Ich muss sagen: Dieses Buch war für mich ein wenig schwierig. Einerseits fand ich viele Stellen wirklich spannend, andererseits zog es sich stellenweise unendlich in die Länge.
Der Schreibstil war an sich angenehm und leicht zu lesen. Es gab mehrere Perspektiven, was grundsätzlich spannend sein kann allerdings fand ich es hier manchmal zu viel. Man hatte kaum Gelegenheit, sich wirklich in einzelne Figuren hineinzuversetzen, da die Sichtweisen so schnell wechselten.
Laut Klappentext gibt es zwei Hauptcharaktere: Wren und August. Rückblickend hatte ich jedoch nicht das Gefühl, dass es überhaupt wirkliche Hauptfiguren gab. Stattdessen standen alle sechs Teenager mehr oder weniger gleichberechtigt im Fokus.
Positiv hervorheben möchte ich, dass es einige Wendungen gab, mit denen man so nicht gerechnet hätte besonders im Hinblick auf den Demien-Orden und die Akademie an sich. Schon zu Beginn entsteht das Gefühl, dass an dieser Schule etwas nicht stimmt. Das verleiht der ganzen Geschichte einen düsteren, beklemmenden Ton. Vor allem der Direktor Silas sorgt mit seiner geheimnisvollen Art für Misstrauen.
Im Verlauf der Handlung wird deutlich, dass jeder der Schülerinnen ein eigenes Geheimnis mit sich trägt manche schlimmer, andere weniger dramatisch. Besonders die Enthüllungen rund um August fand ich sehr gravierend. Und was man über Lou erfährt, ist auch nach dem Ende des Buches noch voller Fragezeichen.
Zu den einzelnen Charakteren:
Wren wirkt zu Beginn vielleicht unsympathisch, vor allem wegen ihres starken Wettbewerbsdrangs. Doch dahinter steckt in Wahrheit viel Unsicherheit und der Wunsch, zurückzubekommen, was ihr einst genommen wurde. Allerdings macht sie über weite Strecken kaum eine Entwicklung durch vielleicht in den letzten sechzig Seiten ein wenig. Davor bleibt sie eher ignorant und emotional verschlossen.
August hingegen hat mir als Charakter gut gefallen. Er wirkt rebellisch, nicht auf den Kopf gefallen, und ist sehr fleißig besonders bei der Ernte. Sein Image ist das des Schlägers, dem man besser aus dem Weg geht, aber dahinter steckt ein weicher Kern und definitiv ein großes Geheimnis. Seine Entwicklung ist deutlich spürbar.
Emilio und Oliver ein wildes Duo. Emilio ist klug und ehrgeizig, aber nicht besonders talentiert im Praktischen. Das gleicht Oliver aus. Die Beziehung zwischen den beiden wird im Laufe der Geschichte immer intensiver, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass sie sich etwas schneller entwickelt. Ihre Geschichte ist auf jeden Fall noch nicht auserzählt.
Irene und Masika sind zwei komplett gegensätzliche Figuren. Irene ist impulsiv, neidisch und flirtet gefährlich mit der dunklen Seite der Demions. Masika hingegen ist ehrlich, talentiert und versucht, eine echte Freundin zu sein. Sie riskiert nicht nur für sich selbst etwas, sondern auch für die, die sie liebt. Während mir Irenes Entwicklung überhaupt nicht gefallen hat sie wurde mir zunehmend unsympathischer war Masika mein absolutes Highlight und ist definitiv mein Lieblingscharakter.
Und dann ist da noch Louise ein Mysterium für sich. Warum kam sie so früh? Warum war ihre Ankunft so anders als die der anderen? Was hatten die Schatten zu bedeuten, die aus ihr kamen? Einige dieser Fragen wurden beantwortet, viele bleiben offen.
Insgesamt:
Das Worldbuilding hat mir grundsätzlich gefallen man konnte sich die Welt gut vorstellen. Allerdings war mir die gesamte Atmosphäre auf Dauer zu düster. Der Vibe war sehr theatralisch, fast bedrückend, was mir persönlich nicht ganz zugesagt hat.
Was mir hingegen richtig gut gefallen hat, waren die Spiele selbst. Sobald es um die Wettkämpfe ging, war die Spannung da, und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Danach flachte es leider wieder ab, und mein Interesse ließ etwas nach. Besonders beim ersten Wettkampf hatte ich stark das Gefühl, eine Nacherzählung von Harry Potter und der Feuerkelch zu lesen. Klar, es gibt immer mal wieder Parallelen aber hier war es für mich einfach zu offensichtlich.