Der Roman "Die Erbin" von Claire Winter spielt in Köln in den 50ziger Jahren und Cosima, die 1935 in die Industriellenfamilie Liefenstein hineingeboren wurde, auf diese bezieht sich der Titel. Im Jahre 1957 will sie eine Stiftung für bedürftige Frauen und Mütter gründen. Fast gleichzeitig lernt sie den Journalisten Leo Marktgraf kennen und unvermittelt sieht sie sich mit der Vergangenheit ihrer Familie konfrontiert.
Die Autorin erzählt sehr gekonnt und emotional einfühlsam, sowie auch spannend, die Geschichte der fiktiven Familie Liefenstein, die es so ähnlich bzw. die historischen Hintergründe es wirklich gegeben hat. Dazu reise ich als Leserin in die Zeit Ende der 1920 ziger - Kriegsende zurück und die Gegenwart ist dann Ende der 50ziger Jahre.. Der Roman erzählt wechselweise aus beiden Zeiten und beginnt zu einer Zeit als Cosima noch nicht geboren ist und hier wird auf das Familienleben inklusive des zahlreichen Personals sowie auf die politische Lage eingegangen. Während Cosima stückchenweise immer mehr von der Vergangenheit der eigenen Familie und auch ihr Handeln zu Kriegszeiten erfährt, erfahre ich parallel dazu die Vergangenheit in Echtzeit. Ich erfahre viel über historische Ereignisse aber auch das Leben zu Kriegszeiten, wobei schnell die unterschiedlichen Gesinnungen in einer Familie und auch im Personal deutlich werden. Es geht jedoch nicht nur um Hass, sondern auch um Liebe und Freundschaft sowie um Mut.
Ich konnte mich, obwohl Jahrzehnte nach Cosima geboren, trotzdem gut in sie hineinversetzen, was die Naivität bezüglich des Krieges und der Haltung der Menschen betrifft. Mir wurde selber auch erst als junge Erwachsene klar, dass mit Kriegsende und auch Jahrzehnte danach, die Einstellung vieler Menschen zum damaligen Geschehen sich nicht geändert hat.
Da in dem Roman sehr viele Protagonisten vorkommen, die bedeutsam für die Geschichte im Roman sind, hat es mich gefreut zu Beginn ein Personenregister vorzufinden. Die Story ebenso wie die Menschen sind so authentisch dargestellt, so dass ich das Gefühl hatte ihnen wirklich gegenüberzustehen. Es gibt einige Protagonisten, die mich sehr positiv, andere sehr negativ berührt haben, wobei eine Person beides geschafft hat.
Ich mag diesen Roman sehr, da er sich mit einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte auseinandersetzt und daran erinnert, wie alles damals anfing.
Ein Lesehighlight 2025 ! Fünf Sterne!