'Heute haben wir endlich wieder richtiges Bombenwetter, da können wir eine Aktion im Garten starten und dann noch bis zur Vergasung den Keller entrümpeln'. Wo reden wir noch wie die Nazis und wo nicht? Wann kann ein harmloses Gespräch über Wochenendpläne zum Fauxpas werden?
Diesen Fragen geht Matthias Heine in seinem Buch Verbrannte Wörter nach und vermittelt informativ spannende Erkenntnisse. Der Autor Matthias Heine ist deutscher Journalist, schriebt im Feuilleton der Welt und verfasst seit 2016 Bücher zu den linguistischen Themen Sprachgebrauch und -wandel.
Behandelt werden über 100 Begriffe, die wir heute ganz, zum Teil oder auf dem ersten Blick kaum mit dem Nationalsozialismus assoziieren. So reicht der dargebrachte Wortschatz von Arier, Einmarsch, Volkssturm bis zu Aktion, betreuen und Studierende. Heine legt dabei vor allem die Sprachgeschichte der Wörter und Wortgruppen dar. Im Anschluss an jeden Lexikonartikel folgt eine subjektive Einschätzung des Autors zur heutigen Verwendung. So liest sich beispielsweise auf Seite 211 durchaus mit einer Prise Humor: 'Angesichts der vielfach blutigen Geschichte des Worts ist es taktlos, Säuberung in irgendeinem anderen Zusammenhang zu gebrauchen als für mit Wasser und Seife vorgenommene, ganz konkrete Reinigungsvorgänge.' Der Lesende muss sich bewusst sein, in diesem Sachbuch einen - wenn auch auf wissenschaftlicher Basis fundierten - aber nicht minder subjektiven Blickwinkel dargelegt zu bekommen. So stellt sich mir auch die Frage nach den Auswahlkriterien. Während es Einträge zu Eintopf und dem Artikel der gibt, bleibt Mutter/Muttertag/Mutterkult oder Endsieg/Endlösung unberücksichtigt.
Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um eine aktualisierte und erweiterte Neuauflage. Sie wurde um 17 Wörter bzw. Wortgruppen im Vergleich zur Erstauflage 2019 ergänzt. Dazugekommen ist u.a. die in der neunen Rechten populäre Wortgruppe 'Alles für Deutschland'.
Das Buch ist im Lexikonstil erarbeitet, wobei mir ein Alphabet am Seitenrand zum schnelleren Nachschlagen fehlt. Der Index befindet sich leider etwas kleingedruckt im hinteren Teil, wodurch die Suche nicht erleichtert wird.
Fazit
VERBRANNTE WÖRTER von Matthias Heine ist ein informatives Nachschlagewerk mit linguistischer Grundlage und subjektivem Blickwinkel. Es schafft ein Bewusstsein für Sprachgebrauch und sensibilisiert, ohne dabei eine Sprachpolizei ins Leben zu rufen.
VERBRANNTE WÖRTER. Wo wir noch reden wie die Nazis und wo nicht| Matthias Heine| Dudenverlag| Neuauflage 2025| 264 Seiten | 22,00€