Männer sind es, die die Welt bewegen - wer Weltbewegendes erzählen möchte, muss also von ihnen erzählen, so der überwiegende Konsens der antiken Welt. Zumindest stellt er sich nach den erhaltenen textlichen Überlieferungen so dar. Denn Macht und Literatur waren rein männliche Domänen. Einen der Kristallisationspunkte dieser Gegebenheit bildet das biographische Erzählen: Männer schreiben über sich oder andere bedeutende Männer. Bei aller anzutreffenden Vielfalt, etwa innerhalb der griechischen Biographie, bei allen Unterschieden zwischen frühchristlichen, frühjüdischen und griechisch-römischen Narrationen hält sich dieser Grundtenor durch. Zu den in diesem Band gestellten Querschnittsfragen gehört daher, welche Konsequenzen für die heutige Interpretationsperspektive daraus erwachsen und in wie weit die gemeinantike männliche Dominanz der Biographie zumindest an ihren Rändern aufbricht.
Die Beschäftigung mit der antiken Biographie sowohl innerhalb altertumswissenschaftlicher als auch bibelwissenschaftlicher Disziplinen erlebt spätestens seit den 1980er-Jahren einen merklichen Aufschwung. Der heute erreichte Gesprächsstand lässt immer deutlicher vor Augen treten, dass weiterführende Arbeit nur in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit möglich ist.
Dem trägt der vorliegende Band Rechnung, indem die zwar jeweils eigenen Voraussetzungen folgenden, aber miteinander verwandten und untereinander Schnittmengen aufweisenden Literaturen griechisch-römischer, frühjüdischer und frühchristlicher Provenienz in einen unmittelbaren Austausch gebracht werden.
Es wurden noch keine Bewertungen abgegeben. Schreiben Sie die erste Bewertung zu "Große Männer?" und helfen Sie damit anderen bei der Kaufentscheidung.