Der stille Freund von Ferdinand von SchirachLuchterhand Verlag, 176 Seiten, ET: 25.08.2025 Kurzgeschichten und ich - das ist so eine Sache für sich und es geht nicht immer gut aus...Ferdinand von Schirach allerdings beherrscht die Kunst, mich mit seinen kurzen Erzählungen in Bann zu ziehen. Sachlich, emotionslos, gerade heraus erzählt er seine kleinen Geschichten, welche die Leserschaft erschüttern. Der hier vorliegende Erzählband berichtet zum einen von bekannten Persönlichkeiten, welche es tatsächlich gegeben hat. Ob die, den Berühmtheiten zugeordneten und geschilderten Begebenheiten sich so auch tatsächlich zugetragen haben, vermag ich nicht zu sagen. Darüber hinaus schreibt von Schirach über eigene Bekannte und Freunde, Menschen, die seinen Weg gekreuzt haben. Auch hier kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Erzählungen auf wahren Ereignissen beruhen. Dies ändert jedoch nichts daran, dass alle Geschichten genauso stattgefunden haben könnten und keinesfalls realitätsfremd sind. Wir reisen mit dem Autor um die Welt; sind mit ihm unterwegs in Berlin und Wien, an der Cote d'Azur, in Kapstadt und Rom. Darüber hinaus finden Kunst und Literatur, Philosophie und Recht Platz in seinen Erzählungen.Die abwechslungsreiche Geschichtensammlung beinhaltet philosophische Fragen zur Moral und Schuld, es geht um Gerechtigkeit und die Gesellschaft im Allgemeinen.Von Schirachs nüchterne Art über Moral und Schuld zu berichten, lässt die Leserschaft nicht durch die Seiten fliegen, sondern das Büchlein immer wieder beiseitelegen, um einmal tief durchzuatmen. Kurze Sätze, wenige Worte, kein schmückendes Beiwerk - von Schirach kommt direkt auf den Punkt. All dies macht seine Kurzgeschichten für mich umso eindrucksvoller. Aus diesem Grunde spreche ich für dieses Werk auch gerne eine Leseempfehlung aus, auch wenn nicht alle Geschichten leicht verdaulich sind.