Kenna hat gerade erst ihren Vater verloren, als sie etwas Unerklärliches beobachtet: Einen jungen Mann, der einem Menschen seine Seele aussaugt. Sie hält ihn zunächst für einen Mörder, doch Asher ist ein Reaper: Ein Sensenmann. Während Kenna noch mit ihren Fragen und widerstrebenden Gefühlen für ihn hadert, stehen die beiden plötzlich einem viel größeren Problem gegenüber: Jemand stiehlt unschuldige Seelen. Und Kennas ist bereits auf der Liste... Willkommen in Forks -äh- Bone Hill, der Name ist Programm. Wir begleiten Kenna in eine unscheinbare amerikanische Stadt, in der einige eher seltsame Dinge vor sich gehen und der Tod gierig um sich greift. So weit in der Theorie. Die Autorin wirft den Leser ohne viel des Federlesens in die Geschichte, es kommt alles sehr plötzlich und vielleicht auch etwas zusammenhanglos. Die Hintergrundgeschichte ist zwar durchaus nachvollziehbar, aber gerade der Einstieg ins Buch war eine einzige Verwirrung. So ging es dann auch weiter. Wir haben einen mysteriösen Protagonisten mit unerklärlichen Fähigkeiten, der natürlich auch noch verboten attraktiv ist. Und sein Geheimnis recht schnell mit Kenna teilt. Die wiederum glaubt ihm alles aufs Wort und schon ist Friede, Freude, Eierkuchen im Sensenhauptquartier. Die eigentliche Geschichte entwickelt sich langsamer, hat etwas mehr Kontext und eigentlich auch eine gute Idee, nur leider war absolut alles daran vorhersehbar. Kenna, Asher und die restliche Familie stolpern lange im Dunklen, obwohl eigentlich alles offensichtlich ist. Von der Seite her war also kaum Spannung geboten, das Ende kam für mich nicht überraschend. Die Idee und auch das Magiesystem hinter den Reapern waren kreativ und auch innovativ, der Sache kommt nur in der Geschichte selbst nicht viel Bedeutung zu, die Gesellschaft der Sensen und all ihre Mitglieder und übernatürlichen Wesen sind eher Randnotizen. Stattdessen liest man eine Art Twilight (Fanfiction?), nur ohne Reißzähne, wenn auch nicht weniger blutig. Manche Ähnlichkeiten sind schon verblüffend. Stellenweise war das Buch dank seines Witzes trotzdem unterhaltsam und hat auch zum Lachen gebracht, eine überzeugende, vielseitige Geschichte bekommt man hier aber nicht. Eher viele Tippfehler, einen sehr steilen, nicht fertig ausgearbeiteten Spannungsbogen und eine etwas überzogene Liebesgeschichte. Der Epilog hat mir dann noch mal den Boden unter den Füßen weggehauen und das nicht im Positiven. Es war einfach des Klischees zu viel und ergab auch keinen Sinn. Schade, aber der Untertitel des Buches fasst mein Leseerlebnis gut zusammen: Geraubte Zeit.