Wonach riecht Freiheit denn? Na frisch gemähten Wiesen, nach klarem Wasser, nach Sonnenmilch und einer eiskalten Cola. (S. 74)
Das wird der Sommer deines Lebens ist Cleos Mantra, als sie in München auf dem Bahnsteig steht und überlegt, ob sie wirklich allein mit dem Zug nach Kroatien fährt, wo ihre Clique wartet. Eigentlich wollte sie die Interrail-Tour mit ihrer besten Freundin Livi machen, aber die liegt mit einem Blinddarmdurchbruch im KKH.
Im Abteil lernt sie Gabriel kennen, der schon seit Hamburg im Zug sitzt und bis nach Budapest durchfährt. Obwohl Cleo sonst sehr vorsichtig ist und auch Livi Bedenken hat, dass er der Axtmörder aus ihrem letzte True-Crime-Podcast sein könnte, vertraut Cleo ihm irgendwie. Sie erkennt sich in ihm wieder, weil auch er sich in seiner Familie nicht wohl fühlt, auf sich allein gestellt scheint und vor etwas davonläuft. Cleo vor ihrer Vergangenheit und Gabriel vor seiner Zukunft. Aber bis sie sich das selbst und ihrem Gegenüber eingestehen können, rollen sie mit dem Zug quer durch Europa und kommen sie sich dabei mit jedem Schienenkilometer näher.
Einen Sommer gemeinsame Freiheit hatten sich Cleo und Livi erhofft, bevor sie zum Studium weggeht und sie sich nur noch selten sehen können. Geplant war eine Dauerparty mit ihren Freunden an der Küste Kroatiens, aber dann hat sich Cleo von ihrem Freund getrennt, der ebenfalls zu ihrer Clique gehört. Und nun weiß sie, die immer für alles einen Plan und ihr Leben fest im Griff hat, nicht weiter. Soll sie ihnen wirklich hinterherfahren und alte Wunden aufbrechen lassen? Gabriel meint, nein: Niemand sollte den letzten Sommer vor dem echten Leben mit Menschen verbringen, auf die man keine Lust hat. (S. 38)
Dabei ist er auch nicht besser dran, traut sich nicht, einen Ausweg aus der Zukunft zu suchen, die sein Vater bestimmt. Cleo rät ihm: Niemand sollte unglücklich mit seinem Leben sein, weil er Dinge tut, die andere erwarten. (S. 387) Gabriel ist ein Getriebener, will unbedingt ganz schnell nach Budapest, ohne ihr zu sagen, warum. Trotzdem machen beide Umwege, um Zeit miteinander verbringen zu können. Doch das reale Leben ist in Form von Nachrichten und Anrufen ihrer Freunde und Familien im Gepäck und lässt sich nicht vollends ausblenden. Immer mehr Probleme und Geheimnisse kommen ans Licht werden die sie am Ende trennen oder zusammenführen?
Lange hat mich ein Jugendbuch nicht mehr so berührt, wie Adriana Popescus Der Sommer mit dir. Einerseits will man immer weiterlesen, andererseits soll es aber nicht zu schnell vorbei sein. Und dann habe ich es doch nicht aus der Hand legen können und die 400 Seiten am Stück gelesen und am Ende eine Träne verdrückt.
5 Sterne für dieses Lesehighlight, das zeigt, dass wir im Leben immer unsere eigenen Entscheidungen treffen und auf unseren Bauch hören sollten, statt auf Kopf oder Herz.