Je mehr Bildung, desto weniger Religion? Christian König zeigt, dass Schleiermacher in seiner Erstlingsschrift grundlegend mit diesem Vorurteil aufräumt. Nach Schleiermacher ist Bildung ohne Religion nur gefährliches Halbwissen. Außerdem schränkt Religion nicht ein, sondern ist plural aus Prinzip. Sie steht allerdings für eine Pluralität, die klare Positionierungen beinhaltet.
Jeder religiöse Mensch ist nach Schleiermacher unmittelbar durch das Unendliche gebildet. Ausgehend von dessen allgemeiner Bildungstheorie zeigt Christian König in seinem Werk die Bedeutung von Religion auf, wie sie von Schleiermacher in seinem berühmt-berüchtigten Erstlingswerk, den Reden, entwickelt wird. Er weist nach, dass Schleiermacher einen kritischen Religionsbegriff vertritt, wonach der Religion eine spezifische Sonderstellung im Ensemble der menschlichen Gemütskräfte zukommt. Zugleich zeigt der Autor auf, dass die aktuelle Relevanz dieses kritischen Religionsbegriffs darin besteht, die Vielfalt der Religionen ernst zu nehmen und es darüber hinaus erlaubt, einen Maßstab zur Bewertung ihrer konkurrierenden Geltungsansprüche zu entwickeln. Schleiermachers inklusivistische Religionstheologie wird dabei ihrerseits kritisch vom Autor analysiert.