"Die Mozarts brachten Bauern hervor, Uhrmacher, Bildhauer, Buchdrucker, Buchbinder, Baumeister, Maurer, Priester und Lehrer - und drei Generationen an Musikern von europäischem Ruhm. Sie kamen aus dem Nichts und sie gingen ins Nichts."
Der Autor Michael Lemster ist Kulturwissenschaftler und freier Publizist. Als solcher hat er sich auf Spurensuche begeben und das Leben der Mozarts rekonstruiert. Über den wohl bekanntesten Mozart - Wolfgang Amadé - gibt es ja Bücher zuhauf. Als Ausnahmetalent und Aushängeschild so mancher Mozartstadt (Salzburg, Augsburg, Wien, ¿) reicht sein Bekanntheitsgrad mittlerweile weit über Europa hinaus. Dieses Porträt nun konzentriert sich nicht nur auf Wolfgang Amadé, sondern auf die komplette Familie und begleitet diese ab dem 15. Jahrhundert (damals noch mit dem Namen Motzhart) bis zum letzten Mozart im Jahr 1965.
Ein großer Teil des Buches befasst sich mit dem Zeitrahmen rund um Leopold und Wolfgang Amadé, wobei hauptsächlich Leopolds große Rolle hervorgehoben wird. Man liest über den Aufstieg, wie die Familie um Anerkennung und Ruhm kämpft, wie es oftmals ums tägliche Überleben geht, welche Rollen den Frauen zugedacht waren und natürlich über die vielen beschwerlichen Reisen, die unternommen wurden. Diese findet man auch auf einer Landkarte angezeigt. Auch über den Charakter Leopolds erfährt man einiges, sein Streben, die Kinder Wolfgang und Nannerl an den regierenden Höfen Europas einzuführen. Dabei schwindelte er auch bei der Altersangabe, um den "Kind-Faktor" so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
Interessant auch, welche Vermutungen der Autor teilweise anstellt, wie die Geschichte gewesen sein könnte. Vieles lässt sich ja aus Briefen und Tagebüchern rekonstruieren, doch bei so manchem greift der Autor auf seine Fantasie zurück - und der Rest bleibt einfach der Fantasie des Lesers überlassen.
Eingebunden in die Familienchronik wird der historische Hintergrund, der für so manche Handlungsweise Aufschluss gibt. Wichtig auch die Beziehungen der handelnden Personen untereinander: Mann-Frau, Vater-Sohn, Vater-Tochter, usw. Diverse Lebenseinstellungen sind der Zeit geschuldet, andere wieder dem ausgeprägten Charakter Leopolds.
Ein spannendes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Durch den angenehmen Schreibstil des Autors liest sich dieses Porträt sehr leicht. Gerne vergebe ich 5 Sterne.