Ein solides, teils schön geschriebenes Buch, das mich aber weder als Romanze noch als Fantasy wirklich packen konnte.
Gekauft habe ich Our Infinite Fates mit hohen Erwartungen: "Exile"-Vibes, ein "Romantic Fantasy"-Versprechen - genau meine Kragenweite. Und ja, der Einstieg hält dieses Versprechen zunächst ein: atmosphärisch, spannend, mit genug Mysterium, um mich zügig durch die ersten Kapitel zu tragen. Wie bei der Serie Lost fühlte sich der Anfang wie ein Versprechen an - nur dass das Echo zum Schluss hin ausblieb.Mein größtes Problem war die Genrebalance. Für "Romantic" fehlte mir die emotionale Fallhöhe; viele Dynamiken zwischen den Protagonist*innen blieben für mich nicht nachvollziehbar. Entscheidungen wirkten eher wie Plothebel als organische Konsequenzen ihrer Persönlichkeit. Für "Fantasy" wiederum war mir die Welt zu blass umrissen: Ideen sind da, aber der Weltenbau bleibt skizzenhaft, oft mehr angedeutet als tatsächlich erlebbar. So entstand ein Dazwischen, das weder die Sehnsucht einer großen Romanze noch das Staunen einer dichten Fantasywelt wirklich auslöst.Handwerklich gibt es dennoch einiges zu mögen. Laura Steven hat ein gutes Gespür für eingängige, stellenweise wirklich schöne Sätze; einzelne Passagen fließen, Bilder sitzen, die Lektüre ist angenehm. Auch das Tempo im ersten Drittel stimmt: Die Spannung zieht an, die Haken sind gesetzt. Doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto deutlicher spürt man, wie die anfängliche Verheißung nicht eingelöst wird. Das Finale wirkt dadurch nicht grundsätzlich schlecht, aber im Verhältnis zum Auftakt enttäuschender - Erwartungen werden eher verwaltet als erfüllt.Unterm Strich bleibt für mich ein ambivalentes Leseerlebnis: kein schlechtes Buch, gut wegzulesen, mit ästhetischen Momenten und einer Idee, die mich ursprünglich begeistert hat. Aber die emotionale Verankerung fehlte - und damit genau das, was Bücher für mich unvergesslich macht. Wahrscheinlich wird Our Infinite Fates nicht lange in meinem Gedächtnis nachhallen. Für Leser*innen, die vor allem auf Atmosphäre und einen vielversprechenden Start setzen, kann es funktionieren; wer jedoch eine greifbare, tiefgehende Romanze oder eine markant ausgearbeitete Fantasywelt sucht, dürfte - wie ich - zwiegespalten zurückbleiben.