Save Me hat mich gefesselt - aber auch zwiespältige Gefühle hinterlassen. Mona Kasten schafft es, eine mitreißende Grundspannung zwischen den beiden Hauptfiguren aufzubauen, die die Leser/innen schnell in die Geschichte hineinzieht. Besonders die Dynamik und Chemie zwischen Ruby und James sorgen dafür, dass man wissen möchte, wie sich ihre Beziehung entwickelt.Allerdings wirken die beiden Hauptcharaktere stellenweise zu klischeehaft dargestellt. Viele ihrer Verhaltensweisen entsprechen typischen Vorurteilen, wodurch manche Szenen vorhersehbar werden und ich mit den Augen gerollt habe. Zudem gibt es Passagen, in denen Alkohol- und Drogenkonsum - insbesondere Kokain - etwas verharmlosend dargestellt werden, was angesichts der Zielgruppe kritisch betrachtet werden sollte.James' Gedanken und innere Konflikte sind grundsätzlich nachvollziehbar beschrieben, doch seine Handlungen stehen häufig im Widerspruch dazu und bleiben schwer greifbar. Im Gegensatz dazu finde ich es positiv, dass in der Serienadaption der "Grund", weshalb Ruby keinen Alkohol trinkt, weggelassen wurde und auch nicht thematisiert wird. dass sie ihr erstes Mal hatte, als sie mit James geschlafen hat - im Buch wirkt Ruby dadurch noch mehr wie ein kleines, schwaches und viel zu naives Mädchen.Die Thematik der Vergebung bekommt im Verlauf des Romans durch die vorherige Diskussionen eine andere Gewichtung, was zwar interessant ist, aber eigentlich nur dazu dient, die (meiner Meinung nach problematische) Hingabe von Ruby zu James zu relativieren. Besonders das Ende hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack: Es wirkt toxisch, vor allem wenn man James' Gedanken aus Oxford berücksichtigt und sein Verhalten davor reflektiert.Insgesamt ist Save Me ein unterhaltsamer, emotionaler Roman mit guter Grundspannung und angenehmem Schreibstil, hat aber Schwächen in der Charakterausarbeitung und im Umgang mit sensiblen Themen. Für Fans von Young-Adult-Romance dennoch lesenswert - aber mit kritischem Blick.