'Die Probe' hat mich auf die Probe gestellt. Ich sag euch auch warum. Wenn ich viele Bücher in kurzer Zeit lese, dann brauche ich bei jedem Neuen Buch oft umso länger, um hineinzufinden. Schwierig bei einem Buch, dass insgesamt nur wenig Seiten hat. Es lag also vielleicht hat nicht am Buch selbst, dass ich anfangs zu sehr abschweifte, sondern an meinen mangelnden Lesepausen.
Nun aber endlich zum Buch. Das Leben rauscht an uns vorbei und viele von euch haben sich die Frage "Wo ist bloß die Zeit geblieben?" schon einmal gestellt. Dieses Buch ist auf eine interessante Art faszinierend. Zwei Teile, zwei Lebenswege, die selben Protagonist*innen. Mehr möchte zum genauen Geschehen nicht spoilern.
Ein wenig kann ich aber doch erzählen. Es geht um Erfolg, uns Altern, um Ehe und Liebe, um Mutterschaft und Kinderlosigkeit, um das Buhlen um Zuneigung, um erste Liga oder zweite Reihe.
"Viele Leute sprachen über Kinder, als wären diese etwas, das man plante, sie bedachten nicht, dass auch Kinderlosigkeit geplant, anders gesagt weder eine Lücke noch ein Mangel war, auch die war auf dieser Welt eine Realität eigenen Rechts." (Seite 64/65)
Ein bisschen viel für so ein schmales Büchlein, könnte man meinen, ist es aber nicht.
Ich brauchte etwas, um dieses Buch zu begreifen und es ist wieder so ein Buch, bei dem ein ReRead sinnvoll erscheint. Die Schauspielerin, der Ehemann, der vermeintliche Sohn, sie alle haben mir manchmal Rätsel auf und ich konnte sie oft nur schwer greifen. Ihre Handlungsstrategien konnte ich oft nur schwer nachvollziehen, aber ist es nicht genau das , was und beim Lesen reizt? In die Psyche andere Menschen einzutauchen?
"Ein Halt inmitten der Turbulenzen meines Inneren ..." (Seite 174)
Spannend fand ich die Beschreibung der Ehe. Auch wenn ich selbst nicht verheiratet bin, kann ich das Beziehungskarussell was hier beschrieben wird gut verstehen. Die namenlose Schauspielerin stellt fest, dass sich ihr Mann plötzlich nach Freiheiten sehnt, er der ihr immer die sichere Basis erscheint, über den sie die Hoheit hatte. Das fand ich wunderbar beobachtet. Affären spielen hierbei ebenso eine Rolle aber auch wunderbar beschriebene Frühstücksrituale.
"Durch diese Alltagsrituale band ich mich von neuem an die Ehe, in all ihrer Banalität." (Seite 61)
Ein kurzes, aber dafür sehr intensives Buch, für dass man sich Zeit nehmen sollte.
Triggerwarnungen: Abtreibung, Fehlgeburt