"Ich werde alles vergessen, außer jenem Morgen am Guadalquivir, als sie auf die Schiffe gebracht wurden, wie die Toten zu ihren Gräbern ..." (Ibn al-Labbana)
Mit "Kreuzfahrer - Der epische Kampf um das Heilige Land" liefert uns Dan Jones einen großartigen Einblick in die Geschichte der Kreuzzüge, jene Kriege, die christliche, päpstlich sanktionierte Heere gegen die vermeintlichen Feinde Christi und der Kirche von Rom führten. Eine teure und waghalsige Angelegenheit, die vielen den Tod brachte ehe das christliche Königreich Jerusalem überhaupt erreicht war.
"Wie konnten die Anhänger Jesu Christi überhaupt nur daran denken, im Namen eines Mannes in den Krieg zu ziehen, dessen ganzes Wirken angeblich auf Vergebung gegründet war? In der Bergpredigt spricht Christus: 'Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen.' Und doch waren es die angeblichen Kinder Gottes, die ein Heer aufstellten, wie man es in der Geschichte eer Kirche noch nie gesehen hatte."
Das Buch ist in drei große Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt "Entscheidung durch Gottesurteil" beschäftigt sich mit der Geschichte des ersten Kreuzzugs bis hin zum Fall Jerusalems im Jahr 1099. Der zweite Teil "Das Himmelreich" hingegen, greift die Geschichte einige Jahre später wieder auf und beschäftigt sich sowohl mit der Entwicklung der Kreuzfahrerstaaten in Palästina und Syrien, wie auch mit den Kriegen zwischen christlichen Herrschern und den "Reconquista" - den islamischen Mächten in Spanien. Prägend für den Abschnitt ist der Fall von Edessa 1144, wodurch der zweite Kreuzzug ausgelöst wurde, und der Verlust Jerusalems an Saladin 1187, der Schuld am dritten Kreuzzug war. Der letzte Abschnitt "Die Ernte der Erde" befasst sich mit den Bemühungen der westlichen Christenheit, Jerusalem zurückzuerobern. Wie auch mit dem Niedergang der Kreuzfahrerstaaten im Osten und dem Aufstieg der mongolischen und mamlukischen Reiche. Er beschäftigt sich mit der Zeit des Pontifikats von Innozenz III. (immerhin 18 Jahre) und der Ausbreitung der Ideologien der Kreuzzüge, sowie der Ausrichtung gegen neue Feinde - seien sie real oder eingebildet. Unter Innozenz III. dienten die Kreuzzüge nicht mehr nur der Verteidigung der Grenzen zwischen der christlichen und der islamischen Welt, sie wurden zu einem politischen Instrument. Einem Instrument mit dem weltliche Herrscher gezwungen wurden, sich dem Willen des Papstes zu beugen.
"Tötet sie alle, der Herr wird die Seinen schon erkennen."
Bisher habe ich nur Dan Jones historische Romanreihe über die Essex Dogs gelesen. Die "Kreuzfahrer" ist nun mein erstes Sachbuch von ihm und ich muss sagen, ich bin wirklich begeistert. Sachbücher machen ja nicht unbedingt immer viel Spaß. Oft sind sie zu trocken und ermüden über die Zeit. Doch Jones hat eine durchaus lebendige Art und Weise historische Ereignisse darzulegen und die Erzählweise ist sehr bildhaft. Trotz der doch recht düsteren und brutalen Geschehnisse schafft es Jones eine gewisse Leichtigkeit beizubehalten und hier und da sogar eine Prise Humor beizusteuern.
Ich neige ja oft dazu das Mittelalter schon fast romantisch zu sehen: Die edlen Ideale der Ritterschaft und ihre heeren Ziele. Doch dieses Buch entlarvt diese Ideale und und zeigt die brutale Realität dieser Zeit. Dabei beleuchtet Dan Jones die politischen wie auch die sozialen Beziehungen und bezieht verschiedene Ansichten mit ein. So hören wir die Stimmen von Päpsten, Königen und Sultanen, aber auch Dichter und ganz einfache Menschen kommen zu Wort. Dadurch bekommen wir einen wirklich vielschichtigen Blick auf die Geschehnisse der Kreuzzüge. Und es wird überaus deutlich, dass die Kreuzzüge vor allem von Gier, Leid und Hass geprägt sind.
Viele Karten und farbige Bildtafeln runden dieses Werk ab. Und der wirklich sehr ausführliche Anhang bietet eine ausgezeichnete Ergänzung für all jene, die noch tiefer in das Thema einsteigen möchten.