Onkel Paul! Onkel Paul? Immer wieder Onkel Paul. Er zieht die Handlung durch diesen äußerst unterhaltsam wie spannenden Roman, obwohl er physisch gar nicht vorkommt. Er bleibt ein Geist, ein Mythos. Er ist ein wegen versuchten Mordes Verurteilter, dessen fünfzehnjährige Haftzeit gerade abläuft und Meg samt ihren Schwestern als den Urlaub Schreckgespinst vergällt.
Dabei könnte es so schön sein. Megs Halbschwester Mildred (die Ex-Frau von Onkel Paul) leidet an zarter (Untertreibung) Hysterie und Überheblichkeit, nur das Beste ist gut genug für sie, alle anderen Menschen in ihrem Umfeld nur ihre Lakaien. Aber sie hat Angst und ruft Meg zur Hilfe in einen beschaulichen Badeort an der See. Dort steht auch ein ziemlich abgeschiedenes Cottage, in dem vor besagter Zeit alles geschah, und Mildred, die es sich zunächst nicht nehmen lässt, dort alleine zu residieren und in der Nacht glaubt, Schritte zu vernehmen, benötigt im ausgebuchten Ferienort dann doch ein Hotelzimmer. Meg organisiert. Meg kommt in den Ort, zieht in den Ferienwohnwagen ihrer Schwester Isabel, zusammen mit deren Kindern. Das Chaos ist vorprogrammiert, denn Isabel ist leichtgläubig, eingeschüchtert und möchte es allen und jedem nur recht machen. Auch sie hat Angst, angestachelt durch Mildred.
Einzig Meg scheint Herrin der Lage zu sein, denn jedes ungeklärte Phänomen lässt sich schnell, einfach und logisch aufklären. Aber Mildred (man könnte sie manchmal hinter den Mond und noch weiter schießen) schafft es immer wieder für Unruhe. Als dann noch Megs Freund Freddy, eine etwas dubiose Gestalt, und Isabels undurchsichtiger Ehemann auftauchen und nach belieben verschwinden, kommt keinesfalls Ruhe in die illustre Gesellschaft. Ganz im Gegenteil. Könnte vielleicht einer der beiden Onkel Paul sein? Fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit, wer weiß da schon, wie sich ein Mann verändert
Tja, und immer wieder das Cottage knappe drei Meilen vom Ort entfernt, dunkel, kein Strom, ein überwucherter Vorgarten ein Brunnenschacht viel Regen perfekt für
Der Roman entartet zwar zeitweise wie ein hektischer Klamauk aus Hollywoods Glanzzeiten, aber die Anspannung, das was-wäre-wenn eines möglichen drohenden Unheils begleitet einen von Anfang bis zum Ende.
Die Szenen sind sehr gekonnt gesetzt, man bleibt als Leser immer einen kleinen Informationsschritt im Rückstand. Die Charakterbildung der Protagonist*innen ist ohne Frage mehr als genial gelungen.
Das ist ganz große Erzählkunst und man kann sich während der Lektüre ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen der Autorin sehr gut vorstellen.
Sehr gerne gelesen, und daher gibt es eine riesengroße Leseempfehlung für diesen wunderbaren Krimi der etwas anderen Art.