Bijoux. Teenager. Queer. Kinshasa.
Mira. Bibelfest. Schweigend. Fluchtziel: London.
Nach politischen Unruhen wird Bijoux zu Tante Mira nach London geschickt neue Stadt, neue Sprache, neues Leben. Und die Tante? Macht es ihr nicht gerade leicht, sich willkommen zu fühlen. Und dann passierts: die erste große Liebe. Zu einer Frau.
Aber wie soll man frei lieben, wenn die Tante mit Bibelzitaten um sich wirft und in der alten Heimat genau diese Liebe verachtet wird?
Was Bijoux nicht weiß: Auch Mira trägt eine Geschichte in sich. Eine mit eigener Flucht, mit langem Schweigen und mit viel Herzschmerz. Ein Geheimnis, das sie so tief vergraben hat, dass sie selbst fast vergessen hat, warum sie ging.
Zwei Frauen. Zwei Leben. Zwei Herzen, die schweigen bis eines sagt: Nicht mit mir.
Meine Leseeindrücke: Wütend, wild und weich zugleich. Nicht cozy aber wichtig. Nicht leicht aber sehr ehrlich. Manchmal hart und trotzdem: Hoffnung. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen weil ich wissen musste, wie es weitergeht. Seite für Seite, Kapitel für Kapitel, schälen sich die Geheimnisse langsam frei. Jede Figur trägt etwas mit sich herum, das nicht gesagt werden darf und genau das macht es so intensiv. Bijoux versucht so sehr, so zu sein, wie ihre Familie es will. Aber ganz ehrlich? was tun, wenn das Herz einfach anders schlägt? Und Mira, die Tante, die schweigt statt zu umarmen. Zwischen Bibelzitaten und Familienpflichten hält sie fest an dem, was ihr Halt gibt: der Glaube. Er ist ihr Schutzraum, ihr Rückgrat. Fester als ihre Handtasche. Und auch wenn man sich daran reiben kann es ist ihre Art, zu überleben. Zu glauben. Zu bleiben.
Was ich besonders geliebt habe: Die Doppelperspektive. Mira und Bijoux erzählen im Wechsel zwei Frauen, zwei Zeiten, verbunden durch Blut, Geschichte und ein ganz eigenes Schweigen. Und als Leser*in steht man dazwischen. Mit pochendem Herzen.
Christina Fonthes schreibt nicht leise. Sie schreibt laut und dringend. Direkt, bildhaft manchmal schneidend, dann wieder zärtlich. So, dass es bleibt. Zwischen Alt und Neu, Glaube und Freiheit, Familie und Selbstbestimmung bewegen sich Bijoux und Mira zwei Frauen, die versuchen, irgendwo anzukommen, wo sie ganz sie selbst sein dürfen.