"...Ich heiße Jonas. Aber alle nennen mich Johnny. Vielleicht steht meine Name bald in der Zeitung. So was wie:
Mumie identifiziert sein Name war Johnny
Vielleicht sind das hier meine letzten Worte.:::"
Mit diesen Zeilen beginnt ein spannendes, tiefgründiges und sehr aktuelles Kinderbuch. Johnny erzählt die Geschichte selbst. Der Schriftstil ist kindgerecht. Es gibt ernste, aber auch humorvolle Abschnitte. Und Johnny hat kein Problem, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Er weiß um seine Schwächen.
Johnny hat das Talent, sich laufend in Schwierigkeiten zu bringen. Seine Freunde Tobi, Ali und Tim erwarten dann, dass er die Suppe auch auslöffelt, die sie sich gemeinsam eingebrockt haben. Der Direktor bringt es auf den Punkt.
"...Dir steht der Ärger bis zum Hals, und trotzdem schützt du deine Freunde? Würden sie das Gleiche auch für dich tun?..."
Eines Tages steht die Polizei in der Schule. Sie kommt aber nicht wegen Johnny. Amin, ein Klassenkamerad, ist verschwunden. Amin gehörte in der Klasse zu den Stillen, die keiner wirklich wahrnimmt. Als Matteo Johnny provoziert, stellt der sich der Aufgabe, Amin zu finden.
Johnny bekommt mit, dass Amin im Asylbewerberheim lebt. Er gehört zu den unbegleiteten Kindern.
Als Johnny Amins Tagebuch durch Zufall in die Hand bekommt, erfährt er dessen Geschichte, aber auch von seinen Träumen und Wünschen. Hier wird den Kindern auf eindringliche und kindgemäße Art aufgezeigt, was Flucht bedeutet und was dem meist vorausgegangen ist. Anschaulich wird das Ganze durch Amins Schwarz-Weiß-Zeichnungen.
Amin war einer, der zwar in der Klasse nichts gesagt hat, aber dafür ein feines Gespür für die unterschwelligen Geschehnisse hatte. Auch das hat er notiert.
"...Matteos Vater ist groß. Und er macht andere Menschen klein. Auch Matteo. Vielleicht ist Mattro deshalb so gemein zu allen..."
Sehr schön wird dargestellt, wie sich Johnnys Einstellung in vielen Dingen wandelt. Als er mit seinen Freunden mit Nerf Blastern spielt, sagt ihm Zaki, ein Freund von Amin:
"...Da, wo ich herkomme, ist Krieg. Sogar Kinder müssen kämpfen, nicht nur Erwachsene. Sie werden gezwungen, andere zu erschießen..."
Dann erfährt Johnny, dass sich Amin in Düsseldorf aufhalten soll. In einem Dorf müsste er ja zu finden sein. Also fährt er kurzerhand hin. Das Eingangszitat formuliert Johnny in dem Moment in Düsseldorf, wo er nicht mehr weiter weiß. Es ist kalt, es wird dunkel, der Akku vom Handy ist leer und Geld für eine Rückfahrkarte hat er auch nicht. Wie soll er Amin finden?
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht um Freundschaft, um Zusammenhalt, um Mut, aber auch darum, dass nicht jedes Gerücht der Wahrheit entspricht. In der Rezension konnte ich nur wenige Punkte anreißen. Das Buch bekommt von mir eine Leseempfehlung.