Wer denkt, Raketen wären langweilige Rohrbündel voller Zahlen, der hat dieses Buch noch nicht aufgeschlagen. Eugen Reichl serviert hier ein Kompendium, das staunen lässt: technisch fundiert, ordentlich recherchiert und dabei erstaunlich erzählerisch. Die Kapitel springen nicht nur zwischen Trägertypen und Leistungsdaten hin und her, sie erzählen auch die Geschichten dahinter von frühen Tüftlern mit schiefen Versuchen bis zu heutigen Startzentren, die eher an Hochleistungsbühnen erinnern.
Als Leser wird man in einen Hangar voller Fakten geworfen, aber nicht ins Leere: Die aufwändigen Grafiken und Detailzeichnungen helfen, das Große in seine Einzelteile zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen. Besonders gefällt mir, wie unterschiedliche Raumfahrtnationen context bekommen das ist kein bloßer Länder-Katalog, sondern ein Blick auf Technik als Ausdruck geostrategischer und kultureller Ambitionen.
Wer technische Tiefe liebt, wird belohnt: Tabellen, Startprofile und Triebwerksdaten sind akribisch aufgeführt. Für meinen Geschmack ist die Informationsdichte manchmal so hoch, dass sie wie eine zweite Raketenstufe wirkt man wird schnell beschleunigt und braucht kurze Verschnaufpausen, um alles zu verarbeiten. Ein stringenterer Lesefluss mit mehr erzählerischen Atempunkten hätte dem Band gutgetan. Auch die Rolle der kommerziellen Anbieter könnte noch stärker beleuchtet werden; die Zukunft der Trägersysteme lebt inzwischen von Fusionen zwischen staatlicher Tradition und privater Innovationskraft.
Trotzdem: Wer wissen will, welche Maschinen Menschen und Fracht in den Orbit bringen historisch, technisch und visuell findet hier eine beeindruckende Enzyklopädie. Sachkundig, reich bebildert und mit der nötigen Portion Respekt für die Kräfte, die uns nach oben bringen.
Ein Muss für Technikfans, ein kleines Tempo-Problem für Gelegenheitleser.