"Ein Epos, geschrieben mit Blut." - das waren die Kreuzzüge. Eindrucksvoll, grausam und unglaublich unterhaltsam wohlgemerkt zusammengefasst von Dan Jones - der schon zahllose Sachbücher über das Mittelalter und einige Romane geschrieben hat. Einige habe ich gelesen - natürlich durfte dieses Werk, in dem er sich mit den Kriegen um Macht, Land, Religion und dem Einfluss von den christlichen, päpstlich sanktionierten Heeren gegen die vermeintlichen Feinde Christi im Heiligen Land widmet. Ich habe zugegeben schon viele Romane über die Kreuzzüge gelesen, einige (romantisierte) Filme gesehen - und mich köstlich unterhalten. Über ein Sachbuch hatte ich mir jedoch noch keinen Zugang zu diesem Thema verschafft. Da ich Dan Jones' Stil Wissen zu vermitteln sehr schätze, habe ich mich gerne auf die lange Reise begeben. Das Buch teilt sich auf in drei große Abschnitte: Der erste Abschnitt behandelt die Zeit, in der sich viele Denkweisen, Aktivitäten und Kriegstechniken, die die Kreuzzüge maßgeblich beeinflussten, entwickelten und gipfelt im Fall Jerusalems. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit dem Wachstum und der Entwicklung der Kreuzfahrerstaaten im 12. Jahrhundert und der Ausdehnung mit den Konflikten auf der spanischen Halbinsel und der Ostseeküste. Der dritte Abschnitt beschreibt schließlich den verzweifelten Versuch, die Kreuzfahrerstaaten zurückzuerobern und ihren letztendlichen Zerfall. Besonders spannend war für mich das Nachwort. Was bleibt von den Kreuzzügen? Wird der Kreuzzugsgedanke noch immer in der Sprache gebraucht? Wie mächtig, wie gefährlich sind die Verklärungen, die die Kreuzzüge erfahren haben, in unserer heutigen Moderne? Wie schon erwähnt mag ich Jones Art zu erzählen und uns Sachverhalte näher zu bringen, die oft sperrig erscheinen mögen. Sachbücher sind oft als staubige Lektüre verschrien, doch hier kann ich eine ganz klare Empfehlung aussprechen. Dan Jones legt großen Wert darauf, uns zu unterhalten und das Wissen nebenbei zu vermitteln, ohne dass es beliebig erscheint. Er beschreibt uns historische Persönlichkeiten, Märtyrer oder Helden, Schurken und Heilige und erklärt an ihnen die Besonderheiten der Kreuzzüge, die Entwicklung der Kriegsmaschinerie und die Lebensweise und Gründe, die die Menschen dafür hatten, um den unglaublichen Weg ins Heilige Land auf sich zu nehmen. Dadurch bleibt unser Blick auf die Kreuzzüge nicht eindimensional, sondern hat viele Facetten. Viele Karten, historische Bilder und Aufnahmen der Grabeskirche zum Beispiel und Personenregister illustrieren das Buch zusätzlich und machen begreifbar, was für Anstrengungen die Menschen auf sich genommen haben um Erlösung von ihren Sünden zu erlangen. Eines wird überdeutlich in diesem Buch: Die Kreuzzüge wurden bestimmt von Leid und Hass, von Gier und Verzweiflung und dem Sehnen nach Erlösung. Ich habe dieses Buch über weite Strecken gehört - vertont wurde es herausragend von Stefan Kaminsky