Jeongmin ist 30 Jahre alt und steht kurz vor dem Zusammenbruch. Der Druck, die ständige Hetze und der Verlust jeglicher Freude an ihrer Arbeit lassen sie eines Tages alles hinschmeißen. Ohne Plan, ohne Ziel, zieht sie sich in ihre Wohnung zurück. Erst zufällig entdeckt sie bei einem Spaziergang die kleine Töpferei, deren warme Atmosphäre sie sofort anzieht. Die Besitzerin lädt sie auf einen Kaffee ein. Eine kleine, aber entscheidende Geste. Aus dieser Begegnung entsteht nicht nur eine zarte Freundschaft, sondern auch der Impuls, wieder etwas mit den eigenen Händen zu schaffen.Im Töpferkurs begegnet Jeongmin Menschen aus allen Lebensphasen & jeder von ihnen mit einer eigenen Geschichte. Besonders zu Gisik fühlt sie sich hingezogen und nach dem Kurs beginnt sich zwischen ihnen eine Nähe zu entfalten.Doch wer hier Spannung, große Dramen oder Wendungen erwartet, wird enttäuscht oder vielmehr angenehm überrascht. "Jeongmin töpfert das Glück" ist kein Roman, der mit lauten Ereignissen fesselt, sondern einer, der sich leise entfaltet. Seite um Seite begleitet man Jeongmin auf ihrem Weg zurück zu sich selbst. Ein Weg, der nicht spektakulär, aber zutiefst menschlich ist.Das Töpfern wird zum Sinnbild für das Leben selbst: Es verlangt Geduld, Hingabe und die Bereitschaft, Fehler zu akzeptieren. Scherben müssen nicht weggeworfen werden & können Teil von etwas Neuem werden. So wie der Ton auf der Drehscheibe immer wieder geformt werden kann, so kann auch das eigene Leben neu gestaltet werden.Ich liebe koreanische Belletristik, weil sie es schafft, das Alltägliche mit einer besonderen Zärtlichkeit zu betrachten. Dieses Buch ist dafür ein wunderbares Beispiel. Die Sprache ist ruhig und poetisch, die Figuren sind glaubwürdig und fein gezeichnet. Jede von ihnen trägt etwas Echtes in sich wie z.B. Verletzlichkeit, Hoffnung, Zweifel.Was mich besonders berührt hat, ist die Botschaft des Buches: Heilung geschieht nicht im Eiltempo. Sie braucht Zeit, Geduld und Menschen, die uns verstehen. "Jeongmin töpfert das Glück" erinnert uns daran, wie wichtig es ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die uns auffängt, wenn wir uns selbst verloren haben.