Der Roman trägt wohl deutliche autobiografische Autorin: eine Tochter, die entdeckt, dass ihre Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind. Wer sind diese? Wer ist sie selbst? Wo kommt sie her?
Dabei sind auch ihre Eltern einmal Kinder gewesen, die ihre Eltern weggegeben haben. Sie waren ungewollt, wollten aber selber Kinder, die sie nicht bekommen konnten. Tragischer Weise können sie vielleicht auch aufgrund ihrer Erfahrungen in ihrer Kindheit ihrer angenommenen Tochter keine wirklich guten Eltern sein. Man könnte von vererbten Leid oder Trauma sprechen, nur mit der Ironie des Schicksals ohne wirkliche Vererbung.
Mir ist das Buch fremd geblieben. Für mich wird sehr häufig die Darstellung von Ekeligem, Abstoßendem, Rohen zelebriert, ohne dass sich mir erschlösse, warum. So z. B. das Schlachten und Ausnehmen eines Tintenfisches gleich zu Beginn, während sich dabei ein Geburtsprozess in Gang setzt. Auch die Protagonistin bleibt mir fremd: Ich kann mir schon vorstellen, dass es eine Erschütterung ist, zu erfahren, dass man adoptiert wurde, besonders wenn man die Umstände der Adoption hier mitbedenkt. Ich kann mir auch vorstellen, dass es das eigenen Leben aus den Fugen reißt und das Verhältnis zu den Eltern infrage stellen kann. Allerdings ist das Leben der Protagonistin schon vorher aus den Fugen und ihr Verhältnis zu den Eltern sehr fragwürdig. Von daher kommt an Ende das Bekenntnis zu den Adoptiveltern als Eltern für mich sehr unvermittelt und wenig nachvollziehbar.
Das Thema von Adoption, insbesondere illegaler, und die Auswirkungen auf die Opfer finde ich sehr wichtig. Aber vor allem durch die Art der Darstellung ist mir kein Zugang zu dem Schicksal der Protagonistin gelungen, und ich habe das Buch nicht wirklich gern gelesen.