Wer alle Bände der Reihe im Regal stehen hat wird eins feststellen: Sie werden immer dünner. Wo es in der Original-Trilogie noch bis zu 800 Seiten waren, erreichen selbst die dicksten Beiträge der neuen Autoren Smirnoff und Lagercrantz gerade so die Hälfte. Für die Spannung ist das gut, Karin Smirnoff hat sogar die stilistisch vermutlich interessantesten Bände beigesteuert, Langeweile kommt auch in diesem Buch so gut wie nie auf. Doch Millenium ist das schon lange nicht mehr.Kommen wir wieder auf die Länge zurück. Die Stärke der der ersten drei Bände (und in Teilen auch der schwedischen Filmtrilogie) waren nicht nur die finsteren Abgründe der Elite, sondern die akribischen Ermittlungsarbeiten, die Mikael Blomkvist und sein Team mit Unterstützung durch Lisbeths mehr oder weniger legale Methoden in langen Kapiteln beitrugen. Fast untypisch für eine Serie, die den postmodernen Schwedenthriller quasi salonfähig gemacht hat, so viele Worte zu machen, aber für diese Bücher brauchte man Zeit.Zeit, die man in Smirnoff-Band Nummer zwei nicht investieren muss. Die Sätze sind knapp, die Ereignisse überschlagen sich (manchmal nur im Nebensatz), werden durch andere, zunächst oft verwirrende Einschübe noch übertroffen, nur um spannende Szenen innerhalb weniger Augenblicke abzuhandeln. Das ist kein akribisch verfasster Thriller nach Larsson-Art, das sind schlicht die typischen Spielmittel des Genres, geschmückt mit den Namen der bekannten Protagonisten. Was für eine Verschwendung!Dass Lisbeth und Mikael gealtert sind und vermehrt mit Ereignissen unserer Zeit, wie Umweltverschmutzung zur Gewinnung seltener Erden und Rassismus gegen die ethnische Minderheit der Sámi, konfrontiert werden, passt grundsätzlich gut. Allerdings wirkt all das wie ein Vorwand, dem Duo eine beliebige Thrillerhandlung inklusive Auftragskillern und psychopathischen Über-Bösewichten überzustülpen, in dem viel angedeutet, letztlich aber fast nie etwas wirklich konsequent zu Ende erzählt wird.Originaltitel: "Lotkattens Klor"