In "Hustle" erzählt Julia Bähr die Geschichte von Leonie, einer Biologin, die nach einer Racheaktion ihren Job verliert und in München neu anfängt. Doch mit einem normalen Gehalt ist das Leben dort kaum bezahlbar. Sie findet Anschluss an eine Gruppe von Frauen, die sich mit fragwürdigen Methoden über Wasser halten. Gegen Bezahlung beginnt sie, kreative Racheaktionen durchzuführen.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und zeitgemäß, teils zynisch und recht humorvoll. Die Grundidee ist originell und die gesellschaftliche Kritik an Kapitalismus, Wohnungsmangel und Erfolgsdruck trifft den Nerv der Zeit. Auch die Frauenfreundschaften sind überzeugend und angenehm frei von Konkurrenzdenken dargestellt.
Gleichzeitig bleibt vieles oberflächlich. Leonies moralische Einstellung und ihre persönliche Entwicklung bleiben für mich schwer greifbar, die Handlung wirkt eher episodisch. Eine Wendung oder ein größeres Dilemma bleiben aus. Das Ende kommt abrupt und lässt viele Fragen offen.
Insgesamt ist "Hustle" eine unterhaltsame Lektüre mit Witz, die ihr Potenzial jedoch nicht vollständig ausschöpft, da sie erzählerisch zu unverbindlich ist, um mich nachhaltig zu überzeugen.