Bücher versandkostenfrei*100 Tage RückgaberechtAbholung in der Wunschfiliale
10% Rabatt10 auf Toniebox 1, Figuren & Zubehör mit dem Gutscheincode: TONIE10
Jetzt einlösen
mehr erfahren
Produktbild: Der Beweis meiner Unschuld | Jonathan Coe
Produktbild: Der Beweis meiner Unschuld | Jonathan Coe

Der Beweis meiner Unschuld

(9 Bewertungen)15
280 Lesepunkte
Buch (gebunden)
Buch (gebunden)
28,00 €inkl. Mwst.
Zustellung: Di, 16.09. - Do, 18.09.
Sofort lieferbar
Versandkostenfrei
Empfehlen
Generation Z, rechte Denkfabriken und ein Mordfall.
Finstere politische Machenschaften rütteln das langweilige Leben der jungen Phyl auf: Der Journalist Christopher will einen politischen Zirkel entlarven, der in Cambridge gegründet wurde, um die britische Regierung in eine rechtsextreme Richtung zu drängen. Seine Recherchen führen ihn zu einem Kongress in einem alten Herrenhaus. Dort nehmen die Ereignisse eine unheilvolle Wendung und ein Mord passiert. Liegt das Verbrechen in der aktuellen Politik oder in einem alten literarischen Rätsel begründet? Coes neuer Roman ist schön böse, witzig und messerscharf, spielt mit Genres und zeigt, dass der Schlüssel zum Verständnis der Gegenwart oft in den dunkelsten Ecken der Vergangenheit zu finden ist.
Ein raffiniertes literarisches Spiel und glänzende Unterhaltung.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
22. August 2025
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
405
Reihe
Transfer Bibliothek
Autor/Autorin
Jonathan Coe
Übersetzung
Cathrine Hornung
Verlag/Hersteller
Originalsprache
englisch
Produktart
gebunden
Gewicht
575 g
Größe (L/B/H)
218/151/42 mm
ISBN
9783852569185

Portrait

Jonathan Coe

Jonathan Coe, 1961 in Birmingham geboren, studierte am Trinity College in Cambridge und lebt in London. Neben dem Schreiben gilt seine Leidenschaft der Musik: Er hat zahlreiche Alben mit seinen Kompositionen herausgebracht, zuletzt Suspended Moments (2023) beim British Progressive Jazz Label. Seine humorvoll und satirisch geprägten Romane stellen zumeist dringende soziale Fragen in den Mittelpunkt und wurden in viele Sprachen übersetzt. Bei Folio erschien zuletzt: Bournville (2023).

Pressestimmen

"Ein brillanter, schräger, satirischer Roman - augenzwinkernd lustig und äußerst gewieft." William Boyd

Besprechung vom 01.09.2025

Rebellion gegen die Konvention

Kann man noch guten Gewissens Romane schreiben in einer Zeit, in der jeder seine eigene Wahrheit besitzt? Der britische Schriftsteller Jonathan Coe gibt mit "Der Beweis meiner Unschuld" eine verblüffende Antwort.

In den sozialen Netzwerken teilen Mittzwanziger von einer Künstlichen Intelligenz generierte und mit Synthesizerklängen unterlegte Bilder von lichtdurchfluteten Vorstadtvillen und neonglühenden Straßenszenen im Stil der Achtziger, zwei Frauen gleichen Alters können in Jonathan Coes "Der Beweis meiner Unschuld" sämtliche Episoden der Sitcom "Friends" mitsprechen, und ihre Eltern lieben die britischen Schwarz-Weiß-Komödien der Fünfzigerjahre. Ein Grund dafür nennt sich "Anemoia": Nostalgie für eine Zeit, die man selbst noch nicht erlebt hat.

Vielleicht lässt sich damit in Teilen auch der Erfolg des Cosy-Crime-Genres erklären, das nicht nur regelmäßig Bestseller, sondern inzwischen auch aufwendige Netflix-Adaptionen hervorbringt und die diffusen Umrisse eines ländlich-altmodischen Englands heraufbeschwört, in dem Gemeinschaften noch intakt und Verbrechen nur halb so schlimm sind.

"Ich glaube, kein anderes Land der Welt würde auf die Idee kommen, brutale Morde als etwas ,Gemütliches' zu bezeichnen. In gewisser Weise ist das sehr britisch", überlegt der Journalist Christopher Swann in "Der Beweis meiner Unschuld" und ist kurz darauf tot. In seinem Blog hatte er mit Vorliebe über die extremen Rechtsausleger unter den Tories hergezogen und sich zuletzt auf einem ihrer Kongresse unter die Leute gemischt. "Jippie", seufzt die Ermittlerin Prudence Freeborne, die für die Mordermittlung noch einmal ihren Ruhestand verschieben muss. "Ein Opfer, zweihundertsiebzehn Verdächtige."

Zur Expertise des britischen Autors Jonathan Coe gehören die Satire und das Formexperiment, spätestens seit "Allein mit Shirley", einer Neuinterpretation der Gruselkomödie "Leiche auf Urlaub" von 1961 und zugleich beißender Kommentar auf den Thatcherismus. Und so beginnt sein neuer Roman, trotz aller Schrullen eine messerscharfe Analyse des britischen Konservatismus, mit einer Rahmenhandlung um Phyl, die nach dem Universitätsabschluss in englischer Literatur wieder bei ihren Eltern einzieht und sich mit dem Gedanken trägt, einen Krimi zu schreiben. Die Geschichte des Mordes an Christopher Swann wird zum Gegenstand ihres Schreibexperiments mit drei angesagten literarischen Genres und sein Credo auch zu ihrem (und offensichtlich auch Coes) Vorsatz: "Um ein Thema zu verstehen, musst du alles darüber wissen, du musst es verdammt noch mal beherrschen."

Was folgt, ist eine Meisterklasse in der hohen Kunst der Parodie: Mit einem traditionsreichen Landsitz voller Geheimgänge und exzentrischer Nebenfiguren stellt das Auftaktexperiment das ultimativ Cosy-Crime-typische Setting und wird nur noch fundamental britischer, als der plötzliche Tod von Königin Elisabeth II. den Kongress unterbricht und sich die Ermittlerin kurz darauf in der kilometerlangen Schlange zu ihrem Londoner Kondolenzbesuch einfindet. Damit ist auch der zeitliche Kontext des Romans gesetzt: die kurze, aber intensive Phase politischen Wahnsinns, die im Herbst 2022 in der nur neunundvierzig Tage währenden Amtszeit von Liz Truss als Premierministerin des Vereinigten Königreichs gipfelte.

Im zweiten Abschnitt geht Coe ein paar Jahrzehnte in der Geschichte des Konservatismus zurück und lässt in einem Memoirenmanuskript das Cambridge der frühen Achtzigerjahre auferstehen. Der Ausflug in die Welt der Dark Academia - man denke an Donna Tartts "Die geheime Geschichte" als Blaupause des literarischen Subgenres - ist stilistisch die schwächste Passage des Romans, drängt sich darin doch stellenweise der Eindruck einer unnötig pedantisch abgehakten Checkliste der Genreklischees auf. Dennoch gelingt es dem Autor, die Mentalität einer nachwachsenden Machtelite zu umreißen, die im Zuge des Durchmarsches neoliberaler und nationalistischer Politik während der Reagan-Thatcher-Ära immer demokratiefeindlichere Ansichten entwickelt. Namen wie Elon Musk oder Peter Thiel brauchen in dieser Erzählung gar nicht zu fallen, sie sind auch so stets präsent, und dass Coe in diesem ideologischen und narrativen Labyrinth weder den Überblick noch je seinen Humor verliert, gehört zu seinen einnehmendsten Qualitäten.

Der dritte Romanabschnitt führt schließlich mitten hinein in die wechselnden Erzählstimmen und Zeitformen, die reflexiven Bezüge und ausschweifenden Gedankenfluten eines autofiktionalen Essays. An diesem Punkt angelangt, ist "Der Beweis meiner Unschuld" zu allererst ein literarischer Versuch über das Verhältnis von Wahrheit und Fiktion. Alle Handlungsstränge laufen im Rätsel um einen erfundenen Schriftsteller zusammen, der - ähnlich wie Coes Vorbild, der britische Avantgarde-Autor B. S. Johnson - in einem Akt literarischer und lebenswirklicher Rebellion mit der konventionellen Fiktion bricht.

Kann man überhaupt noch guten Gewissens Romane schreiben in einer Zeit, in der jeder seine eigene Wahrheit besitzt? "Man kann das auch anders sehen", überlegt Phyl: "In einer Welt, in der alle Bemühungen, die Wahrheit in Worte oder Bilder zu fassen, kompromittiert und kontaminiert werden, hat die Fiktion etwas Einzigartiges. Etwas Authentisches. Etwas, auf das man sich verlassen kann." Jonathan Coe liefert auf seine Frage nicht nur eine mögliche Antwort, sondern auch direkt den idealen Krimi für das postfaktische Zeitalter. KATRIN DOERKSEN

Jonathan Coe: "Der Beweis meiner Unschuld". Roman.

Aus dem Englischen von Cathrine Hornung. Folio Verlag, Bozen/Wien 2025.

416 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

Bewertungen

Durchschnitt
9 Bewertungen
15
8 Bewertungen von LovelyBooks
Übersicht
5 Sterne
2
4 Sterne
5
3 Sterne
0
2 Sterne
2
1 Stern
0

Zur Empfehlungsrangliste
Von rallewu am 03.09.2025

Ungewöhnlich, aber sehr eindrucksvoll und voller politischer Energie

Ich kannte den Autoren Jonathan Coe vor der Lektüre dieses Buches tatsächlich noch gar nicht, aber er hat sich für mich durch "Der Beweis meiner Unschuld" praktisch aus dem Stehgreif als Experte für die politischen Denkweisen in Großbritannien, sei es der Konservativen oder sei es der Linken, bewiesen und etabliert. Das Buch ist eine Mischung aus Krimi, politischer Bestandaufnahme und Analyse der Folgen von meist doch recht extremen politischen Ansichten - in Taten und Gedanken. Coe entwickelt eine vielschichtige Story, die den Leser so manches Mal auf die falsche Spur führt. Erst ganz am Ende wird klar, wohin die Reise tatsächlich geht - und doch bleibt eigentlich auch am Schluss noch jede Menge Raum für Spekulationen. Ein toller, sprachlich ausgereiften Roman/Krimi, der viele Klischees über die Briten bedient, aber damit wahrscheinlich oftmals auch ins Schwarze trifft. Die Lektüre macht Spaß und zieht den Leser mit der Zeit immer tiefer in den Sog einer ausgefeilten Geschichte.
LovelyBooks-BewertungVon MsWatson am 22.08.2025
Politik, Krimi, Familienroman, Historie.... abgefahren, wirr, spannend - ein großartiges Buch. Abgefahren! Ich hab schon lang nicht mehr so einen Krimi gelesen! "Der Beweis meiner Unschuld" von Jonathan Coe ist ein raffiniert verschachtelter Roman, der mehrere Genres miteinander verwebt - Cozy Crime, Dark Academia, Autofiktion und politischen Thriller. Im Mittelpunkt steht die junge Phyl, eine 23-jährige Literaturabsolventin, die nach ihrem Studienabschluss bei ihren Eltern lebt und mit einem Niedriglohnjob in einer Sushi-Kette versucht, über die Runden zu kommen. Gedanklich flüchtet sie sich in nostalgische Serienklassiker wie Friends und spielt mit der Idee, selbst einmal einen Cosy Crime zu schreiben. Doch ihr Leben nimmt eine radikale Wendung, als Christopher - ein enger Freund der Familie und ehemaliger Studienkollege ihrer Mutter, ein freischaffender Journalist - wie er sich selbst nennt -  eine Konferenz besucht, die im rechten politischen Spektrum liegt und von dort nicht lebens zurückkehrt.Die Konferenz selbst - TrueCon-Konferenz - ist eine satirisch zugespitzten Variation realer rechter Ideologentreffen, in einer Zeit, in der Liz Truss kurzzeitig Premierministerin ist und das Vereinigte Königreich mit politischen Verwerfungen kämpft. Die Ermittlungen übernimmt Detective Pru Freeborne, deren Name ein ironisches Echo auf die Wahrheitssuche des Romans selbst ist. Zumindest könnte man das mal hineininterpretieren. Das wirklich Außergewöhnliche hier: Coe entwickelt die Handlung auf mehreren Ebenen: Da ist Phyls Leben und Suche nach Sinn und einer Beschäftigung in der Gegenwart und parallel dazu kommt schließlich die vielschichtige Erzählung der Hauptstory, die historische Rückblenden, politische Satire und literarische Selbstreflexion miteinander verbindet. Ein wirklich etwas abgefahrener Mix, aber in sich so unfassbar stimmig. Der Roman besticht durch seine Vielfalt an Stimmen und Perspektiven, die zusammen ein Panorama der britischen Gegenwartskultur ergeben. Themen wie konservative Think Tanks, die Privatisierung des Gesundheitswesens, die Macht politischer Netzwerke und eine weit verbreitete Nostalgie nach vermeintlich besseren Zeiten durchziehen das Buch. Coe erzählt mit scharfem Humor, präziser Beobachtungsgabe und einer feinen Balance zwischen Satire und Ernsthaftigkeit. Er entlarvt rechte Machtzirkel und konservative Ideologien, ohne seine Figuren zu Karikaturen zu reduzieren, was meines Erachtens die Ernsthaftigkeit des Themas umso mehr unterstützt.  "Der Beweis meiner Unschuld" fühlt sich ein klein wenig an, wie ein literarisches Experiment: Die Geschichte  unterhält wirklich gut, ist scharfsinnig und analysiert unsere Gegenwartskultur und bezieht auf sehr kluge Weise politisch Stellung. Was ich im Übrigen richtig gut finde! Es ist ein Roman, der zeigt, wie eng persönliche Geschichten, gesellschaftliche Dynamiken und politische Entwicklungen miteinander verknüpft sind, und der dabei die Grenzen von Fiktion und Realität wirklich stark verschwimmen lässt. Jonathan Coe ist hier ein sprachlich-rhetorisches Feuerwerk gelungen, das sowohl als Gesellschaftsroman wie auch als kluge literarische Satire funktioniert. Wer bereit ist, sich auf dieses vielschichtige Spiel einzulassen, wird mit einer Lektüre belohnt, die humorvoll, provokant und zugleich zutiefst aufklärerisch ist.
Jonathan Coe: Der Beweis meiner Unschuld bei hugendubel.de. Online bestellen oder in der Filiale abholen.