Luther verwendete und prägte ein reiches Arsenal an Kampfnamen und abwertenden Begriffen für 'Abweichler' aus den eigenen Reihen. Durch sprachliche Ein- und Ausgrenzung wurde das Eigene im Gegenüber zum Anderen geformt und konturiert. Diesen sprachlichen Prozessen und Strategien geht Thomas Hahn-Bruckart in diesem Werk nach.
Das polemische Konstrukt des "Schwärmers" bzw. des "Schwärmertums" stellt im Luthertum bis ins 20. Jahrhundert hinein ein wirkmächtiges Modell der Wahrnehmung und Bewertung religiöser Phänomene und politischer Optionen dar. Luther selbst verwendete und prägte ein reiches Arsenal an Kampfnamen und pejorativen Begriffen, mit denen er seine 'radikalen' Gegner belegte und durch die er 'Abweichung' von der sich als normativ durchsetzenden eigenen Position markierte. Thomas Hahn-Bruckart geht in seiner Studie diesen und weiteren Strategien sprachlichen Ein- und Ausgrenzungshandelns nach, um nachzuzeichnen, wie das vom 'Eigenen' abweichende 'Andere' in der frühen Wittenberger Reformation markiert und konturiert wurde. In seiner bis Anfang 1525 reichenden Perspektive wird deutlich, wie ursprünglich auf einzelne Aspekte und Personen bezogene Verdikte zu einem Gesamtphänomen verdichtet wurden.
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung
1. Der Ausschluss aus den " Nostri" - Exklusion und Inklusion angesichts frühreformatorischer Aufbrüche in Erfurt, Wittenberg, Leipzig und Magdeburg
2. Von " Aufruhr und Empörung" zum " Bildstürmen" - Die Wittenberger Bewegung als polemische Konstruktion?
3. " Zwickauer neue Propheten" - Erste polemische Begriffsbildung zur Markierung innerreformatorischer Devianz
4. " Optimus vir" , " Judas unter den Aposteln" und " Satan" : Andreas Bodenstein von Karlstadt als Personifizierung radikalreformatorischer Devianz
5. Karlstadt, Zwilling und Müntzer - Retrospektive und Prärogative zwischen Inklusion und Exklusion
6. Vom " schwermenn" und den " Schwermern" - Entstehung und Ausweitung eines häresiologisch konnotierten Konzepts
7. Aggregative Verdichtung
8. Zusammenfassung und Ausblick