Martin Thomas Pesl, Buchkultur, 13. 06. 25

»Vuong erzählt konsequent von der Kehrseite des amerikanischen Traums, gleichermaßen realistisch wie poetisch, ganz ohne Lamento. Ein Roman über ungewöhnliche Freundschaften, über eine migrantische Familie und ihre Sorgen und nicht zuletzt über die Geschundenen dieser Welt. « Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 17. 05. 25

»Poetische Prosa aus der Fast-Food-Küche, einfach grandios! « Ariane Heimbach, Brigitte, 02. 07. 25

»Ein trotziger Bildungsroman und episch ausschweifende Geschichte. « Maike Albath, SRF, 15. 05. 25

»Eine literarische Weiterentwicklung, die die Grenzen der Autofiktion neu auslotet. « Lynn Hruschka, Deutschlandfunk Kultur, 13. 05. 25

»Vuong vermittelt uns ein anderes Amerika, jenseits der in diesen Tagen üblichen Wahrnehmungsmuster. Der Kaiser der Freude gibt den USA ihre schillernde Vielfalt, die unbezähmbar ist und den Reichtum des Landes bildet, zurück. « Maike Albath, Deutschlandfunk Büchermarkt, 11. 05. 25

»Gälte es, den Roman mit einem Wort zu beschreiben, wäre es Zärtlichkeit. Ocean Vuong schreibt der Working-Class ein Denkmal voller Würde, Eifer, Hoffnung, Güte. « Michael Wurmitzer, Der Standard, 12. 05. 25

»Vuong schreibt mit großer Zartheit und innovativer Energie über ein ungleiches Paar. « Die 100 besten Bücher der Welt, Der Spiegel, 22. 03. 25

»Ocean Vuong ist der Chronist des amerikanischen Albtraums. « Lars Reichardt, SZ-Magazin, 09. 05. 25

»In kleinen Momenten kann so viel Größe liegen. Der Kaiser der Freude ist voll von ihnen; es ist ein großer, übrigens hinreißend schön übersetzter Roman über den Menschen am Abgrund und die Rettung, die überall lauern kann. « Alexander Solloch, NDR Kultur, 12. 05. 25

»Dass Ocean Vuong Anmut und Gnade hinter Türen aufspürt, hinter denen sie wenige erwarten würden, dass er für sie eine Sprache findet, die von großer Sinnlichkeit und Wärme ist, ist das eine sehr Berührende an diesem Roman. Das andere ist, dass dieser Autor erkundet, unter welchen Umständen ein Mensch offen sprechen kann. « Marie Schoeß, Bayern 2, 12. 05. 25

Besprechung vom 05.07.2025

Literatur aus dem Glückskeks

Ocean Vuong wird gefeiert als Superstar der amerikanischen Literatur. Kann sein neuer Roman "Der Kaiser der Freude" dem hohen Anspruch gerecht werden?

Ocean Vuong gilt als eine der bedeutendsten Stimmen der jüngeren Generation amerikanischer Schriftsteller. 1988 in Vietnam geboren, kam er im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern nach Connecticut. Mit Gedichtbänden wie "Nachthimmel mit Austrittswunden" sowie seinem Romandebüt "Auf Erden sind wir kurz grandios" begeisterte er Leser und Kritiker gleichermaßen. Er erhielt Preise, sein Romanerstling verkaufte sich in Amerika eine Million Mal. Besonders hervorgehoben wird dabei immer, dass nicht nur Vuongs Lyrik, sondern auch seine Prosa durchdrungen sei von einer poetischen Sprache, die persönliche Erfahrungen mit den ganz großen Themen Identität, Trauma und Zugehörigkeit verknüpft.

Kein Wunder also, dass sein neuer Roman "Der Kaiser der Freude" gefeiert wird als Werk voller - wahlweise - "Herz", "Empathie", "Würde", Eifer", "Hoffnung", "Güte". Dem Text wird sogar attestiert, wie eine "sauber genähte Wunde zu wirken", wobei nicht recht klar ist, worin die Wirkmacht einer Wunde bestehen könnte. Die hymnischen Zuschreibungen könnten jedoch zu tun haben mit der besonderen Verfasstheit dieser Prosa. Denn man wird den Eindruck nicht los, dass Ocean Vuong seine Leserinnen und Leser mit seinem pathetisch enthemmten Stil ansteckt.

Der Roman ist eine Verführung und wird darüber fast schon zu einem Manifest, jedenfalls ist er mehr Empowerment als Schule der Empathie, wie es der Literatur ja gern nachgesagt wird. "Der Kaiser der Freude" aber gibt seinen Lesern nicht den Raum, die Welt mit anderen Augen zu betrachten, denn die einzunehmende Perspektive wird von Anfang an etabliert. In diesem Sinn hat Vuong eine Mission, er will seine Leser bekehren, sie zu empfindsameren, empathischeren - ja besseren Menschen machen. Und weil dieses Ansinnen aus jeder Zeile tropft, läuft das Werk auf Grund.

Erzählt wird die Geschichte des queeren Hai, der wie sein nach dem Ozean benannter Schöpfer einen ungewöhnlichen Namen trägt und ebenfalls einer vietnamesischen Familie entstammt. Der Roman beginnt in größter Verzweiflung, als sich der neunzehnjährige Protagonist von einer Brücke stürzen will. Gerettet wird er von der zweiundachtzigjährigen Grazina, einer litauischen Immigrantin mit beginnender Demenz. Nach geglückter Bergung bietet sie Hai an, bei ihr einzuziehen. Dafür soll er sich um sie kümmern.

Grazinas derangiertes Haus steht in East Gladness, worauf im Original der Romantitel "The Emperor of Gladness" anspielt. Im Deutschen geht die Zweideutigkeit leider verloren. Denn der Name der Stadt steht für die Schönheit Neuenglands und bildet zugleich einen krassen Gegensatz zu all dem Elend und der Aussichtslosigkeit ihrer Bewohner, die der Roman schildert. Hier sind die Rasenflächen verdorrt, und die Verlierer kleben vor ihren Fernsehern. Aus der ungewöhnlichen Wohngemeinschaft von Hai und Grazina entwickelt sich die Freundschaft zweier Traumatisierter, die sich an den entgegengesetzten Enden ihres Lebens befinden. Beide suchen ihren Platz in einer unwirtlichen Welt. So wird aus dem odd couple ein Paar, dessen unwahrscheinliche, dabei lebensverändernde Beziehung beispielhaft wirken soll.

Doch damit nicht genug, erklimmt Ocean Vuong eine weitere romantherapeutische Stufe, als er Hai, der seiner prekär lebenden Mutter vorgaukelt, in Harvard Medizin zu studieren, während er in Wahrheit gegen seine Drogensucht ankämpft, einen Job bei "HomeMarket" antreten lässt. In der Fast-Food-Klitsche putzt er Toiletten und Theken und trifft seinen Cousin Sony wieder, der ebenfalls einen dieser Dingnamen trägt, die von Entfremdung zeugen sollen. In dieser Kulisse fettiger Bräter und speckiger Tische bricht sich die Solidarität unter den Lohnsklaven endgültig Bahn, und die Gemeinschaft der Abgehängten samt Hai und Sony findet unerwartet Halt.

An dieser Stelle spätestens sollte man auf den amerikanischen Traum beziehungsweise dessen Kehrseite zu sprechen kommen. Nun handelt ja fast jeder zweite amerikanische Roman davon - sodass es fast schon wieder originell wäre, mal einen Roman über den erfüllten Traum zu lesen. Aber dass die Glücksformel nicht dem migrantischen Romanpersonal zugedacht ist, versteht sich von selbst. In Hinblick auf das gegenwärtige Amerika und Donald Trumps restriktive Einwanderungspolitik könnte sich der Roman daher gerade jetzt als äußerst aktuell und brisant erweisen. Doch Aktualität allein nobilitiert noch keine Prosa. Denn die Beziehung zwischen dem jungen Hai und der alten Grazina ist geprägt von Fürsorge und dem Versuch, durch Rollenspiele (man spielt Szenen aus dem Zweiten Weltkrieg nach) und gemeinsame Rituale (man tritt Brötchen gegen die Schwermut) Momente des Trostes und der Selbstfindung zu schaffen. Auch das Fast-Food-Restaurant ist daher nicht nur Mikroschauplatz gesellschaftlicher Missstände, sondern liefert eine Anleitung zur Solidargemeinschaft frei Haus.

Die literarische Herausforderung des Romans liegt sicherlich darin, dass keine der Figuren eine Entwicklung durchmacht oder eine Wende zum Besseren erlebt. Das wird von Vuong konsequent durchgehalten, weshalb sich ein leicht statisches Leseerlebnis einstellt. Es drängt nichts weiter, weil die Protagonisten vor allem darum kämpfen, dass es nicht noch schlimmer wird. Auch das Personal der Fast-Food-Kette wie der "Hähnchenmann" Wayne oder Big Jean, die als Wrestlerin groß herauskommen will und zwischen Fertigprodukten, Hygieneartikeln und "dem essigartigen Geruch menschlicher Arbeit" noch ein Lächeln für die Kundschaft zaubern müssen, zeichnet Vuong kundig, der selbst viele Jahre in solchen Frittenbuden gearbeitet hat.

Leider schwelgt der Roman dann aber in der Tapferkeit seiner Figuren. Diese haben keine Erwartungen an das Leben, sondern halten sich mit stiller Weisheit über Wasser. Hier begehrt niemand auf, und Hierarchien werden nicht infrage gestellt, sondern über die Reichen allenfalls Witze gemacht, weil sie verdorbenes Gemüse für "bio" halten. Ein Glanz der Armut schimmert durch den Roman und befremdet in seinem Wohlfühl-Imperativ zunehmend. Während der Auftakt noch von der Schönheit einer Tankstelle einigermaßen originell erzählt, kippen die Bilder des begabten Erzählers immer mehr ins Konventionelle und lassen Subtilität vermissen. Da werden Dostojewski, Camus oder Virginia Woolf als Säulenheilige simpel herbeizitiert und Kurt Vonnegut, als es um einen Schlachthof geht.

Unentwegt fahndet diese Geschichte nach großen Gefühlen. Doch die Kombination aus poetischer Sprache und sozialer Realität geht nicht auf. Was daraus folgt, sind Sätze, die mitunter wie Sentenzen klingen oder wie die Texte, die in chinesischen Restaurants in Glückskeksen eingebacken werden. "Jungsein besteht darin, dem Nichts am nächsten zu sein - wie das Alter" ist so ein Satz oder: "Manchmal muss man Glück haben, aber auch großen Mut" oder: "Da geht einer hin und stirbt und urplötzlich, dachte er, wird man zu einer Kiste für diesen Menschen, bewahrt all das auf, was keiner je gesehen hat, und so lebt man weiter mit einem Sarg in sich und hält darin die Erinnerung an die Toten wach."

Geschildert wird eine Welt, in der alles und alle von Verzweiflung umhüllt sind. Der Leser aber hat kaum Zeit, das zu verdauen, weil schon das nächste Drama vor der Tür steht. So wird das Elend trivialisiert, um daraus literarisch Kapital zu schlagen. Man muss nur fest genug an das Gute glauben, um Gutes zu erfahren. Die amerikanische Gegenwart lehrt uns gerade das Gegenteil. SANDRA KEGEL

Ocean Vuong: "Der Kaiser der Freude".

Roman.

Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl und Anne-Kristin Mittag. Hanser Verlag, München 2025. 528 S. geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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Von bookloving am 11.08.2025

Ein bewegendes, sehr poetisches Porträt der Unsichtbaren

Mit Der Kaiser der Freude legt Ocean Vuong nach seinem gefeierten Debüt einen weiteren außergewöhnlichen Roman vor, der die Schattenseiten des amerikanischen Traums eindrucksvoll beleuchtet und all jenen eine Stimme gibt, die am Rand der gnadenlosen Konsumgesellschaft ums Überleben ringen. Mit viel Feingefühl thematisiert Vuong zudem Themen wie Migration, Rassismus, Identität, Außenseitertum, soziale Marginalisierung sowie die Last von Trauma und Erinnerungen. Angesiedelt ist die in vier Abschnitte gegliederte Handlung in der trostlosen fiktiven Kleinstadt East Gladness in Connecticut, die stellvertretend für das postindustrielle, abgehängte Amerika steht. Im Mittelpunkt steht Hai, der neunzehnjährige Sohn einer vietnamesischen Einwanderin, der an der eigenen Ausweglosigkeit und Einsamkeit zu zerbrechen droht und kurz vor einem Suizid steht. Während er auf einer Brücke steht, hält ihn Grazina, einer älteren, an Demenz erkrankten Frau mit litauischen Wurzeln, von seinem Vorhaben ab. Aus dieser zufälligen Begegnung entwickelt sich eine fragile, aber tief berührende Beziehung, die für beide zu einem Wendepunkt wird. Hai findet als Grazinas Pfleger nicht nur Unterkunft und eine Aufgabe bei ihr, sondern auch eine neue Form von Zuneigung, Halt und Zugehörigkeit. Vuong gelingt es, mit großer poetischer Kraft und Genauigkeit die trostlose Atmosphäre von East Gladness einzufangen - eine kontrastvolle Welt, in der Arbeits- und Perspektivlosigkeit, Drogenkrise und Armut allgegenwärtig sind. Äußerst beeindruckend ist Vuongs bildgewaltiger Schreibstil; voller Metaphern und sinnlich-intensiver Beschreibungen taucht er das Alltägliche in eine schmerzlich-melancholische Schönheit. Zudem versteht es hervorragend, uns die widersprüchliche Gefühlswelt seiner Figuren sehr plastisch nahe zu bringen. Seine fragmentarische, von Rückblicken und inneren Monologen durchzogene Erzählweise ist von faszinierender Leichtigkeit, verlangt aber eine erhöhte Aufmerksamkeit. Ein besonderes Highlight sind die vielschichtigen, liebevoll gezeichneten Charaktere, die in all ihrer Fragalität und ihren Eigenheiten sehr lebensnah eingefangen sind. Sie stellen keine klassischen Helden dar, sondern verletzliche, gebrochene und vereinsamte Figuren, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, aber trotz aller Widrigkeiten auch in ihrer kleinen Zweckgemeinschaft Nähe, Freundschaft und Solidarität finden können. Mit Hai hat der Autor einen beeindruckenden Protagonisten geschaffen, der mit seiner Identität, Herkunft und Erwartungen im Lebensalltag zu kämpfen hat. Mit großer Empathie und psychologischer Tiefe zeichnet er seine Unsicherheit, Sehnsucht nach Zugehörigkeit und seinen Kampf gegen seine Drogensucht und inneren Dämonen. Auch Grazina ist eine sehr beeindruckende Hauptfigur. Eindrucksvoll führt Vuong uns vor Augen, dass ihre Demenz nicht nur individuelles Vergessen, sondern auch eine kollektive Komponente des Erinnerns an andere Zeiten und Traumata umfasst und manchmal einen befreienden Schutz bietet. Gekonnt verdeutlicht er, dass das kollektive Verdrängen von Geschichte, Leid und Verantwortung sinnbildlich für ein grundlegendes gesellschaftliches Klima steht. Einfühlsam und glaubwürdig schildert Vuong die zarte, freundschaftliche Beziehung zwischen Hai und Grazina, die neben den alltäglichen Problemen und Missverständnissen auch berührende Momente von menschlicher Nähe und gegenseitigem Verständnis aufweist. Auch die Nebenfiguren wie Hais Cousin Sony und seine Arbeitskollegen im Diner sind vielschichtig und glaubwürdig ausgearbeitet. Sie stehen exemplarisch für die Unsichtbaren und gesellschaftlich Abgehängten der amerikanischen Gesellschaft - Menschen, die von Armut, Sucht, Krankheit und Ausgrenzung gezeichnet sind, aber dennoch in der Gemeinschaft auch die faszinierende Kraft von menschlicher Verbundenheit erleben und die beflügelnde Hoffnung auf eine zweite Chance im Leben finden können. Mit schonungsloser Klarheit kritisiert Vuong in seinem anspruchsvollen und sehr facettenreichen Roman die zerstörerischen Folgen des Spätkapitalismus, der Prekarisierung von Arbeit und der gnadenlosen Ausgrenzung der Schwächsten. Gleichzeitig gelingt es ihm, inmitten der Hoffnungslosigkeit Momente von Zärtlichkeit, Freundschaft und Solidarität zu zeigen, die dem gelungenen Roman eine besondere emotionale Kraft verleihen FAZIT Ein herausfordernder und berührender Roman über die Kraft von Gemeinschaft und über die Möglichkeit von Schönheit und Würde in einer oft grausamen Welt. Ein ebenso schmerzliches wie hoffnungsvolles Porträt der Ausgegrenzten und Unsichtbaren in der amerikanischen Gesellschaft, das noch lange nachhallt!
Von cherryblue_4 am 11.08.2025

Hat was

...nicht nur auf den ersten Blick; dachte ich. Das Buch hat ein besonderes Cover, durch welches man auf es aufmerksam wird; schlicht und doch irgendwie besonders. Die Sprache ist poetisch. Ein Protagonist, der in sich selbst zerrissen ist und dennoch anderen hilft. Ich habe bisher noch kein Buch des Autors gelesen und da seine vorherigen Bücher sehr gelobt wurden, wollte ich mir jetzt mal sein neuestes Werk reinziehen. Der Klappentext der Geschichte hat mich zwar noch nicht so ganz überzeugt gehabt und auch der Anfang des Buches hat mich immer wieder die Frage stellen lassen in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde. Ich muss zugeben, dass das Buch seine Längen hatte, dass ich zwischendrin gedanklich ein bisschen abgeschaltet habe, auch wenn der oder die Entwicklung der verschiedenen Charaktere höchst spannend zu lesen gewesen ist. So richtig warm bin ich mit den mit den Protagonisten allerdings nicht geworden. Das Zusammenleben mit der älteren Dame und die Schilderungen im Laden waren ja durchaus tiefgründig. Hier hat mich der Schluss nicht wirklich überrascht aber richtig überzeugt hatte mich auch nicht. Ich stand am Ende des Buches mit einem riesigen Fragezeichen da und der Frage: war das jetzt wirklich alles und was will uns das Buch damit eigentlich mitteilen.
Ocean Vuong: Der Kaiser der Freude bei hugendubel.de. Online bestellen oder in der Filiale abholen.