Entscheidungsbücher finde ich super und meiner Meinung nach gibt es die viel zu selten. Gefühlsmäßig habe ich schon seit Jahren keine mehr gelesen. Daher war ich von der Idee ganz begeistert und muss sagen, es macht noch immer Spaß. Allerdings ist es vor allem der Spaß und der Nervenkitzel welchen Weg ich bzw. Emilia einschlagen sollen, der mich besonders an dem Buch begeistert hat. Die Geschichte selbst ist ein wenig, naja wie formuliere ich das jetzt am besten, denn fad trifft es nicht wirklich. Ich glaube seicht ist vielleicht das beste Wort, obwohl es vielleicht ein klein wenig zu hart formuliert ist.
Mir ist absolut bewusst, dass man bei einem Entscheidungsbuch kleinere Abstriche bezüglich der Qualität der Geschichte machen muss. Immerhin muss die Autorin hier eigentlich zwei Bücher schreiben, denn immerhin darf der Leser sich zwischen zwei Männern, Paolo und Angelo. Doch dabei bleibt es nicht, denn dann wäre die Sache ja viel zu einfach und viel zu durchschaubar. Man könnte sich für den einen Mann entscheiden, das Buch fertiglesen und dann noch mal von vorne beginnen, einmal anders abzweigen und man wüsste, wie die Geschichte ausgeht.
Doch Autorin Nina Bilinszki war hierbei viel gefinkelter und hat mehr Abzweigungen und Wege eingebaut, so dass man zwischendurch nicht mal mehr erkennt für welchen Weg oder Mann man sich eigentlich entscheidet. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass man dieses Buch wirklich mehrmals lesen kann und es nicht langweilig wird, weil man immer wieder etwas Neues kennenlernt.
Allerdings bedeuten diese vielen Abzweigungen auch, dass die Autorin viele Bälle in der Luft hat mit denen sie jonglieren muss. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die Qualität der Geschichte ein klein wenig darunter leiden muss. Die verschiedenen Charaktere erlebt man nur oberflächlich und bekommt maximal bei Emilia einen tieferen Einblick. Eine Charakterentwicklung kann man auch nur am Rande beobachten und die Schönheit Siziliens wird einem vor die Nase gehalten, aber das Bild bleibt ein wenig unscharf.
Mir war von Anfang an bewusst, dass der Hauptschwerpunkt des Buches auf der Liebesgeschichte liegt und diese Aufgabe hat die Autorin auch wirklich souverän erfüllt. Die Gefühle sind spürbar, wenn sie auch ziemlich plötzlich und heftig daherkommen. Mich persönlich hätte aber das Thema Weinbau und Weinherstellung brennend interessiert, dies wird leider nur stark an der Oberfläche angekratzt. Die Beschreibungen der Landschaft sind für meinen Geschmack zu wenig detailreich.
Leider kann ich für dieses Buch nur eine durchschnittliche Bewertung abgeben. Dies liegt daran, dass ich die Story an sich eher seicht und vorhersehbar fand, aber andererseits die Idee und Umsetzung des Entscheidungsbuches bei mir große Begeisterung ausgelöst hat.