Reden sind keine Zauberei aber dieses Buch kommt verdammt nah dran. Terry Szuplat nimmt die Werkzeugkiste eines Profi-Redenschreibers auseinander und zeigt, wie man aus fragmentierten Gedanken eine Rede baut, die knallt, rührt und im Kopf bleibt. Dabei liest sich Say It Well nicht wie ein staubiges Handbuch, sondern eher wie ein streng-witziger Mentor, der einem auf die Schulter klopft und sagt: Trau dich, aber machs clever. Acht Jahre im Weißen Haus mit Obama als Lehrmeister geben dem Ganzen echtes Gewicht; Anekdoten aus der Schreibwerkstatt sind nicht nur schillernd, sondern liefern konkrete Formeln von Eröffnungen, die Interesse wecken, bis zu Schlusspunkten, die noch lange nachhallen.
Besonders cool: Szuplat verknüpft Praxis mit Psychologie. Warum wir bei Lampenfieber blockieren, wie Sprache Vertrauen schafft und welche Bilder im Kopf der Zuhörer bleiben das wird alles gnadenlos praxisnah erklärt. Übungen, Vorher-Nachher-Beispiele und Checklisten machen das Ganze zur Werkzeugmaschine für jeden, der öfter reden muss. Kritikpunkt: Manchmal schielt das Buch zu sehr auf prominente Beispiele; nicht jede Büropräsentation kann mit einer historischen Rede verglichen werden. Außerdem hätte ich mir mehr platzsparende Vorlagen gewünscht, die sich direkt in E-Mail oder PowerPoint kopieren lassen.
Trotzdem: Für alle, die souveräner auftreten wollen, ist Say It Well ein Kurzkurs in Mut und Methodik. Sprache wird hier als Handwerk behandelt mit Schraubenschlüssel, Schraube und einem kleinen Augenzwinkern. Wer bereit ist, ein paar Gewohnheiten zu zerbrechen und statt Sterbeurkunden-Reden wieder Menschen zu erreichen, bekommt hier einen Lehrmeister, der den Weg zeigt und einen gelegentlich schubst. Ergebnis: Mehr Präsenz, weniger Herzrasen und das ohne esoterischen Quatsch.