Ich WOLLTE dieses Buch mögen. Ernsthaft. Ich war ein großer Fan von Lara Großes Debüt und dieses Buch hätte Aus Gründen das perfekte Buch für mich sein müssen.Aber was zur Hölle?Fangen wir mit den guten Sachen an: Liv ist eine relativ aktive Protagonistin, der Schreibstil ist angenehm wie immer (auch wenn ich es dieses Mal nur gehört habe), und ich fand das Magiesystem ziemlich cool.Und nun zu dem Schlechten, was sich am einfachsten erklären lässt durch die Charaktere:Saxa ist eine lesbische Arkane, die im gesamten Buch als einzige aus der Haupttruppe keine LI kriegt. Das einzige Bisschen Romance für sie ist ein ONS mit Liv, weil diese Streit mit Milo hatte, und natürlich verliebt Saxa sich sofort unglücklich in sie. Aber an den cishet Mann Milo, der Liv nach dem Herausfinden würgt und ihr "so nicht" komplett ignoriert, kommt sie einfach nicht heran.Tamara ist Schwarz. Und fast über das gesamte Buch wird gesagt, dass sie mit super vielen Typen schläft, das ihr "Dämon" sei, und es wird zum Wohle des Plot Twists (I guess) impliziert, dass sie den Professor vögelt.Nazir ist ein reicher Muslime aus Dubai, der mit internalisierter Homophobie zu kämpfen hat und deswegen Oskar gegenüber einen homophoben Slur benutzt. Wird sich jemals entschuldigt? Macht Saxa nach ihrer großen Rederei irgendetwas, als Nazir urplötzlich Teil ihres Experimentes werden soll, obwohl sie zu dem Zeitpunkt nicht wissen, dass er selbst schwul ist? Nö. Es wird einfach so hingenommen, dass ein homophober Mann plötzlich mit für das Leben des gleichen schwulen Mannes verantwortlich sein soll, den er verbal attackiert hat.Oskar ist schwul, hat schwere Brandverletzungen, und ist Alkoholiker, was nie aufgearbeitet wird. Stattdessen ist er regelmäßig die Lachnummer für die anderen, die ihn anfahren oder beleidigen für seinen Alkoholismus, während sie sich selbst fast jede Nacht besaufen. Es wird klar gemacht, dass sein Alkoholismus mit seinem Trauma zu tun hat, aber es wird sich dabei viel zu sehr darauf fokussiert, dass er schlechter ist als der Rest und sich Saxa soooo schlecht und schuldig fühlt.Hirami als Charakter ist einfach nur abartig. Sie ist Japenerin und nur dazu da, von Liv (der weißen! Protagonistin) beleidigt, attackiert, und niedergemacht zu werden. Sie hat eigentlich null Relevanz für den Plot. Sie ist einfach nur Livs Boxsack. Liv jammert sogar rum, dass sie "Hiramis Geplapper ertragen muss", während sie (Liv) so schweren Eingriff auf Hiramis Gedächtnis nimmt, dass Hirami am Ende geistig komplett verstört ist. Wozu war sie da? Was sollte das? Was für einen Zweck hatte Hirami?Milo ist, wie gesagt, ein cishet weißer Arkane. Er ist ein Kontrollfreak, weiß alles besser, würgt Liv "sexuell" als er erfährt, dass sie mit Saxa geschlafen hat, und ignoriert ihr "so nicht" (also ein explizites Nein), weil er unbedingt zeigen möchte, dass er besser im Bett ist als Saxa. Aber zum Glück für ihn findet Liv das voll geil, denn seine Stimme ist wie von einem Hörbuchsprecher. Du kannst mir keine Romance verkaufen, wenn vor der Beziehung ein Teil davon die andere kontinuierlich schlecht behandelt, seine Stimme aber ausreicht, um alles okay zu machen.Liv hat mich als Protagonistin aufgeregt. Jeglicher Gedanke, auch mal Verantwortung für ihre Taten und ihr Verhalten zu übernehmen, endet in Selbstmitleid. Sie macht Saxa falsche Hoffnung, indem sie mit ihr schläft und nach ihrem Liebesgeständnis nicht mal sofort etwas sagt, obwohl sie genau weiß, dass sie Milo wählen wird. Großartige Repräsentation für bisexuelle und arme Menschen! /sNee, jetzt erst mal ernsthaft. Was ist da passiert? In Lara Großes Debüt ist die Diversität so gut gelungen. Die Charaktere waren keine reinen Stereotypen oder Karrikaturen. Hier ist jede marginalisierte Person entweder als die schlimmste Version ihres Stereotyps dargestellt (besonders Nazir, aber auch Tamara als hypersexualisierte Schwarze) oder wird grausam vom Text behandelt (besonders Himari, aber auch die ganze Art und Weise, wie Saxas Sexualität behandelt wird). Bei jeder Szene mit Himari war ich kurz davor, abzubrechen. Ich habe es nur nicht getan, weil ich wissen wollte, ob sie wenigstens ansatzweise ein Happy End findet. Nein, stattdessen wird sie von Liv misshandelt und verliert den Verstand.Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder ein Buch von Lara Große lesen möchte, wenn zwischen zwei Büchern innerhalb so weniger Zeit so ein Absturz passiert.