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Produktbild: Das Schöne, Schäbige, Schwankende | Brigitte Kronauer
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Das Schöne, Schäbige, Schwankende

Romangeschichten

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Im Haus eines Ornithologen geht eine Schriftstellerin den Abgründen der Schriftstellerei auf den Grund. Es geht ihr dabei ums Ganze. Denn ihre zutiefst eigene Symphonie des Schreibens ist bedroht. Vogellaute und geflügelte Wesen gehören zum vielstimmigen Orchester dieses sprachmächtigen neuen Romans von Brigitte Kronauer, in dem Kunst und Schicksal eine einzigartige Symbiose eingehen.

Ein Haus im Wald mit blauen Schlagläden. An den Wänden Schautafeln, über und über mit Vögeln bedeckt, im lichten Geäst der Stämme Vogelgezwitscher. Der Schriftstellerin, die vorübergehend im Haus des Ornithologen lebt, will mit ihrem Roman nicht recht vorankommen. Stattdessen drängen sich ihr die Vögel des Waldes auf, und bald schon schälen sich aus ihnen die Gesichter von Freunden und deren Geschichten: die Schönen, die Schäbigen und die Schwankenden. Unbehelligt verfasst sie eine Geschichte nach der anderen, bis es eines Nachts an die blauen Schlagläden klopft und der Ornithologe sein Haus zurückfordert. Befand sich die Schriftstellerin gerade noch in einer magischen Parallelwelt, führt dieser Umbruch zu einer radikalen Hinterfragung der eigenen Existenz. Filigran und machtvoll webt Brigitte Kronauer ein engmaschiges Netz bedrohter Subjekte und stellt als dessen Höhepunkt das Schriftstellerleben selbst auf den Prüfstand.

»Brigitte Kronauer leuchtet tief in die Sedimentschichten hinein, aus der die beiden großen Sphären der Welt bestehen, die menschliche Innenwelt und die weite Landschaft, und blendet sie ineinander. «
Nico Bleutge, Neue Zürcher Zeitung

Produktdetails

Erscheinungsdatum
02. August 2019
Sprache
deutsch
Auflage
4. Druckaufl. 2019
Seitenanzahl
596
Autor/Autorin
Brigitte Kronauer
Verlag/Hersteller
Produktart
gebunden
Gewicht
781 g
Größe (L/B/H)
221/152/40 mm
Sonstiges
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN
9783608964127

Portrait

Brigitte Kronauer

Brigitte Kronauer, 1940 in Essen geboren, lebte als freie Schriftstellerin in Hamburg. Ihr schriftstellerisches Werk wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis der Stadt Berlin, mit dem Heinrich-Böll-Preis, dem Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg, dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Jean-Paul-Preis ausgezeichnet. 2005 wurde ihr von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung der Büchner-Preis verliehen. Brigitte Kronauer verstarb im Juli 2019.



Pressestimmen

»Wir erleben und verleben mit dieser und allen anderen Geschichten, die in diesem Buch versammelt sind, irrlichternde Sternstunden der Literatur. «Marion Hinz, Kulturportal, 04. 09. 2019 Marion Hinz, Kulturportal

»Oft geht es um die Kippmomente im Leben, die prekären Augenblicke, die feinen Risse in der Wirklichkeit: Das sind eindringliche Menschenporträts, die man so leicht nicht mehr vergisst. «Johannes von der Graben, Hessische Niedersächsische Allgemeine, 04. 09. 2019 Johannes von der Graben, Hessische/Niedersächsische Allgemeine HNA

»Keinesfalls harmlos, aber stets von formvollendeter Eleganz und voll von subtilen Reflexionen. «SWR2-Bestenliste, September 2019 SWR2

»Ein großes Geschenk zu einem verhassten Abschied, und es wird noch größer dadurch, dass es ausgerechnet ein verhasster Abschied ist, dem Brigitte Kronauer eine so optimistische Volte gibt. Auch auf große Distanz kann man sich nah bleiben. «Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 29. 08. 2019 Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

»Brigitte Kronauers letztes Buch erzählt von den Langsamen, Einsamen, Enthusiastischen. Und ist voller Witz. Die meisten der hinreißenden Vogelgeschichten sind fantastisch altmodisch, großartig lebensklug und erzählt, als würde Kronauer mit dem Florett durch die Zeilen tänzeln. «Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung, 19. 08. 2019 Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung

»Viele hinreißende Miniaturen und einige längere Erzählungen zeigen eine Autorin auf der Höhe ihrer Kunst. «Johannes von der Gathen, Gießener Allgemeine, 17. 08. 2019 Johannes von der Gathen, Gießener Allgemeine

»Literatur, die sich nicht um Dogmen kümmert, sondern sich den Menschen zuwendet. «Südwest Presse, 16. 08. 2019 Südwest Presse

»Teilhabe und Außenseitertum sind das zentrale Thema des Bandes, und Kronauers Sprache, die bei aller Klarheit oft genug den Figuren, Ereignissen, Konstellationen und auch den finalen Wendungen ihr Rätsel lässt, erweist sich als beglückend geeignet, dies von allen Seiten zu beleuchten. «Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. 08. 2019 Tilman Spreckelsen, FAZ

»So etwas Kluges, Verschrobenes, sich selbst Kleinmachendes und gleichzeitig die Hoffnung auf Größeres Weckendes wie Romangeschichten wird es in Zukunft jedenfalls nicht mehr geben Das Schöne, Schäbige, Schwankende [erweist sich] als große Literatur, als vielleicht letztes echtes, großes Werk der deutschsprachigen bürgerlichen Literatur«Falk Schreiber, Berliner Morgenpost, 14. 08. 2019 Falk Schreiber, Berliner Morgenpost

»Den Leser erwartet eine üppige Landschaft aus literarischen Kapriolen und philosophischen Finessen, ein kaum zu bezwingendes Gebirge aus poetischen Skizzen und filigranen Geschichten, ein verwirrendes Kaleidoskop von verschiedenartigsten Menschen«Frank Dietschreit, rbbKultur, 12. 08. 2019 Frank Dietschreit, rbb

» Das Schöne, Schäbige, Schwankende ist auf dramatische Art noch einmal grossartig wie alle Bücher Brigitte Kronauers. Ein präzises Gewimmel. Das sprachliche Äquivalent dessen, was draussen die Natur treibt. Ordnung und Chaos, ein Weben und Flechten der Sätze und Wörter«Paul Jandl, Neue Züricher Zeitung, 10. 08. 2019 Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung

»Das Schäbige lauert überall. Aber niemand schildert es so schön wie Brigitte Kronauer. Man kann diese Miniaturromane drehen und wenden, und dann steht da in der allerklarsten Schrift, wie schön das Leben ist. Auf sechshundert Seiten wir erzählt und erzählt, wird gegen den Tod angeschrieben. Gegen den Tod, der uns bevorsteht, und gegen alles literarisch Anämische. «Paul Jandl, Neue Züricher Zeitung, 10. 08. 2019 Paul Jandl, NZZ

»Sie stürtzt sich mit einer großen Empathie in ihre Figuren rein und wird dabei aber nicht kitschig, und das ist wirklich große Kunst. «Thea Dorn, ZDF Das Literarische Quartett, 09. 08. 2019 Thea Dorn, Das Literarische Quartett

»Dieses Buch ist die Summe ihres Schaffens. Sie war wirklich eine der besten und wichtigsten Autorinnen, die wir hatten. Sekundenkurze Blicke in das Leben von Menschen hinein, und die ganze Kunst von Brigitte Kronauer entfaltet sich hier. Was ist ein Mensch? Wie kann man mit ein, zwei Zeilen ein Schicksal schildern. . . . Von der ersten Seite, ein eigener Ton, eine eigene Melodie, eine ganz starke radikale Kraft. «Volker Weidermann, ZDF Das Literarische Quartett, 09. 08. 2019 Volker Weidermann, Das Literarische Quartett

»Postum entpuppt Brigitte Kronauer sich in diesem Opus erneut als kühne Avantgardistin, die raffiniert auf den ersten Blick auseinanderklaffende Stränge des Geschehens bündelt und dabei grazile Gedankenpirouetten vollführt«Ulf Heise, Chemnitzer Zeitung, 09. 08. 2019 Ulf Heise, Chemnitzer Zeitung

»Mit Romangeschichten über "einfache" Menschen hinterlässt Brigitte Kronauer ein gewichtiges Vermächtnis. "Das Schöne, Schäbige, Schwankende" suggeriert ein strenges Erzählprinzip, das auch benannt wird. Letztendlich geht es aber um etwas anderes: wie Brigitte Kronauer noch einmal die Einsamkeit der Menschen in den Blick nimmt. Und das ist nicht nur ein literarisches Vermächtnis. «Insa Wilke, WDR Kultur, 08. 08. 2019 Insa Wilke, WDR 1

»Die Fülle und das Ausschweifende, das zugleich Offene und Bestimmte, der beißende, nie aber gemeine Spott sind tatsächlich zu verstehen als ein mächtiges, zugleich menschliches Bollwerk gegen alles brutal Begriffliche, gegen das schlechte Allgemeine, gegen vorschnelle Vereinfachung. Brigitte Kronauer hat Großes geschaffen, vermacht Großes. «Beate Kröger, Der Freitag, 08. 08. 2019 Beate Kröger, der Freitag

»[In diesem Buch] wird geliebt, verachtet, gesungen und betrogen Es wird gestohlen, es wird gelitten Hier zeigt sich wieder einmal Brigitte Kronauers aller höchste narrative Potenz Das ist ein großes Sprachkunstwerk. « Alexander Solloch, BR2 Diwan, 11. 08. 2019 »Dieses Buch ist strahlend hell und kraftvoll und überraschend. Ein Buch so voller Trost und Mut und Ermutigung und Hoffnung. «Volker Weidermann, Der Spiegel, 27. 07. 2019 Volker Weidermann, SPIEGEL

Besprechung vom 15.08.2019

Der ungenaue Doppelgänger liegt schon auf der Lauer

Spurensuche im Alltag: In ihrem letzten Roman legt Brigitte Kronauer dem Leser Lebensläufe zur Prüfung vor.

Franziska ist nicht mehr jung, bei weitem aber noch nicht alt genug, um der Liebe zu entsagen, den Eroberungen, auch wenn das mit den Jahren weniger geworden ist. Doch jetzt, als sie in Rom, das sie nach langer Zeit ein weiteres Mal besucht, auf einem Mäuerchen sitzend plötzlich die "perfekte Beute" in Gestalt eines jungen Adonis bemerkt, meldet sich in ihr "ein vertrautes Zittern, noch einmal das Vibrieren, die siegesgewisse Anspannung vor dem Sprung". Als der junge Römer, der eigentlich schon vorbeigelaufen war, dann tatsächlich kehrtmacht und sich in ihre Nähe setzt, durchzuckt sie ein " ungläubig wahrgenommener, glücklicher Schmerz. Die längst verschollene Erinnerung blähte die gegenwärtige Sekunde." Sie schließt die Augen, und als sie sie wieder öffnet, sieht sie, wie der Adonis auf ein vorbeifahrendes Moped springt - mit ihrer Tasche.

Franziska, ein Mensch an der Schwelle zum Entsagen, dem das frühere Glück noch einmal trügerisch winkt, eine "Betrogene" wie die Hauptfigur aus Thomas Manns Novelle, nur mit einem gänzlich anderen Resultat des Betrugs, denn Franziska stirbt nicht daran, sondern zieht sich zurück, verlässt ihr Bett kaum noch und macht vielleicht sogar ihren Frieden damit.

Ihre Geschichte ist Teil eines größeren Projekts, dem sich im jüngst erschienenen Roman "Das Schöne, Schäbige, Schwankende" der gerade achtundsiebzigjährig verstorbenen Autorin Brigitte Kronauer (F.A.Z. vom 24. Juli) die Schriftstellerin Charlotte widmet. Sie ist in der Hütte zweier begeisterter Ornithologen untergekommen, die gerade Südamerika bereisen, und lebt nun zwischen Bildern, die unterschiedliche Vögel darstellen. Wenn sie hier von Menschen träumt, dann schwirren diese durcheinander und "zwitschern" geradezu wie Vögel, und in den Bildern sieht sie wiederum menschliche Gesichter aufscheinen - Freunde, flüchtige und alte Bekannte: "Schließlich waren es nicht mehr die Geflügelten, die über mich regierten, es waren die Menschen, die durch sie hindurchstarrten und die sich jetzt unbedingt entfalten wollten. Dafür benötigten sie Platz, wischten ohne Rücksicht Vögel und ,Handlung' beiseite und beehrten mich, den offenbar geeigneten Landeplatz für ihre Ausuferungen, voller Beschwerden, Wichtigtuereien und Ticks, rund um die Uhr mit ihrer Anwesenheit, die ich meines Berufs wegen schriftlich beglaubigen sollte."

Das tut die Autorin dann auch, allerdings mit dem festen Willen, sich von den andrängenden Gestalten nicht unterjochen zu lassen. Um den Stoff, den diese Erinnerungen an Menschen nun für sie darstellen, einigermaßen in den Griff zu bekommen, gliedert sie ihn in die drei Kategorien, die dem gesamten Roman den Titel geben: Je dreizehn Biogramme sollen erstens "das Schöne" beschreiben, also den allmählichen Aufstieg der Porträtierten "aus der normalen Lebenstrübnis zur lichten Offenbarung", zweitens "das Schäbige" in umgekehrter Lebensbahn, die übrigen dreizehn dann "das Schwankende", eine Entwicklung, die Menschen erst nach oben und dann nach unten führt, "in der Weise gezähmt, wie sie es jeweils verdienten". Nur dass die Autorin feststellt, dass sich das Schema nicht einhalten lässt, dass alles durcheinandergerät, so dass für den Leser, der nach der knappen Einleitung nun mit "Die Vögel" das zweite, bei weitem umfangreichste Kapitel des Romans liest und dort tatsächlich 39 Biogramme findet, von der listigen Autorin mit der Entscheidung alleingelassen wird, wie nun die einzelnen Geschichten einzuordnen sind, nachdem sie ihn einmal dazu gebracht hat, solche Kategorien überhaupt zu suchen.

Formal erinnert das an Kronauers Roman "Gewäsch und Gewimmel" aus dem Jahr 2013, in dem die Schicksale ihrer Patienten auf die Physiotherapeutin Elsa in ähnlicher Weise drängen und als Ansammlung von Miniaturen ein Panorama ergeben. Hier hält nicht nur das Auge der eingschobenen Autorin Charlotte für die Vogelähnlichkeit der von ihr Porträtierten dieses Kapitel zusammen, das nun eine Ansammlung von menschlichen Schwänen, Kolibris, Amseln, Dompfaffen oder Ringeltauben präsentiert, sondern damit durchaus verbunden auch das Interesse an der Frage, warum uns ein Mensch bezaubert, wann genau dieser Zauber wirkungslos wird und was aus den ehemaligen Charmeuren wird, wenn der Bann erst einmal gebrochen ist. Wer sich, im Bewusstsein seiner Wirkung, alles erlaubt, fällt dann umso tiefer, und Charlotte widmet sich solchen Fällen, besonders aus dem Kulturbetrieb, mit dem mitleidlosen Blick derer, die sich schon mit dem vorherigen Verhalten der Paradiesvögel nicht zufriedengeben konnte. Sehr viel gnädiger fällt die Beschreibung eines Herrn aus, der offenbar noch im Altenheim die Rolle des Bezauberers weiterspielt und miterleben muss, wie sich diejenigen, die an seinen Lippen hingen, von ihm abwenden, als die Glocke zum Abendessen mitten in einem seiner ausufernden Vorträge läutet. Charlotte beschreibt Liebende, die sich plötzlich entfremden, Verwandte, die sich eigentlich nicht kennen, aber auch Menschen, die sich unerwartet solidarisch zeigen und die im Zweifel die Augen auch vor den entsetzlichen Taten derjenigen verschließen können, denen sie einmal nahe waren.

Auch in den übrigen Großkapiteln des Romans geht es um das Schreiben Charlottes und um die Frage, wie die erfahrene Realität abgebildet werden kann, wenn sich doch diese Erfahrungen als unsicher bis geradezu widersprüchlich erweisen können - die Erzählerin jedenfalls verwendet eine Sprache von fast demonstrativ klassischer Ruhe und macht dabei wenig Unterschiede zwischen den Stillagen der einzelnen Figuren, zwischen dem Bericht eines Zwölfjährigen und den Dialogen zweier älterer Frauen. "Stets liegt ein ungenauer Doppelgänger auf dem Sprung", heißt es einmal über das Schreiben, und dass es dabei nicht zuletzt um das Maß an Distanz zwischen dem Schriftsteller und seinem Gegenstand geht, wird ebenfalls rasch klar.

Teilhabe und Außenseitertum sind das zentrale Thema des Bandes, und Kronauers Sprache, die bei aller Klarheit oft genug den Figuren, Ereignissen, Konstellationen und auch finalen Wendungen ihr Rätsel lässt, erweist sich als beglückend geeignet, dies von allen Seiten zu beleuchten. Wie weit man sich auf die Welt einlässt (und: auf welchen Teil von ihr), so zeigen es die kürzeren und längeren Porträts dieses Bandes, hat nicht unbedingt etwas mit dem Lebensalter zu tun.

Das abschließende Kapitel des Bandes, das einzige, in dem Charlotte als Erzählerin eine fremde Perspektive einnimmt, lässt einen Greis davon berichten, wie sich Vergangenheit und Gegenwart in ihm gegenseitig beleuchten und sich ihm seine Umgebung im Licht des Isenheimer Altars erschließt. Ob das, im Ordnungssystem Charlottes, nun schön, schäbig oder schwankend ist, hängt vom Betrachter ab.

TILMAN SPRECKELSEN

Brigitte Kronauer: "Das Schöne, Schäbige, Schwankende". Romangeschichten.

Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2019. 596 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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LovelyBooks-BewertungVon YukBook am 07.02.2021
Durch die ZDF App "Dein Buch" bin ich auf diesen ungewöhnlichen Roman gestoßen. Neugierig machte mich nicht nur der Titel und die positive Rezension, sondern auch der Inhalt. Brigitte Schönauer, die 2019 verstorben ist, entwirft 3 x 13 Porträts, die sich in die titelgebenden Kategorien zuordnen lassen.Eigentlich hat sich die Ich-Erzählerin Charlotte in ein Haus eines Ornithologen zurückgezogen, um mit ihrem Roman "Glamouröse Handlungen" weiterzukommen. Inspiriert durch die verschiedensten Vogelarten, die sich ihr aufdrängen und sie an die Gesichter diverser Freunde und Bekannter erinnern, schreibt sie stattdessen Porträts, die sich mal wie eine pointenreiche Kurzgeschichte, mal wie eine Charakterstudie lesen.Es ist nicht leicht, sich ständig auf eine völlig neue Figur einzulassen, doch die Mühe lohnt sich. Die Autorin entfaltet ein wahres Panoptikum an Menschentypen: Rosetta, die mit ihrer betörenden Ausstrahlung eine ganze Tischgesellschaft verzaubert, die geschwätzige Rosa, die zwei Zugpassantinnen ihre Lebensgeschichte erzählt oder der arbeitslose Hubertus, der sich vergeblich nützlich machen will und seinen Nachbarn auf den Geist geht.Besonders interessant sind die Charaktere wie die schweigsame Andrea, aus denen die Erzählerin selbst nicht ganz schlau wird. Sie versucht, in ihr Innerstes zu blicken, sie durch eine provokante Bemerkung aus der Reserve zu locken. In der Episode "Ehebrecher en famille" zeigt Brigitte Schönauer ihr ganzes Können. Man meint, eine Verhaltensstudie zu lesen, wobei sie nicht nur den Blick auf die Mimik, Gestik, die Dialoge und das Unausgesprochne zwischen einer Frau, ihrem Mann und seiner Geliebten richtet, sondern auch das Wohnzimmer, in der sich die Szene abspielt, mit allen Details einbezieht. Garniert mit vielen Vogelmetaphern präsentiert uns Brigitte Kronauer 39 Miniporträts, die so bunt sind wie die Vogelwelt. 
LovelyBooks-BewertungVon Estrelas am 07.06.2020
Eine Autorin zieht sich zum Schreiben in das Haus eines Ornithologen zurück, um Porträts der Kategorien "Das Schöne, das Schäbige, das Schwankende" zu verfassen. Diese "Romangeschichten", der hauptsächliche Bestandteil des vorliegenden Werks, haben die Vergleiche der Figuren zu Vögeln gemein.Ich begeistere mich durchaus für anspruchsvolle Lektüre und konnte nach monatelangem Durchkämpfen bis zum Schluss in diesem Fall doch nur feststellen, dass diese nicht viel für mich bereithielt. Der Text mäandert, die Vogelvergleiche wirken weit hergeholt ("Ich wunderte mich über mich selbst. Je mehr die einfältige Gelbstirnamazone verblich, desto heftiger redete ich mich in Zorn."), und im letzten Teil geht es nicht mal mehr darum, sondern ohne erkennbaren Zusammenhang um ganz andere Themen. Einige Ideen und sprachliche Bilder gefielen mir, aber dieses dicke Buch hätte ich mir besser gespart.