The Foxglove King von Hannah Whitten ist kein Buch, das man einfach liest. Es ist ein Buch, das man durchlebt. Langsam. Dunkel. Giftig schön. ¿Zwischen Nekromantie und höfischen Machtspielen, zwischen Glaubensdogma und persönlicher Freiheit, zwischen Leben und Tod.Von der ersten Seite an umgibt einen ein Hauch von Verfall und Verheißung. Der Tod ist allgegenwärtig, nicht als Schreckgespenst, sondern als Machtquelle. Als Ordnung. Als Teil eines göttlichen Gleichgewichts, das längst aus den Fugen geraten ist.Im Zentrum dieser düsteren, gotisch angehauchten Welt steht Lore, eine junge Frau mit der Fähigkeit, Tod zu spüren und zu lenken. Mortem fließt durch ihre Adern, macht sie gefährlich und gleichzeitig einsam. Sie wird zur Schachfigur in einem Spiel zwischen Krone, Kirche und Rebellion ... und bald auch zur Spielerin selbst.Lore ist keine Heldin im klassischen Sinne. Sie ist verletzlich, sarkastisch, zerrissen und gerade deshalb so faszinierend. Ihre moralische Kompassnadel zeigt nicht immer klar nach Norden, aber sie ist spürbar da: tastend, zweifelnd, glaubwürdig.Was mich besonders beeindruckt hat ... Whitten schafft es, eine Figur zu schreiben, die trotz (oder gerade wegen) ihrer Unentschlossenheit stark wirkt. Lore verändert sich, aber nie um anderen zu gefallen. Weder Gabe noch Bastian - ihre beiden männlichen Gegenpole, bestimmen ihre Entwicklung. Und obwohl sich hier ein klassisches Love Triangle anbahnt, fühlt es sich nie kitschig oder überzogen an.Im Gegenteil: Es lebt von Nuancen. Von Blicken, Zweifeln, Loyalitäten. Ich habe mein "Team¿ im Laufe des Buches mehrfach gewechselt. Die Welt selbst ist dicht, mystisch, voller Symbolik. Apollius und Nyxara, die beiden Götter, die Leben und Tod, Ordnung und Wandel verkörpern.Mehr als nur mythologischer Hintergrund. Sie sind das moralische Fundament einer Gesellschaft, die verlernt hat, beides in Balance zu halten. Die Art, wie die Autorin Theokratie, Politik und Magie miteinander verwebt, ist klug und atmosphärisch. Manchmal subtil, manchmal bitter direkt.Ja, der Einstieg ist langsam. Und ja, nicht jede Wendung hat mich überrascht. Dieses Buch hetzt nicht. Es entwickelt sich wie eine Krankheit unter der Haut... schleichend, aber unausweichlich.The Foxglove King ist kein "leichter" Fantasy-Auftakt. Aber ein ungewöhnlich guter. Für Leser*innen, die bereit sind, sich auf Ambivalenz einzulassen, in Figuren, Moral, Magie. Für alle, die keine Angst haben vor einem Hauch von Tod.