Ich sags, wies ist: Ich habe mich in Stadt der Hunde von Leon de Winter ordentlich verheddert und das meine ich als Kompliment. Der gute Jaap Hollander, seines Zeichens Gehirnchirurg im Ruhestand und Vollzeit-Trauerspiel, hat mich sofort gepackt. Ein bisschen grummelig, ein bisschen genial genau mein Typ Held. Der Typ kann keine ruhige Kugel schieben, weil seine Tochter seit Jahren wie vom Erdboden verschluckt ist. Also stapft er wieder mal nach Tel Aviv und in die Wüste, wo er nicht nur Sand schluckt, sondern auch noch eine brandgefährliche OP zugeschanzt bekommt. Logisch, dass er ja sagt.
Leon de Winter haut hier einen Mix aus Wüstenstaub, Hoffnung und ziemlich abgefahrener Spannung raus, der mir ein paar Mal die Synapsen verknotet hat. Besonders gefallen hat mir, wie völlig unprätentiös die Geschichte daherkommt kein übertriebener Pathos, sondern schöne Schräglage mit Herz. Klar, manchmal driftet Jaap ein bisschen ins Melodramatische ab, aber hey, wer will ihm das verdenken? Ich wäre an seiner Stelle vermutlich längst ausgerastet.
Stefanie Schäfers Übersetzung kriegt übrigens auch ein Bienchen schön rund, flüssig und mit genau dem richtigen Schuss Trockenhumor. Ein Stern Abzug gibts nur, weil ich an ein, zwei Stellen das Gefühl hatte, der Plot verheddert sich fast genauso wie ich bei IKEA-Anleitungen. Trotzdem: Lesen! Lachen! Seufzen! Und sich am Ende ein bisschen bekloppt, aber irgendwie auch wunderbar hoffnungsvoll fühlen.