Die Geschichte bringt viele sozialkritische Themen auf den Tisch, die Ekelaspekte hätte es für mich nicht gebraucht.
Monika Kims Roman "Das Beste sind die Augen" erzählt von Ji-won, einer College-Erstsemesterin, die gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer fünfzehnjährigen Schwester lebt. Seit der Vater die Familie verlassen hat, versuchen die drei, sich neu zu sortieren. Doch die fragile Ordnung bricht zusammen, als die Mutter einen weißen Freund in die Wohnung bringt, der mit seinem offenen Fetisch für asiatische Frauen die Schwestern ständig herabsetzt. Ji-won fühlt sich verantwortlich, besonders ihre jüngere Schwester vor diesen Übergriffen zu schützen, und entwickelt dabei eine Mischung aus Beschützerinstinkt und zerstörerischer Obsession. Während auf dem Campus rätselhafte Gewalttaten geschehen, verstrickt sie sich immer tiefer in Lügen, extreme Handlungen und eine Spirale aus Wut und GewaltSchon die ersten Seiten haben mich abgestoßen. Ich ekle mich vor Fisch, das die Mutter der Protagonistin ausgerechnet die Fischaugen voller Genuss isst, war für mich ein Einstieg, der mich sofort getriggert hat.Im Zentrum von Monika Kims Riman stehen drei Frauen koreanischer Herkunft, die in Los Angeles leben: Umma und ihre beiden Töchter, die College-Studentin Ji-won und ihre 15-jährige Schwester Ji-Hyun. Der Vater hat die Familie verlassen, woraufhin die Mutter einen neuen weißen Partner findet. Doch George begegnet den drei Frauen nicht mit Respekt, sondern mit offenem Rassismus und einem unverhohlenen Fetisch für asiatische Frauen. In seinen Worten steckt ständige Herabsetzung. Die Mutter schweigt und scheint die Demütigungen herunterzuspielen, vielleicht, weil sie nicht wieder allein sein will. Die jüngere Schwester ist diejenige, die am deutlichsten ihren Unmut äußert, auch wenn sie mit fünfzehn noch keine Macht hat, etwas zu verändern. Jo-Won hingegen schweigt. Ihre Wut kocht im Inneren, bis sie in extreme, blutige Handlungen umschlägt, die so grausam und abgründig sind, dass sie für mich völlig unverständlich bleiben.Kim verbindet extreme Ekelbilder mit einer deutlichen gesellschaftlichen Botschaft: Sie zeigt, wie Misogynie, Fetischisierung und Rassismus familiäre Beziehungen vergiften und Frauen in Strukturen gefangen halten, in denen sie schweigen, erdulden oder verstummen. Das ist unbequem, feministisch und voller Symbolkraft. Diese Kritik steht im Vergleich zu den horrorlastigen Szenen definitiv im Vordergrund.Und doch: Mich hat das Buch nicht ganz erreicht. Nur weil ekelerregend Szenen eingewoben sind, wird ein Roman nicht automatisch stärker. Ich konnte weder Ji-Wons Wut fühlen noch die Zerrissenheit der Schwester oder die Verzweiflung der Mutter, die die Augen vor allem verschließt. Am nachvollziehbarsten war für mich noch der ekelerregende George, den man als Leserin von Anfang bis Ende verachtet.Ich habe ein solches Buch noch nie gelesen. Es passt in kein Genre, das ich kenne: kein reiner Horror, keine reine feministische Literatur, keine reine Sozialkritik. Und doch hat es mich nicht vollkommen überzeugt.