Die große Säuberung von 1936 bis 1938 in der Sowjetunion war kein irrationaler, sinnloser und krankhafter Gewaltausbruch. Es handelte sich vielmehr um präventiven Bürgerkrieg gegen jene sowjetische und ausländische Kommunisten, die potentiell oder tatsächlich eine Alternative zu Stalins totalitärem Regime boten. Wadim Rogowins '1937 - Jahr des Terrors' beschreibt einen Wendepunkt in der Geschichte der Sowjetunion. Fast alle Kommunisten, die sich aktiv an der Oktoberrevolution beteiligt hatten oder unter ihrem Einfluss in die Politik gekommen waren, fielen dem stalinschen Terror zum Opfer und wurden ersetzt durch Karrieristen, die ihren Aufstieg der aktiven Beteiligung an den Fälschungen, Verfolgungen und Misshandlungen verdankten. Die gesellschaftlichen und politischen Folgen dieses politischen Völkermords waren verheerend: Die Vernichtung einer Generation von Kommunisten und ihrer Familienangehörigen löschte das soziale und das historische Gedächtnis der Bevölkerung aus; der Terror erstickte auf lange Zeit die Bereitschaft, das Bestreben und die Fähigkeit, auf ehrliche Art nach neuen Ideen zu suchen. In der Sowjetunion war das Thema des großen Terrors bis Ende der achtziger Jahre für objektive Untersuchungen tabu. Die Werke, die darüber im Westen erschienen, litten unter grundlegenden Mängeln: Sie konnten sich - selbst wenn sie ehrlich waren - nur auf eingeschränkte historische Quellen stützen; die meisten dienten aber schlichtweg den ideologischen Vorgaben des Kalten Krieges. Rogowins umfangreiche Untersuchung über den großen Terror stützt sich auf Materialien aus sowjetischen Archiven sowie eine Vielzahl von neuen Memoirenquellen und begründet damit ein neues Kapitel der Geschichtsschreibung zur großen Säuberung.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1. Kapitel: Die Vorbereitungen zum ersten Schauprozess
2. Kapitel: Der Prozess gegen die Sechzehn
3. Kapitel: »Machtgier« oder »Restaurierung des Kapitalismus«?
4. Kapitel: Die »Sache Molotow«
5. Kapitel: Das Ergebnis des »faulen Kompromisses«
6. Kapitel: Die politische Resonanz auf den Prozess gegen die Sechzehn
7. Kapitel: Trotzki ist interniert
8. Kapitel: Das »Rotbuch« Lew Sedows
9. Kapitel: Zehn Prozent Wahrheit oder Was geschah wirklich
10. Kapitel: Anklagekandidaten für künftige Prozesse
11. Kapitel: Von der Anklage wegen Terrors zu neuen Amalgamen
12. Kapitel: Der Beginn der Jeshowstschina
13. Kapitel: Der Kemerowo-Prozess
14. Kapitel: Das Dezember-Plenum des ZK
15. Kapitel: Der Prozess gegen das »Antisowjetische trotzkistische Zentrum«
16. Kapitel: Trotzki nimmt den Kampf wieder auf
17. Kapitel: Trotzki über die Ziele der Moskauer Prozesse
18. Kapitel: Die Rache des Tyrannen
19. Kapitel: Der antisemitische Unterton der Moskauer Prozesse
20. Kapitel: Warum haben sie gestanden?
21. Kapitel: Bucharin und Rykow zwischen den Mühlsteinen der »Parteiuntersuchung«
22. Kapitel: Der Tod Ordshonikidses
23. Kapitel: Zwei Briefe Bucharins
24. Kapitel: Am Vorabend des Februar-März-Plenums
25. Kapitel: Das Februar-März-Plenum: Bucharin und Rykow werden angeklagt
26. Kapitel: Bucharin und Rykow verteidigen sich
27. Kapitel: Das Plenum fällt das Urteil
28. Kapitel: Das Schicksal des »Briefes eines alten Bolschewiken«
29. Kapitel: Das Februar-März-Plenum: Fragen der Parteidemokratie
30. Kapitel: Das Februar-März-Plenum über das Schädlingstum
31. Kapitel: Wozu brauchte Stalin das »Schädlingstum«?
32. Kapitel: Das NKWD wird angeklagt
33. Kapitel: Das Februar-März-Plenum über die »Parteiarbeit«
34. Kapitel: Stalin erteilt Anweisungen
35. Kapitel: Die Wahlkampagne in der Partei
36. Kapitel: Die Untersuchung der Dewey-Kommission
37. Kapitel: Trotzki im Zerrspiegel des Antikommunismus
38. Kapitel: Trotzki über den Bolschewismus und den Stalinismus
39. Kapitel: Hetzjagd auf die Trotzkisten im Ausland
40. Kapitel: Einsicht und Tod des Ignaz Reiss
41. Kapitel: »Bleibt aus dem Bereich des Artilleriefeuers! «
42. Kapitel: Trotzki über die spanische Revolution
43. Kapitel: Der Aufruhr von Barcelona
44. Kapitel: Trotzkisten in den Lagern
45. Kapitel: »Die Bürokratie ist von Grauen gepackt«
46. Kapitel: Die Ursachen für die Bekämpfung der Generäle
47. Kapitel: Am Vorabend der Armeesäuberung
48. Kapitel: Die Stalin-Hitler-Provokation
49. Kapitel: Die Vorbereitung auf den Prozess gegen die Generäle
50. Kapitel: Der Prozess gegen die Generäle
51. Kapitel: Fünfzehn Jahre danach
52. Kapitel: Gab es eine militärische Verschwörung?
53. Kapitel: Die Ballade vom General Orlow
54. Kapitel: Das Geheimnis des Falles Tuchatschewski
55. Kapitel: Das Juni-Plenum des ZK
Anmerkungen
Register